Gemeinderat,
35. Sitzung vom 24.11.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 22 von 134
noch zaudert, damit er das einlöst, was er von der
Bundesregierung immer einfordert, eben Lösungskapazität. Die Regierung sollte
raschest umgebildet werden (GR Johann
Driemer: Alle Jahre wieder!), damit wir nicht nur von
Kontrollamtsberichten, von Untersuchungsausschüssen reden. Herr Kollege
Driemer, Sie werden ja verfolgen, was sich da im Untersuchungsausschuss
abspielt. Sie werden ja wissen, was das Kontrollamt immer berichtet. Da bleibt
vieles liegen. Deshalb wäre es notwendig, dass hier rasch Schritte gesetzt
werden, dass rasch wieder eine handlungsfähige Stadtregierung besteht und nicht
dieses Chaos, wie wir es in einigen Bereichen dieser Stadtregierung heute
haben. (Beifall bei der ÖVP.)
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Die
personalpolitische Situation in dieser Stadtregierung ist in vielen Bereichen
prekär, und das wird auf dem Rücken der Schwachen und Kranken in dieser Stadt,
aber auch der Schüler, Lehrer und Eltern in dieser Stadt ausgetragen. Das ist
eine Frage der Führungsschwäche, und das kann nicht so bleiben. Hier verlangen
wir rasch entsprechende Schritte.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Lassen Sie mich
daher die Kritik der Wiener ÖVP am vorliegenden Budgetentwurf für das Jahr 2004
wie folgt zusammenfassen: Es ist ein einfaches Fortwurschteln in der Art, wie
wir es in den letzten Jahren erlebt haben, ein Fortwurschteln, das dazu führt,
dass Wien die höchste Arbeitslosigkeit in Österreich hat. Es wird zu wenig getan,
damit die Wirtschaft angekurbelt wird, damit sich der Arbeitsmarkt in Wien
erholen kann. Es werden nicht die richtigen Schritte im Bereich der Sozial- und
Bildungspolitik gesetzt. Es werden keine Schritte in Richtung Dezentralisierung
gesetzt.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Dazu kann die
Wiener Volkspartei nur eines sagen: Nein! (Beifall
bei der ÖVP.)
Vorsitzende GRin Josefa Tomsik: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Mag Kabas.
Ich erteile es ihm.
GR Mag Hilmar Kabas
(Klub der Wiener Freiheitlichen):
Sehr geehrter Herr Vizebürgermeister! Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Meine sehr
geehrten Damen und Herren!
Der Herr Finanzstadtrat hat seine heutige Budgetrede
vor allem auf angebliche Fehler der Bundesregierung aufgebaut. Daraus hat er
abgeleitet – ich würde sogar sagen, erstmalig abgeleitet –, dass doch auch in
Wien nicht alles so in Ordnung ist, wie wir es alle gerne hätten, sondern er
hat abgeleitet und gesagt, es gibt hier Schwierigkeiten, aber schuld sind auf
keinen Fall Wien und die Wiener Verwaltung. Wenn man ihm so zugehört hat,
könnte man fast den Schluss ziehen – den ich nicht ziehe, weil ich kein Freund
solcher Schlüsse bin –, dass man eigentlich die Bundesländer abschaffen könnte,
weil ohnehin der Bund, die Bundesregierung alles und jedes bestimmt.
Nur, so ist es ja nicht, sondern wir werden uns jetzt
in dieser Budgetdebatte damit auseinander setzen, was die Fehler der Wiener
Landes- und Stadtregierung sind, und die sind wirklich sehr, sehr stark, es
passieren sehr, sehr viele Fehler. Man könnte vieles besser machen, vor allem
dann, wenn man nicht die falschen Argumente dafür verwendet, warum angeblich
von der Bundesregierung nur Schlechtes kommt.
Ich möchte ein Beispiel, das der Herr Finanzstadtrat
vorhin erwähnt hat, nennen. Er hat sich beklagt, dass nächstes Jahr angeblich
die Mittel des Arbeitmarktservices gekürzt würden für Wien. Abgesehen davon,
dass das überhaupt noch nicht feststeht, ja ganz im Gegenteil, die Intention in
die Richtung geht, dass es in derselben Höhe bleibt, muss man wissen – und das
ist ja das Entscheidende –, dass im Vergleich zwischen dem Jahr 1999, als noch
ein sozialistischer Bundeskanzler dafür verantwortlich war, und heute die
Mittel des Arbeitsmarktservices ein Plus von 64 Millionen EUR
aufweisen. Das heißt, die Mittel des Bundes sind von 22 Prozent auf
29 Prozent aufgestockt worden. Selbst wenn man jetzt das nimmt, was der
Herr Finanzstadtrat als Beispiel herangezogen hat, nämlich dass es vielleicht
das nächste Jahr um 5 Prozent gekürzt werden sollte, wären es immer noch
um 50 Millionen EUR mehr als unter einem sozialistischen
Bundeskanzler. Sehen Sie, daher kann nicht der Bund schuld daran sein, dass
eine der gravierendsten Fehlentwicklungen hier in Wien, nämlich der
Arbeitsmarkt, so schief läuft, sondern das ist schon hausgemacht, durch die
sozialistische Landesregierung verursacht. (Beifall
bei der FPÖ.)
Im Budget – das hat der Herr Finanzstadtrat schon
angedeutet – wird massiv gekürzt, die Verlierer dieser Kürzungen sind in erster
Linie die Familien und das Soziale, die Bildung und die Kultur. – Das ist
sozusagen der erste Kritikpunkt.
Der zweite Kritikpunkt ist schon erwähnt worden
heute, aber man kann ihn nicht oft genug erwähnen, weil ja die Mehrheit dieses
Hauses dieses Problem des Wiener Arbeitsmarktes immer wieder wegschieben will,
nämlich dass der Wiener Arbeitsmarkt sich als der schlechteste von allen
Bundesländern in ganz Österreich darstellt. Das ist natürlich bedauerlich, weil
darunter ja auch die Lehrlingsarbeitslosigkeit fällt und weil natürlich auch
die immer schlechter werdende Situation des Wirtschaftsstandortes Wien, der ja
auch immer mehr an Stellenwert verliert, damit im Zusammenhang steht.
Drittens: Einzelne Ressort werden ganz, ganz schlecht
geführt. Wir werden uns noch auseinander setzen etwa mit dem Kulturressort, mit
dem Umweltressort, das Gesundheitsressort ist heute schon angeschnitten worden.
Da liegen jahrzehntelange Versäumnisse dahinter. Das ist nicht von gestern auf
heute entstanden, aber vielleicht wird es von heute auf morgen ein bisschen
besser. Einstweilen gibt es noch nicht die Ansätze dazu, dass es besser werden
wird, aber vielleicht kann die Untersuchungskommission doch auch gewisse
Einsichten vermitteln, dass man bei den Problemen, die es hier gibt, endlich
wirklich darangeht, Verbesserungen durchzuführen.
Es ist aber schon auch so – das hat sich schon
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