Gemeinderat,
35. Sitzung vom 24.11.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 32 von 134
budgetiert gehabt, real werden es zumindest 110 Millionen EUR
sein. Für 2004 steht ein Gebarungsabgang von 67 Millionen EUR da,
real werden es 100, 110 Millionen EUR sein.
Die Frau StRin Pittermann hat in ihrer
Offenherzigkeit im Stadtsenat – im Wörtlichen Protokoll ist das nachzulesen –
eine Sache gesagt, die wirklich mehr hätte auslösen müssen als nur aufhorchen
zu lassen. Sie hat gesagt: „Der voraussichtliche Rücklagenstand des Krankenanstaltenverbunds
mit Ende 2004 ist 10 Milli-onen EUR.“ Jetzt erinnern wir uns,
wie hoch am 1.1.2002 die übertragenen Rücklagen der Stadt Wien waren:
380 Millionen EUR, wenn mich nicht alles täuscht. Was nichts anderes
heißt, als dass wir im Krankenanstaltenverbund ein strukturelles Defizit von
mehr als 110 Millionen EUR haben und Sie versuchen, es in jedem
Budgetvoranschlag zu verschleiern. Nur, meine sehr geehrten Damen und Herren
von der Sozialdemokratie, damit machen Sie es nicht besser, weil das, was
Ende 2004 übrig bleibt, sind Rücklagen, die vielleicht noch da sind, weil
- wie gesagt - der Wirtschaftsplan 2004 des Krankenanstaltenverbunds
falsch ist oder der Budgetvoranschlag der Stadt Wien falsch ist. Eines von
beiden ist hundertprozentig falsch. Es ist nicht zu erfüllen. Wir werden sehen,
welche Konsequenzen das hat. Nur, sich dann herauszustellen und über die
Pflegemilliarde, so wie es der Bürgermeister in Pressekonferenzen gemacht hat -
das wird ja eh immer abgeschwächter - zu philosophieren, erscheint angesichts
der gegenwärtigen budgetären Situation absurd.
Ich erinnere: Die Pflegemilliarde bis 2010 wurde als
zusätzliche Mittel der Stadt Wien in den kommenden sieben Jahren geboren.
Abgeschwächt wurde die Pflegemilliarde auch im Stadtsenat mit: „Wir werden es
aus den Rücklagen finanzieren und es wird PPP-Modelle zur zusätzlichen
Finanzierung betreffend der Pflege in Wien geben.“
Mittlerweile ist es so weit, dass die vollkommen
absurde Situation offen gelegt und gesagt wird: Ja die Pflegemilliarde ist in
den Investitionskostenzuschüssen an den Wirtschaftsplan Krankenanstaltenverbund
drinnen, Größenordnung von 140 Millionen EUR mal 7 geht sich auf
ungefähr 1 Milliarde EUR bis 2010 aus. Das würde bedeuten, dass es
keinerlei andere Investitionen mehr im Spitalsbereich und im Pflegebereich
geben würde und wir wissen, das ist absurd. Die Pflegemilliarde war eine
Erfindung vom Bgm Häupl zur Beruhigung der Situation. Sie findet ihren
Niederschlag in keiner wie immer gearteten Art und Weise budgetär, weder im
Voranschlag 2004 noch im Unternehmensplan für den Krankenanstaltenverbund.
Nächster Punkt. Warum ist dieser Voranschlag auch
eine Bedrohung für die soziale Sicherheit? Wir erinnern uns an die Debatten, in
denen StRin Laska immer wieder gesagt hat: Nein, ich habe keinen Sozialabbau
vorgehabt, es war eine Weisung der Beamten, et cetera. Alles abgehandelt. Es
hat sich herausgestellt, die Stadträtin hat gelogen. Gut, so ist es, wir nehmen
zur Kenntnis, dass daraus keine politischen Konsequenzen gezogen werden.
Mittlerweile stellt sich heraus, es war schon der
zweite Versuch. Mittlerweile stellt sich heraus, die Frau Stadträtin hat schon
im August 2002 eigenhändig eine Weisung erteilt, dass selbstverständlich
seitens der zuständigen Magistratsabteilung Kürzungen bei den Sozialausgaben
vorzuschlagen sind!
Frau Kollegin Wesehly, haben Sie gewusst, dass Ihre
Stadträtin schon 2002 die zuständige Magistratsabteilung angewiesen hat,
Vorschläge zu entwickeln, wie man Sozialausgaben kürzen kann? Haben Sie das gewusst
oder überrascht es Sie jetzt? Kann sein, dass es sich...(GRin Mag Sonja
Wehsely: Mich überrascht gar nichts von Ihnen! Von Ihnen!) Das überrascht
Sie von Ihrer Stadträtin nicht? Mich hat es schon überrascht. Ich finde es
bedauerlich, eine Sozialstädträtin zu haben, die gelogen hat, die schon 2002
gewusst hat, dass man mit den finanziellen Mitteln, die im Sozialressort
budgetiert sind, überhaupt nicht auskommen kann. Frau StRin Laska hat nämlich
schon 2002 gewusst, dass man um die 60 Millionen EUR mehr brauchen
wird als es im Budgetvoranschlag dann letztendlich ausgewiesen wurde!
Es hat auch die Finanzverwaltung gewusst, Herr StR
Rieder. Sie haben es auch gewusst, wie aus dem regen Briefverkehr, in den ich
dankenswerterweise zum Teil Einsicht bekommen habe, hervorgeht. Sie alle haben
es gewusst! Es ist bedauerlich, dass auf dieser Ebene eine Auseinandersetzung
erfolgen muss, weil die zuständigen Stadträte und Stadträtinnen der
Sozialdemokratie vor allem darauf Wert legen, den Sozialbereich zu kürzen. Und
wenn es nicht gelingt, passiert es das nächste Mal. Und wenn es nicht gelingt,
dann versuchen wir ein neues Mal.
Dann kommen wir zum Beispiel der Pflichtschullehrer.
Und weil Sie schon wieder den Kopf schütteln, sehr geehrte Frau Wehsely, vorher
noch eines: Ich habe deshalb gesagt, so lange es noch einen gesetzlichen
Anspruch gibt, ist es letztendlich egal, was bei der Sozialhilfe dasteht, weil
es schlecht für Finanzausgleichsverhandlungen ist. Überall dort, wo man
dokumentieren muss, wie viel Ausgaben man tatsächlich hat, wäre es sinnvoll,
dem Bund gegenüber und den anderen Bundesländern mit dem Voranschlag klar zu
machen, dass die Ausgaben bei weitem höher sind als im Voranschlag ausgewiesen.
Es macht überhaupt keinen Sinn, mit niedrigen Zahlen in den Budgetvoranschlag
hineinzugehen. Und mit der Ausgliederung von vielen Aufgaben des Sozialbereichs
in den Fonds „Soziales Wien“ werden wir sehen, ob die gesetzlichen
Verpflichtungen aufrecht erhalten werden oder ob, um den Förderleistungen im
Fonds „Soziales Wien“ gerecht zu werden, aus Pflichtleistungen Förderleistungen
werden. Spätestens ab dem Zeitpunkt haben wir eine enorme Bedrohung für das
soziale Wien.
Kommen wir zu den Pflichtschullehrern,
Pflichtschullehrerinnen. Ich erinnere mich noch, wie Bgm Häupl im
Gemeinderatswahlkampf 2001plakatieren ließ "Wir sparen keine
Lehrer". Ein zentraler Punkt. Mittlerweile stellt sich heraus, dass nicht
nur schon bisher Lehrer und
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