Gemeinderat,
35. Sitzung vom 24.11.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 35 von 134
dennoch ab. Es ist um die Weiterentwicklung des
Biotechstandortes Heiligenstadt sehr still geworden. Da haben wir uns
eigentlich mehr erwartet, wesentlich mehr. Es wurde ja die Stadtentwicklungsholding
auch damit beauftragt und betraut. Von dort hören wir gar nichts mehr, da ist
es ganz still geworden. Und wir haben auch einen wesentlichen Sektor mit einer
guten Initiative begonnen, nämlich mit einer eigenen Stelle für die Unterstützung
der Kreativwirtschaft. Da erwarte ich mir auch neue Impulse, die ich in der
heute vorliegenden Debatte noch gar nicht erkennen kann. (Beifall bei der
ÖVP.)
Noch etwas ist mir abgegangen. Es wurde ja ein
Automotivcluster in Wien gebildet, eine gute Initiative in Zusammenarbeit auch
mit der Eco Plus, also eine Initiative der Vienna Region. Da wäre es zum
Beispiel angebracht gewesen, dass man in diesen Sektor hier so eine
Einzeldotation von 90 Millionen EUR investiert. Warum? Weil das
Pendel dieser Initiative sehr zugunsten von Niederösterreich auszuschlagen
scheint.
Ich lese immer mehr, nicht nur auf der Homepage von
ECO-Plus, der Betriebsansiedlungsgesellschaft Niederösterreichs, sondern auch
in Zeitungen, dass in Marchegg, wo eine neue Brücke als Verbindung zur Slowakei
geschlagen wird, ein Gewerbepark errichtet wird, speziell für die
Autozulieferbranchen. Warum hat dieser Standort einen so hohen Standortvorteil?
Weil er eine direkte Verbindung zu dem Volkswagenwerk und zu den großen
Autofirmen, die ihre Produktion in der Slowakei aufgebaut haben, erhält. Das
heißt, diese Unmittelbarkeit und die neue Verkehrsverbindung haben sicher ein
größeres Plus für den Standort als unsere Paukergründe. Daher habe ich mir
erwartet und daher hoffe ich auch, dass die Bemühungen in Wien intensiviert
werden und dass man mehr dazu beiträgt, als einfach das Projekt laufen zu
lassen.
Ganz zum Schluss habe ich mir aufgehoben, noch einmal
darauf zu replizieren, warum das Konjunkturbelebungspaket in Wien so hoch
herausgestrichen wird, das – wie ich schon gesagt habe – in meinen Augen eher
Chimäre ist und warum bestritten wird, dass der Bund irgendetwas zur
Konjunkturbelebung beiträgt. Ich habe mir das für den Schluss aufgehoben, weil
ich es nur kurz streifen möchte. Ich muss sagen, ich bin persönlich fast schon
müde, immer diese Erwiderungen zu den Falschmeldungen über die fehlende oder
über die grausliche Bundespolitik hier breittreten zu müssen.
Der Bund hat uns erst unlängst ein Wachstumspaket von
immerhin 2,5 Milliarden EUR vorgestellt. Das hat uns der Herr
Vizebürgermeister verschwiegen. Es sind in diesem Paket, vor allem was die
Infrastrukturinvestitionen betrifft, sehr große Anteile enthalten, die Wien in
hohem Maße zugute kommen. Der Herr Klubobmann Dr Tschirf hat sie schon
angesprochen, nämlich die vier TEN-Projekte zur Verkehrsverbindung auf der
Schiene und auf der Straße. Ich werde sie daher nicht wiederholen. Ich darf
aber noch ins Treffen führen, dass es durchaus Gespräche mit dem Bund und
selbstverständlich auch die Bereitschaft des Bundes gibt, nicht nur die
U-Bahnfinanzierung fortzuführen, sondern sich an der Finanzierung des
Zentralbahnhofs zu beteiligen, am Ausbau und der Sanierung des internationalen
Konferenzzentrums und sogar an der Finanzierung des Ernst-Happel-Stadions.
Ich hoffe, dass wir eines Tages den Punkt überwunden
haben werden, wo von diesem Pult aus immer wieder behauptet wird, der Bund
schädigt Wien, trägt nichts zur Situation Wiens bei und nur die Stadt Wien
tätigt die großen Investitionen, die sich letztlich doch als gewisse Chimäre
herausgestellt haben. – Danke. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzende GRin Heidemarie Unterreiner:
Als nächster Redner ist Herr Dr GÜNTHER am Wort. Ich erteile es ihm.
GR Dr Helmut GÜNTHER (Klub der
Wiener Freiheitlichen): Frau Vorsitzende! Herr Finanzstadtrat! Meine sehr
geehrten Damen und Herren!
Frau Kollegin Rothauer, werden Sie nicht müde, darauf
zu replizieren und darzustellen, wie es wirklich mit dem Bundesbudget
ausschaut, denn der Kollege und Finanzstadtrat Rieder wird auch nicht müde,
hier darzustellen, dass ein Versagen ausschließlich am Bundesbudget und an der
Tätigkeit der Bundesregierung zu messen ist!
Meine sehr geehrten Damen und Herren, Klubobmann
Kabas hat schon deutlich darauf hingewiesen, welche Einschränkungen dieses
Wiener Budget bietet, vor allem im Sozialbereich. Ein bestimmter Bereich ist in
dem Budget kaum zu sehen, und zwar ist das der Bereich Europa und die
Ausdehnung Europas. Beziehungsweise ist es in zwei Punkten zu sehen. Das Eine
ist eine Budgetierung für die nächstes Jahr stattfindende Wahl zum Europäischen
Parlament und das Zweite ist eine kleine Finanzierung, die sich bei den
europäischen Bereichen ergibt.
Ein interessanter Bereich ist, Sie können sich alle
daran erinnern, vor Eintritt Österreichs in die Europäische Union wurde in Wien
die Europakommission gegründet, um Wien auf diese Möglichkeit vorzubereiten, um
in Wien die Gesetzesmaterien darauf vorzubereiten. Das ist geschehen und es ist
damals auch noch unter VBgm Mayr gelungen, für Wien ein Programm, und zwar das
"URBAN"-Programm an Land zu ziehen. Dieses Programm hat im Bereich
des Gürtels zu guten Entwicklungen geführt und war in der ersten
Periode 1995 bis 1999 durchzuführen. Interessant dabei ist, dieses Programm
wurde in Wien im November 2002 abgerechnet und erst Ende
September 2003 kam die Antwort aus Brüssel. Alles andere ist noch nicht
geschehen.
Graz hat gleichzeitig wie Wien ein Strukturprogramm im
Bereich "URBAN" bekommen, hat das im September des Vorjahrs
abgerechnet und im Mai abgeschlossen. Wien wartet also noch immer auf die
Zahlungen aus Brüssel, und zwar auf die Endabrechnung. Jetzt stellt sich für
mich die Frage, was der Grund dafür ist. Wieso braucht die EU fast ein Jahr
dazu, um eine Abrechnung für das Programm "URBAN" wieder nach Wien
zurückzusenden? Wieso ist Wien jetzt nicht in der Lage, auf Grund dieser
Akzeptanz durch Europa wieder zu
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