Gemeinderat,
35. Sitzung vom 24.11.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 17 von 134
es – das ist eine Sache, auf die ich nicht im Detail
eingehen will – Verrechnungsdiskussionen zwischen Bund und Ländern, und es wird
nicht zu diesen Nachbesetzungen kommen. Das heißt, dass wir in den Wiener
Pflichtschulen einen verheerenden Notfallzustand haben, was die Ausstattung mit
qualifizierten LehrerInnen betrifft. – Das ist auch Wien, und ein geschicktes,
zukunftsorientiertes Agieren hätte das rechtzeitig und frühzeitig gesehen und
hätte hier Gegenmaßnahmen eingeleitet.
Ein nächster Bereich, wo ich wieder dort anknüpfen
will, wo die Bundesregierung eine verheerende Politik macht und eigentlich der
Bürgermeister und die Wiener SPÖ gesagt haben, wir gehen einen anderen Weg.
Gegenmodell Wien. Ich brauche hier nicht in aller Detailliertheit, in aller
empörenden Detailliertheit zu schildern, was Innenminister Strasser im Bereich
der Integration, im Bereich der Flüchtlinge, im Bereich des Asyls macht. Das
ist schärfstens zu kritisieren und ist in keiner Weise mehr zu unterscheiden
von dem, was die FPÖ macht. Es ist unbeschreiblich, und es muss alles getan
werden, das rasch zu beenden und die Auswirkungen zu kompensieren.
Ja, zwei Drittel – in verrückten Prozenten
ausgedrückt – der Verantwortung treffen den Bund, es gibt aber auch hier eine
Verantwortung, und jetzt werfe ich dem "System SPÖ" Folgendes vor:
Anstatt, dass Sie hier gegensteuern, vehement gegensteuern, gibt es Bereiche,
vor allem jene der unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge, wo das Land sich
aus der Verantwortung stiehlt oder durch ein bürokratisches Handeln inhumane
Zustände nicht kompensiert, sondern sogar noch verschärft. Es gibt keine
Landeskompetenz? Im Jugendwohlfahrtsgesetz ist völlig klargestellt, dass, wenn
ein 15-, 16-, 17-jähriger Flüchtling aus Afghanistan, aus dem Irak oder von
anderswo kommt, das Land ihn oder sie zu versorgen hat.
Es sind Dutzende Fälle dokumentiert, meine Damen und
Herren von der Sozialdemokratie, dass
diese Jugendlichen bei entsprechenden Einrichtungen anklopfen und ihnen gesagt
wird: Wir sind voll. Geht woanders hin! Es gibt sogar ein Buch, das nicht
dementiert wurde – es wäre gut, würden Sie es dementieren –, dass sogar einmal
die Polizei geholt wurde, um minderjährige unbegleitete Flüchtlinge, die auf
eine Landesunterstützung, die gesetzlich vorgeschrieben ist, pochten, mithilfe
der Polizei vor die Tür zu setzen.
Bevor ich die anderen Punkte nehme, möchte ich noch
einmal darauf hinweisen, was das bedeutet. Möglicherweise weiß das – jetzt sind
wir beim System Lainz – die zuständige Stadträtin gar nicht. Vielleicht weiß
sie es doch. Mir fehlt hier das Erklären. Ich kann das nur mit dem System
Klicka, mit dem System Neck-Schaukowitsch erklären: Wien ist eh so super! Das
kann ja gar nicht sein. Das lässt sich die Opposition einfallen. Und
wahrscheinlich, wenn so jemand in den Medien auftritt, ist das ein von den Grünen bezahlter Flüchtling, der jetzt
nur Schwarzmalerei und SPÖ-Anpatzen betreibt, denn so etwas darf doch nicht
sein.
Meine Damen und Herren! So etwas ist in Wien laufend
der Fall. Dieses "System SPÖ" heißt, dass Sie ein internes
Immunsystem aufgebaut haben, so etwas überhaupt nicht wahrzunehmen. Sonst gäbe
es das nämlich nicht. Wien kann es sich leisten – und jetzt gehe ich auf die
große Überschrift ein, die der Herr Finanzstadtrat richtigerweise erwähnt hat
–, auch in diesem Budget wieder einen Maastricht-Überschuss zu erzielen. Ich
habe mir das extra herausgeschrieben, weil dem auch einmal vom heute nicht
anwesenden – keine Kritik – Klubobmann Oxonitsch widersprochen wurde. Der
Finanzierungssaldo unter Maatstrich-Ergebnis betrifft einen Überschuss von
190 Millionen EUR. Diesen Überschuss – das steht im Budget – kann
sich Wien leisten. Wien kann sich leisten, in Zeiten steigender
Arbeitslosigkeit und derart bedrängender sozialpolitischer Missstände die
Schulden abzubauen. Ja ist denn eine Zeit dramatisch steigender
Arbeitslosigkeit der richtige Zeitpunkt, Überschüsse zu erzielen, Schulden
abzubauen, statt Investitionen im Sozialbereich zu tätigen?
Es ist hoch anzurechnen, dass als erster Schritt
nicht mehr der volle Maastricht-Überschuss erzielt wird. Es ist ein erster
Schritt, der aber für uns viel zu wenig ist. Wien erwirtschaftet noch immer
einen Maastricht-Überschuss, gleichzeitig schickt man unbegleitete
minderjährige Flüchtlinge weg. Was ist das für eine Sozialpolitik, meine Damen
und Herren? Die kann ich nur heftigst kritisieren.
Der letzte Bereich, den ich nur ganz kurz ansprechen
möchte – er wäre eine eigene Rede wert; sicherlich wird Frau Kollegin Vana
darauf eingehen –, ist die Situation des Arbeitsmarktes in Wien. Ja, daran ist
auch primär die Bundesregierung und die Bundespolitik schuld. Keine Frage. Aber
wenn man ein Gegenmodell baut, dann muss man wirklich ein Gegenmodell aufbauen.
Und Tatsache ist, dass von allen neun Bundesländern Wien eine der höchsten
Arbeitslosenraten in Österreich hat. Hier zu sagen, es gibt keine
Verantwortung, aber wir tun eh, was wir tun können, zeigt nur, dass Sie es
schlecht machen. Wien ist eben nicht gut verwaltet, Wien ist leider teuer,
inhuman und schlecht verwaltet.
Das ist der Grund, warum wir diesem Budget nicht
zustimmen, und das vor allem ist der Grund, dass wir alles daransetzen werden,
dieses "System SPÖ" zu beenden, indem die absolute Mehrheit so rasch
wie möglich gebrochen wird. – Danke schön. (Beifall
bei den GRÜNEN.)
Vorsitzende GRin Josefa Tomsik: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR
Dr Tschirf. Ich erteile es ihm.
GR Dr Matthias Tschirf (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien):
Herr Finanzstadtrat! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Sie, Herr Finanzstadtrat, haben sehr viel über den
bösen Bund erzählt, darüber, was der Bund, die Bundesregierung für angebliche
Fehler und Versäumnisse hat. Wir haben nichts vom Wachstumspaket gehört (GR Johann Driemer: Es steht ja nichts
drinnen!), obwohl wir in Wien eigentlich nur davon träumen könnten, dass
eine ähnliche Maßnahme auch für die Wienerinnen und Wiener ergriffen würde.
Worum es uns geht, ist, dass wir auf die Probleme
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