Gemeinderat,
35. Sitzung vom 24.11.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 21 von 134
Wir brauchen motivierte Mitarbeiter. Ich frage mich: Warum
braucht man so lange, um eine entsprechende Geriatriezulage zu schaffen? Warum
geschieht hier nicht das, was notwendig ist, um die Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter dort entsprechend zu motivieren?
Die Verantwortung liegt vor allem auch bei der
zuständigen Stadträtin. Das Wegschauen, die laschen Kontrollen, das ist die
Situation, mit der wir es hier leider zu tun haben.
Herr Finanzstadtrat! Wir haben es aber offensichtlich
noch mit einer zweiten überforderten Stadträtin zu tun, mit der Frau Kollegin
Laska. Jede Woche ein "profil"-Artikel, dauernde Hinweise auf Mängel.
Man hat schon im Vorjahr nicht ordentlich budgetiert. Wie geht es weiter? Hier
hat Wien eine Fülle von Hausaufgaben zu leisten. Hier hat man sich anzuschauen,
wie das in anderen Bereichen funktioniert. Hier hat einiges zu geschehen für
die soziale Situation dieser Stadt, ebenso wie in den Bereichen Forschung und Entwicklung
oder im Bereich der Bildung; etwa bei den Pflichtschulen, wo eingespart wird.
Siehe die Situation mit dem Warenkorb. Wo ist das Wiener Wachstumspaket? Was
geschieht für den Arbeitsmarktbereich in Wien? Wann wird endlich aus der
Arbeitslosenverwaltung eine Arbeitsvermittlung? Wo ist die Kooperation mit den
privaten Stellen? Das Ersetzen des AMS in einigen Bereichen durch den WAFF ist
wohl der schlechteste Weg, der hier gewählt werden kann, denn wir wissen, dass
der WAFF überbürokratisiert ist und wenig effizient. (GRin Mag Sonja Wehsely: Das gibt es ja nicht!)
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Was wir
brauchen, sind entsprechend gut ausgebildete, qualifizierte Mitarbeiter, die
für die Unternehmen bereitstehen, und in diese Richtung sind Schritte zu
setzen. Wann wird endlich mehr gemacht für das Bau- und Baunebengewerbe?
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Noch ein
weiterer Punkt. Was geschieht im Bereich Dezentralisierung? Wir wissen, dass
auf Bezirksebene vieles rascher, bürgernäher und billiger erfolgen kann. Hier
sind wieder dringend Gespräche auf Bezirksvorsteherebene notwendig, damit den
Bezirken weitere Aufgaben übertragen werden. Das ist der Grund, warum wir – ich
gemeinsam mit meinen Kollegen Johannes Prochaska und Wolfgang Ulm – die
Einsetzung einer Arbeitsgruppe Dezentralisierung verlangen. Hier soll überprüft
werden, wo auf Bezirksebene vieles rascher und besser erfolgen kann. Das sollte
noch rasch umgesetzt werden, damit es nicht wieder hinausgeschoben wird.
In dieser Hinsicht bringe ich daher einen
entsprechenden Beschlussantrag ein, dass im Sinne der Stärkung der
Bezirksdemokratie und Erweiterung der Bezirkskompetenzen konkrete Maßnahmen für
einen weiteren umfassenden Dezentralisierungsschritt beraten und erarbeitet
werden. In dieser Arbeitsgruppe soll dies mit den zuständigen Vertretern des
Magistrats, externen juristischen Experten, Mandataren aller im Gemeinderat
vertretenen Parteien sowie Vertretern der Bezirke ausgearbeitet werden. In
formeller Hinsicht wird die sofortige Abstimmung verlangt. (Beifall bei der ÖVP.)
An
dieser Stelle aber auch eine Empfehlung an die Grünen. Lernen Sie einiges von dem, was in Deutschland
Joschka Fischer tut, beziehungsweise schauen Sie nach Oberösterreich. Der Weg
des neuen Schuldenmachens ist sicher nicht der richtige Weg für eine
nachhaltige Politik für die nächsten Generationen. (Beifall bei der ÖVP.)
Meine
sehr geehrten Damen und Herren! Es liegt mir aber jetzt noch etwas besonders am
Herzen. Ich möchte mich bei Peter Marboe anlässlich seines Wechsels vom
Stadtrat zum Intendanten des Mozartjahres bedanken. Wir wissen, dass du sehr
viel für das Wiener Kulturleben getan hast, dass du es nahezu revolutioniert
hast, dass du durch die Entpolitisierung eines so genannten Ideologieressorts,
wie es deine Vorgängerin gesagt hat, der Wiener Kultur einen neuen Schwung
gegeben hast.
Peter
Marboe hat mit der Dreijahresfinanzierung eine solide Basis für die Entwicklung
Wiens als Theaterstadt gesetzt, ganz anders, als es der allgemeine Trend in
Europa ist. Vor allem darf sicherlich auch nicht auf das Engagement Peter
Marboes bei der Restitution jüdischen Vermögens und jüdischen Kulturbesitzes
vergessen werden.
Wie
wohltuend das ist, was du geleistet hast, sieht man, wenn man es vergleicht mit
deinem Nachfolger. Lieber Peter! Herzlichen Dank für das, was du für diese
Stadt geleistet hast, herzlichen Dank für das, was du für die Kultur dieser
Stadt getan hast. (Beifall bei der ÖVP.)
Meine
Damen und Herren! Apropos Kulturpolitik. Wir haben gerade das Desaster des
Rabenhofs erlebt, wir sehen die Probleme in der Theaterfinanzierung.
Offensichtlich wird Kulturpolitik heute in erster Linie ein Fall für das
Kontrollamt. Das ist die Situation, mit der wir es zu tun haben. Und wenn wir
uns anschauen, wie es mit einem der wesentlichsten Begriffe, den Peter Marboe
für die Kulturpolitik dieser Stadt geprägt hat, nämlich der Unabhängigkeit,
aussieht, dann erinnern wir uns bei dem, was heute geschieht, leider vielfach
an das, was ein von der SPÖ nominierter, von der SPÖ ins Europaparlament
entsandter Parlamentarier, Hans Peter Martin, sagt. (GR Mag Andreas Schieder: Gewählt, nicht entsandt!) Gewählt.
Richtig. (GR Mag Andreas Schieder: Das
ist ein kleiner Unterschied!) Er sagt Folgendes – hören Sie sich das an –:
Das Unabhängige ist der SPÖ fremd, das Unabhängige ist vor allem dieser Wiener
SPÖ fremd. (Beifall bei der ÖVP.)
Meine
sehr geehrten Damen und Herren! Der Wechsel von Peter Marboe zu Johannes Hahn –
Freunde nennen ihn Gio – wird übermorgen vollzogen. Er wird neue Akzente im
Bereich der Sozial- und Gesundheitspolitik setzen, er wird auch in der Frage
der Kulturpolitik tätig sein, und er wird das gleiche Maß an Sensibilität in
Fragen der internationalen Einbindung Wiens aufbringen wie Peter Marboe. (Beifall bei der ÖVP.) Das heißt, die
Volkspartei hat gezeigt, dass sie auch in personalpolitischer Hinsicht rasch
imstande ist, neue, initiative Lösungen zustande zu bringen.
Ich frage mich nur, wie lange der Herr Bürgermeister
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