Gemeinderat,
35. Sitzung vom 24.11.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 36 von 134
antworten und endlich zu den Schlusszahlungen zu kommen?
Hier gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder hat Wien so schlecht abgerechnet,
dass es notwendig war, weitere Erhebungen durch die Europäische Union
durchführen zu lassen oder Wien war schon in seiner Abrechnung nicht fähig,
darzustellen, wo die Bereiche hängen.
Das zweite Interessante ist, es ist noch einmal
gelungen, ein "URBAN"-Programm aufzustellen, und zwar in der
Periode 2000 bis 2006. Dieses Programm betrifft den 2. und den
20. Bezirk. Dabei ist ganz interessant, gleichzeitig zu Wien ist es Graz
gelungen, ein Programm im Bereich "URBAN" für Graz zu erwerben. Wenn
man sich das anschaut, sind von den Strukturmitteln dafür in Wien
38 Prozent, in Graz jedoch bereits 66 Prozent in Anspruch genommen
worden. Hier fragt sich, woran es liegt, dass Wien wieder säumig ist und nicht
darauf schaut, dass die Strukturveränderungen, gerade im 2. und
20. Bezirk, schnell durchgeführt werden.
Es ist interessant, dass die Europakommission an
Einfluss und Möglichkeit intensiv verloren hat. Als es noch die kleine
Koalition zwischen SPÖ und ÖVP gegeben hat, hat es im Jahr 1998 fast keine
Landtagssitzung gegeben, wo nicht irgendeine Mitteilung zu Europa von diesem
Rednerpult aus stattgefunden hat. Damals haben der Bürgermeister, der
Vizebürgermeister und die Finanzstadträtin Mitteilungen gemacht. Ich kann mich
auch noch an die interessanten Diskussionen mit dem Bürgermeister oder die
Frage, wie schnell man die Osterweiterung durchführen soll und wie die
österreichische Wirtschaft das durchhält, erinnern. Es war damals, nachdem
Klima als Bundeskanzler gesagt hat, man sollte so schnell wie möglich diese
Vereinigung durchführen, von Häupl eher die Möglichkeit, zu sagen, allzu
schnell sollte es nicht sein und die Vorbereitungen sollten ordnungsgemäß
getroffen werden. Seit 1998 ist es ziemlich ruhig geworden. Man hat dann hier
noch einmal eine Deklaration beschlossen und dann war es eigentlich vorbei mit
der Tätigkeit der Europakommission als mittragende Einrichtung dieses Landtags
beziehungsweise des Gemeinderats. Heute ist die Europakommission ein Gremium,
in dem Bericht erstattet wird. Da kommt der Abg von Einem, erzählt über den
Europäischen Konvent und es gibt andere Bereiche, wo erzählt wird, aber
Mitbestimmung und Überlegungen für die Entwicklungen gibt es keine.
Gerade hier wäre es wirklich wichtig und interessant,
denn meine Damen und Herren, am 1. Mai 2004 treten unsere zehn
mittel- und osteuropäischen Nachbarn der Europäischen Union bei. Der Kollege
Hundstorfer hat es zuerst schon erwähnt, in sechs Monaten hat sich Europa um
zehn Länder erweitert, davon allein vier an Österreichs direkten Grenzen. Hier
wäre im Endeffekt Arbeit zu leisten gewesen. Bereits seit 1989 wäre es
notwendig gewesen, auch die Arbeit dafür vorzubereiten und umzusetzen. Was ist
passiert? Nicht viel. Man hat im August 2003 einen Bericht von der
OECD erstellt, der in 18 Punkten beschreibt, was notwendig wäre, um die
Integration zwischen der Slowakei und Preßburg beziehungsweise Wien stärker zu
forcieren.
Interessant ist, 1998 hat der damalige und heutige
Präsident der Wiener Wirtschaftskammer, Nettig, eine Vienna Region gefordert.
Der Vizebürgermeister Görg hat das stark unterstützt und die StRin Ederer hat
festgestellt, es gibt ungefähr drei Millionen Leute, die in dieser Vienna
Region im unmittelbaren Bereich zwischen Wien und Preßburg wohnen. Wenn man die
Gesamtregion auf die Umgebung von Preßburg beziehungsweise Niederösterreich und
Burgenland ausdehnt, kommt man auf eine Gesamtbevölkerung von
4,2 Millionen Leuten und einer Wirtschaftskraft, die ihresgleichen sucht.
Wien hätte die Chance gehabt, hier etwas weiterzubringen. Passiert ist
verhältnismäßig wenig. Interessant ist, wenn man sich den Arbeitsmarkt
anschaut, denn dann wissen wir alle, dass die Slowakei unter intensiven
Arbeitsmarktproblemen leidet und die Arbeitslosigkeit in der Slowakei im
Bereich Preßburg über zehn Prozent beträgt. Im Jahr 2001 waren das in
Preßburg selbst nur 5,8 Prozent, in der Umgebung über 15 Prozent
und damit ergibt sich der Schnitt von 10 Prozent. In Wien waren das
2001 auch 5,8 Prozent. Mittlerweile sind wir in Wien bei
9,1 Prozent. Hier, Herr Bürgermeister, müsste man sich schon den Kopf
darüber zerbrechen, wie man mit diesen Arbeitslosenbereichen umgeht.
Wenn man Preßburg mit Wien vergleicht, dann sind die
Zahlen für Wien eigentlich erschreckend, denn dass wir im primären Bereich in
Wien, das heißt in der Landwirtschaft, weniger Angebot als im Bereich Preßburg
haben, ist ganz selbstverständlich. Im Sekundärbereich, das heißt Bauen und
Industrie, liegen wir auch intensiv hinter der Slowakei. Aber im tertiären
Bereich, das beginnt mit dem Handel, geht über die Verwaltung und über viele
andere Bereiche, liegen wir in Wien bei 78,9 Prozent und in der Slowakei
bei 75,1 Prozent, also fast gleich. Interessant ist dabei zu sehen, in
Wien ist im Bereich der öffentlichen Verwaltung der Arbeitsmarkt mit
20,1 Prozent und in der Slowakei mit 5,3 Prozent dargestellt. Das ist
durchaus interessant. Im Gesundheits- und Sozialwesen sind in Wien, wo wir von
unserem Sozial- und Gesundheitswesen sehr viel halten, 3,9 Prozent in
diesem Bereich untergebracht, in der Slowakei 5,9 Prozent. Im Handel sind
es in der Slowakei 19,4 Prozent, in Österreich aber nur 14,4 Prozent.
Das Einzige, was heute dem
Wirtschaftskammerpräsidenten Nettig dazu einfällt, ist, man muss die Wiener
Einkaufsstraßen besser ausbauen. Dagegen ist nichts zu sagen, aber es ist,
glaube ich, zu wenig Idee. Der Kollege Aichinger hat das dann noch verbessert.
Er hat gesagt: "Na ja, dann überdachen wir halt die Mariahilfer
Straße." Ich weiß nicht, ob es wirklich zu einer Stärkung der Kaufkraft
und des Handels in Wien führt, wenn man die Mariahilfer Straße überdacht. Ich
glaube, hier sind mehr Ideen und mehr Notwendigkeiten durchzuführen.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, zum Bereich
Arbeitskräfteverlust in Wien: In den letzten Jahren sind in Wien
30 000 Arbeitsplätze verloren gegangen. Der Kollege Hundstorfer hat
versucht, uns zu erklären, dass diese 30 000 Arbeitsplätze
hauptsächlich auf die Einsparungspotenziale aus dem Bundesbereich
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