Gemeinderat,
35. Sitzung vom 24.11.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 31 von 134
Behindertenhilfe kommen und selbstverständlich auch nicht zu
einer Absenkung der Sozialhilfe. Derjenige, der Sozialhilfe braucht, aus
welchen Gründen auch immer, wird diese Sozialhilfe bekommen.
2004 wird aber für uns alle ein sehr, sehr
schwieriges Jahr werden, demzufolge wir weiterhin damit konfrontiert sein
werden, dass das Wirtschaftswachstum nicht so sein wird wie wir alle uns das
vorstellen. 2004 sagen uns die Wirtschaftsforscher Österreich weit auch einen
weiteren Anstieg der Arbeitslosigkeit voraus. 2004 gibt es aber auch die
Möglichkeit, bei vielen Wahlen, die in Österreich stattfinden, eine Zäsur zu
machen und in der Demokratie hier eine Antwort zu geben. Aber dazu möchte ich jetzt
nichts sagen.
Der Budgetvoranschlag 2004 ist, glaube ich, eine sehr
gute Grundlage, um in Wien weiterhin ein hohes Maß an Beschäftigung abzusichern
und auch neue Beschäftigung zu entwickeln. Es ist ein Budgetvoranschlag, die
soziale Sicherheit unter diesen sehr, sehr schwierigen Rahmenbedingungen
abzusichern. Ich darf noch einmal das wiederholen, womit ich begonnen habe. Die
Frage der Erweiterung der Europäischen Union ist für uns alle eine
Herausforderung, der wir uns stellen wollen, zu der wir stehen und für die wir
bereit sind. Uns allen muss bewusst sein, es ist eine Herausforderung und
demzufolge wird dieses Jahr 2004 für uns ein sehr arbeitsintensives.
Im Gegensatz zur Opposition hat die Sozialdemokratie
vor Vielbeschäftigung noch nie Angst gehabt. Wir werden diese Beschäftigung
aufnehmen und in diesem Sinne ersuche ich, dem Budgetvoranschlag zuzustimmen. -
Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit. (Beifall
bei der SPÖ.)
Vorsitzende GRin Mag Heidemarie Unterreiner: Als nächster Redner ist Herr Dipl Ing Margulies
gemeldet. Ich erteile ihm das Wort.
GR Dipl Ing Martin Margulies (Grüner Klub
im Rathaus): Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrte Frau Vorsitzende!
Dieser Budgetvoranschlag sichert ob seiner
finanziellen Bedeckung die Sozialleistungen in Wien nicht. Die Sozialleistungen
in Wien sind gegenwärtig ob ihrer gesetzlichen Regelung gesichert. Fällt diese
gesetzliche Regelung und fallen die Pflichtleistungen weg und werden viele
dieser Leistungen in Förderleistungen umgewandelt, dann bedeutet der für das
kommende Jahr vorgelegte Budgetvoranschlag einen Anschlag auf die soziale
Sicherheit in Wien und nicht eine Sicherung.
2. Ich werde alle Punkte später dann noch näher
ausführen. Wenn in Zeiten, in denen Österreichweit über finanzielle Knappheit
gesprochen wird, Finanzausgleichsverhandlungen anstehen und dann seitens der
Stadt Wien in vielen Bereichen ganz bewusst unterdotiert wird und in manchen
Bereichen bewusst falsch dotiert wird, dann bedeutet das eine langfristige
Schädigung der Position Wiens bei Finanzausgleichsverhandlungen, denn das
schaue ich mir an, dass man sich bei Finanzausgleichsverhandlungen hinstellt
und sagt: Na um irgendwie noch halbwegs das Budget einzuhalten haben wir da
unterdotiert, in Wirklichkeit kostet es ein bissel mehr.
Ein dritter und ganz wesentlicher Bereich ist der
Zentrale Bereich und mit dem möchte ich jetzt beginnen.
Dieser Budgetvoranschlag zusammen mit dem
Wirtschaftsplan des Krankenanstaltenverbunds ist schlicht und einfach um
40 Millionen EUR falsch. So einen Budgetvoranschlag und so einen
Wirtschaftsplan des Krankenanstaltenverbunds vorzulegen ist eine politische
Sauerei! Das ist ein Missbrauch der absoluten Mehrheit und das lehnen wir ab!
Meine sehr geehrten Damen und Herren, weil Sie in den
Bänken sitzen und lächeln: Sie werden jetzt die Gelegenheit haben, mir ein
Kunststück zu erklären, auch Sie, Herr Finanzstadtrat: Wie schaffen Sie es, aus
heißer Luft 40 Millionen EUR zu machen bei Plusgrößen - und ich rede
jetzt bewusst über Plusgrößen -, die nichts mit einer kameralistischen
Voranschlagspolitik zu tun haben, die nichts mit Maastricht-Relevanz zu tun
haben? Und jeder und jede, die dieses in dem Zusammenhang erwähnen, reden kurz
gesagt budgetpolitischen Schwachsinn. Erklären Sie mir, wie Leistungsflussgrößen
um 40 Millionen EUR differieren können?
Beim Krankenanstaltenverbund-Wirtschaftsplan stehen
einnahmenseitig vom eigenen Sozialhilfeträger als Leistungserlöse MA 12/47
212 Millionen EUR. Diese 212 Millionen EUR müssten sich im
Budgetvoranschlag der Stadt Wien in diesem Grünen Buch wieder finden. Herr
Strobl, tun Sie es? Finden Sie da die 212 Mil-lionen EUR, die beim
Wirtschaftsplan des Krankenanstaltenverbunds einnahmenseitig drinnen sind? Herr
Finanzstadtrat Rieder, finden Sie es in diesem Grünen Buch? Nein, Sie finden es
nicht! Es differiert um 40 Millionen EUR,
39,5 Millionen EUR. Wir finden bei der MA 12, neu MA 15A
23,7 Millionen EUR. Wir finden bei der MA 47
149,488 000 EUR. Das erfährt man allerdings nur, wenn man nachfragt,
weil es im Budget selbst nicht drinnen steht. Wenn man nachfragt, erfährt man
das. Und jetzt rechnen Sie diese beiden Summen zusammen:
150 Millionen EUR plus 23 Millionen EUR ergibt 173 Millionen EUR.
Herr Finanzstadtrat, was steht im Wirtschaftsplan des Krankenanstaltenverbunds
als Plusgröße? 212 Millionen EUR als Einnahme? Und beide Rechenwerke
wollen Sie morgen beschließen, wohl wissend, dass es einfach nicht stimmen
kann, weil 212 Millionen EUR nicht gleich 173 Millionen EUR
sind? Sie werden nachher die Möglichkeit haben, uns dieses Kunststück zu
erklären und wenn es Ihnen gelingt, Herr Finanzstadtrat, dann gebe ich Ihnen
gerne 2 EUR und ersuche Sie, mit meinen 2 EUR dasselbe Kunststück zu
machen. Machen Sie 40 Millionen EUR und 2 EUR daraus und wir teilen!
Es ist nicht möglich!
Wohin führt diese Diskussion? Wohin führt diese Art der
Gebarung? Sie werden es, wenn Sie den Rechnungsabschluss des
Krankenanstaltenverbunds 2002 gelesen haben, gemerkt haben: Statt der
prognostizierten rund 70 Millionen EUR Gebarungsabgang war er
dramatisch höher. Für 2003 haben wir 60 Millionen EUR Gebarungsabgang
vom Krankenanstaltenverbund
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