Gemeinderat,
35. Sitzung vom 24.11.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 23 von 134
bisher herausgestellt –, dass halt an der Spitze dieser
Ressort auch Ressortleiter stehen, Stadträte und Stadträtinnen stehen, die ihre
Ressorts zumindest teilweise nicht im Griff haben, die auch nicht
durchschlagskräftig genug sind, um in ihrem Ressort Verbesserungen
durchzuführen.
Im Gesundheitsressort etwa ist ja das Problem Lainz
nicht erst jetzt wirklich aufgebrochen. Eigentlich haben viele Wienerinnen und
Wiener gehofft, dass nach diesen fürchterlichen Ereignissen aus dem Jahre 1989
hier insgesamt eine Verbesserung kommen wird, doch jetzt hat sich
herausgestellt, dass eben da noch so vieles im argen liegt. Aber an der Spitze
dieser Ressorts, die nicht in bester Verantwortung sind, ist sicher das
Sozialressort mit der Frau VBgmin Laska.
Hier kann man wirklich sagen, die Frau Stadträtin hat
ihr Ressort auch nicht im Griff. Gerade im Sozialbudget wird wirklich
katastrophal gekürzt. Ich möchte nur beispielsweise ein paar Kürzungen in einer
kurzen Punktation hier vorrechnen, die die Bevölkerung ganz besonders treffen
werden. Wobei man auch sagen muss, dass in diesem Ressort sichtlich ganz
bewusst falsch budgetiert wird. Das haben wir ja vor ein paar Wochen gesehen.
Da wurde zugegeben, dass etwa bei der Sozialhilfe unterdotiert wurde und jetzt
aufgestockt werden musste. Wenn man vergleicht, was im Budget steht, nämlich
dass es wieder um 2 Millionen EUR weniger sind, als heuer insgesamt
verbraucht wird, weiß man schon, dass falsch budgetiert wurde.
Der Herr Finanzstadtrat hat vorhin in seiner Rede
schon gesagt, das Budget ist kein Korsett, da muss man sich auch bewegen
können. Das stimmt schon, aber man darf im Sinne der Budgetwahrheit nicht von
vornherein schon falsch budgetieren, weil man sagt, es wird schon irgendwann
verbessert werden. (Beifall bei der FPÖ.)
Was wird alles gekürzt? Kürzung der Förderung von
Kinderbetreuungseinrichtungen: minus 6 Millionen EUR; Kürzung der
Allgemeinen Sozialhilfe: minus 9 Milli-onen EUR; Kürzung der Behindertenhilfe:
minus 3 Millionen EUR; Kürzung familienfördernder Maßnahmen: minus
4 Millionen EUR; Kürzung der Wiener Sportförderung: minus
4 Millionen EUR; Kürzung der Wiener Wirtschaftsförderung: minus
6 Millionen EUR; Kürzung der Wiener Arbeitsmarktförderung – ja, auch
hier wird gekürzt –: minus 4,5 Millionen EUR; Kürzung der
Investitionszuschüsse an die Wiener Spitäler: minus 15 Millionen EUR.
Ein weiteres Beispiel: Kürzung bei den Pflichtschulinvestitionen sogar um
40 Millionen EUR. – Man könnte das noch lange fortsetzen.
Das alles ist zum Schaden der Bevölkerung und zum
Schaden der sozial Schwachen. Darauf brauchen Sie wirklich nicht stolz zu sein,
sondern da sollten Sie endlich einmal zur Einsicht kommen, dass doch ein
Überdenken Ihrer Politik so notwendig wäre. (Beifall bei der FPÖ.)
Ich habe schon die Unterbudgetierung und damit
Falschbudgetierung bei der Sozialhilfe erwähnt, es wird aber auch bei der Hilfe
zur Sicherung des Lebensunterhaltes falsch budgetiert werden, weil das auch
weit unter dem heurigen Bedarf liegt. Es gibt im Laska-Ressort darüber hinaus
Dinge, die nicht in Ordnung sind, die falsch laufen und die nicht gelöst
werden. Es geht nicht nur um die falschen Budgetzahlen, die immer wieder im
Laufe eines Budgetjahres hervorkommen – etwa heuer eine Nachdotierung des
Budgets für die Pensionistenklubs in der Höhe von über 50 Prozent, bei den
Kostenzuschüssen an gemeinnützige Organisationen beziehungsweise bei den
Vereinen für Kinderbetreuung –, es liegt seit Jahren kein Bäderkonzept vor, die
Sozialhilfe wurde seit 1995 nicht valorisiert, es gibt noch immer keine – und
das ist ein Problem, ein Problem auch in Wien, aber es wird negiert –
Unterbringungsmöglichkeiten für Kinder, wie das etwa in der Steiermark mit dem
"Schlupfhaus" sehr wohl der Fall ist. Es wäre gerade in Wien so
notwendig, dass man Kinder nicht einfach auf der Straße leben lässt, wo sie
dann Opfer von ganz fürchterlichen Zuständen werden.
Und so weiter und so weiter, bis hin zum Chaos bei
der Umstrukturierung der MA 12 oder aber bis hin zum Skandal in den
Geschützten Werkstätten, bis hin – auch das wurde hier schon diskutiert – zu
der Tatsache, dass man den Finanzausgleich, also das Gesetz, bei der Wiener
Schulverwaltung nicht einhält.
Das alles zeigt und signalisiert, dass dieses Ressort
einfach nicht im Griff des politisch Verantwortlichen, der politischen
Verantwortung liegt. Und jetzt kommt die SPÖ, die Mehrheitsfraktion, und will
mit dem Fonds Soziales Wien eine weitere Aushöhlung der Budgethoheit des
Gemeinderates erreichen; vielleicht doch aus der Erkenntnis heraus, dass die
jetzige Ressortverantwortliche ihr Ressort nicht im Griff hat. Nur ist es so –
wir werden uns darüber noch unterhalten, unterhalten müssen –, dass die SPÖ in
den letzten Jahren mit dieser Ausgliederungspolitik in Wirklichkeit die
politische Kontrolle ausschaltet, aber auch aus der politischen Verantwortung
flüchtet, weil sie das Ganze in Bereiche verschiebt, die dann nicht mehr
kontrollierbar sind und man von der Gnade abhängig ist, dass man dann noch
Informationen bekommt oder eben auch nicht bekommt.
Wobei man, gerade wenn man das am Fonds Soziales Wien
festmacht, Folgendes dazusagen muss: Ich glaube, der Bereich der sozialen
Dienstleistungen ist für die Ausgliederung am wenigsten geeignet. Denn nur
dort, wo eine wirtschaftliche Tätigkeit ein hohes Maß an
Eigenwirtschaftlichkeit ermöglicht, kommen etwaige Vorteile einer Ausgliederung
wirklich zum Tragen. Wir sind nicht grundsätzlich gegen Ausgliederungen, aber
es muss gewährleistet sein, dass die Kontrolle nach wie vor funktioniert, dass
die Modelle, die es im privatwirtschaftlichen Sektor gibt, auch hier im
hoheitlichen Bereich angewendet werden. Es darf nicht so sein, dass der
Gemeinderat einfach nicht mehr die Möglichkeiten hat, dort hineinzuleuchten, wo
nach wie vor Steuergeld verwendet wird und zur Verfügung gestellt wird, dass
man die Kontrollmöglichkeiten des Gemeinderates einfach kappt und es nur mehr
von der Willkür der Mehrheit abhängt, ob man jetzt Informationen bekommt oder
nicht.
Wir werden – das wird vor allem auch Kollege
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