Gemeinderat,
35. Sitzung vom 24.11.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 34 von 134
200 Millionen EUR, das sind ja die besten
Investitionen, sind solche, die mittelbar durch Förderungsprogramme wie zum
Beispiel solche, die der WWFF verwaltet, ausgelöst werden sollen, sage ich
dazu, denn das ist eine Hoffnung an die privaten Unternehmungen, dass sie
a) von den Förderungen in dem Maß Gebrauch machen und
b) dass das auch wirklich zu der Höhe an
Investitionen führt, die man in diesem Zusammenhang ins Treffen führt.
Also ich sage, das kann es ja nicht sein, dass das
die große Konjunkturoffensive wird!
Ich
wende mich den Ausgaben zu, die im Bau- und Baunebengewerbe wirksam werden
können. Auch das wurde in der öffentlichen Berichterstattung mit
Rekordaufwendungen und neuem Höchststand angekündigt. So, wie schaut es hier
aus? Es sind im Voranschlag 2004 1,41 Milliarden EUR budgetiert.
Im Voranschlag 2003 waren es 1,39 Milliarden EUR. Das ist in der
Tat eine Erhöhung, meine sehr geehrten Damen und Herren, um 2 Prozent. Nun
wissen wir, dass wir glücklicherweise eine Inflation von nur 1,3 Prozent
haben, aber wenn man das den 2-Prozent-Steigerungen entgegensetzt, weiß man
schon, dass diese Steigerung fast zur Gänze aufgefressen wird. Das heißt, das
kann es auch nicht sein. Und gerade diese Ausgaben für das Bau- und
Baunebengewerbe haben ja ziemlich intensive und starke Auswirkungen auf den
Arbeitsmarkt. Der Klubobmann Dr Tschirf hat es schon erwähnt. Ich streife es
nur mehr.
Die
unselbstständig Beschäftigten am Wiener Bau sind ja von 1996 auf 2002 schon um
25 Prozent gesunken. Das heißt, hier haben wir ja schon einen großen
Rückschritt gemacht und es wäre eigentlich wieder etwas aufzuholen. Die
Auftragsbestände sind in Wien im gleichen Zeitraum um 15,7 Prozent zurückgegangen
während sie im Bund nur um 8,5 Prozent zurückgegangen sind. Und im Winter
2002/2003 waren in Wien zeitweise über 10 000 Arbeitslose, die zuvor
am Bau beschäftigt waren, zu verzeichnen. Das ist natürlich etwas, wo man
besonders reagieren müsste und daher ist es besonders schmerzlich, dass gerade
in diesem Sektor diese sogenannte Rekordaufwendungen keine wirklichen
Rekordaufwendungen sind. Und wenn man noch dazu die Beschäftigungsintensität
betrachtet, die das Sanierungsgeschehen hervorbringt, zum Beispiel im Bereich
der Altstadterhaltung, wird die folgende Tabelle noch schmerzlicher: Der Ansatz
für Altstadterhaltung und Denkmalpflege ist gegenüber dem Voranschlag 2003
um knapp 10 Millionen EUR geringer dotiert. Das ist sehr bedauerlich,
meine sehr geehrten Damen und Herren, und das ist sehr schmerzlich, denn ein
Euro Förderung löst in diesem Baubereich neun Euro Investitionen aus. Wir
wissen auch, dass das ein besonders beschäftigungsintensiver Bauzweig ist, wo
dann die größten Auswirkungen auf dem Arbeitsmarkt damit zusammenhängen.
Immerhin ergeben 80 000 EUR Umsatz Arbeit für einen Beschäftigten,
wie uns das WIFO schon vorgerechnet hat.
Nun
wende ich mich der direkten Wirtschaftsförderung zu. Die direkten
Wirtschaftsförderungsmittel sind im Voranschlag 2004 gegenüber 2003 ja
beträchtlich zurückgegangen: Von 160,5 Millionen EUR auf
99,7 Millionen EUR. Warum? Es erklärt sich durch den Wegfall von
Einzelmaßnahmen. Nun erinnere ich mich, meine sehr geehrten Damen und Herren,
was es im Vorjahr für Jubelmeldungen gegeben hat, um wie viel, nämlich um 140
oder noch mehr Prozent die Wirtschaftsförderung höher dotiert war als davor.
Wir hätten applaudieren sollen, wir haben applaudiert, weil das immer noch
besser als keine Steigerung ist, haben aber damals schon darauf aufmerksam
gemacht, dass es sich im Wesentlichen auf ein punktuelles Ereignis zurückführen
lässt. Das wäre ja auch noch positiv, wenn man ein solches punktuelles
Ereignis, das dann fertig ausfinanziert ist, nicht durch nichts anderes
ersetzt. Was heißt das? Das heißt, das Darlehen für für das Projekt T-Mobile
von 92,6 Millionen EUR, das im Jahr 2003 budgetiert wurde, ist
im Jahr 2004 mit Null angesetzt und auch durch nichts anderes kompensiert,
und das werfe ich vor. Denn wenn ich 90 Millionen EUR Investitionssumme
einem anderen Einzelprojekt zur Verfügung stelle, wofür es sicher geeignete
Projekte gegeben hätte, dann wäre ich mit der Wirtschaftsförderung wieder auf
dem hohen Level, den sie verdient.
Die
Ausgabenpositionen, die über den Wirtschaftsförderungsfonds abgewickelt werden
und die ich mir auf der Haushaltsstelle 7822 Zeile für Zeile durchgeschaut
und addiert habe, ergeben für den Voranschlag 2004 eine Gesamtsumme von
27,71 Millionen EUR. Im Voranschlag 2003 waren es noch 35,94 Millionen EUR.
Das ist um knapp 23 Prozent weniger. Das wäre ja schon bedauerlich genug,
wenn wir nicht von früheren Debatten hier im Hause wüssten, dass es zusätzlich
noch für frühere Überziehungen eine Rückzahlungsverpflichtung für den
Wirtschaftsförderungsfonds gibt, die meines Wissens noch nicht aufgehoben wurde
oder zumindest habe ich davon heute oder in der Gesamtdebatte zum
Voranschlag 2004 noch nichts gehört.
Wir
haben auch feststellen müssen, dass die wirtschaftlichen Notstandsmaßnahmen im
Voranschlag 2004 gegenüber 2003 zurückgenommen wurden, nämlich konkret von
25,5 Millionen auf 21 Millionen. Nun, wir können ja nur hoffen, dass
wir von unvorhergesehenen oder unvorhersehbaren unangenehmen Ereignissen
verschont bleiben. (GR Dipl Ing Martin Margulies: Vor allem der Bundesregierung!)
Ja aber auch von eigenen. Es gibt ja viel Eigenverschuldetes. (GR Dipl
Ing Martin Margulies: Sie haben Recht, wenn Sie sich gegenseitig ergänzen!)
Was bisher beleuchtet wurde, ist an sich nur die Fortführung
des Status quo. Verlangt oder gefragt wären vielmehr Innovation, Entwicklung,
Spezifizierung oder auch neue Profile. Der Herr Finanzstadtrat hat zurecht
darauf hingewiesen, dass wir in Wien auf dem Biotechsektor sehr stark sind,
nämlich durch diese wirklich bemerkenswerte Initiative in der Bohrgasse und
auch Komplementäreinrichtungen, aber die konsequente Fortführung und auch neue
Schwerpunkte gehen mir
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular