Gemeinderat,
35. Sitzung vom 24.11.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 15 von 134
SPÖ", das an Lainz sichtbar geworden ist. Dr Vogt macht
das, was vernünftig, der geht einfach hin und schaut es sich an. Es wäre doch
super gewesen, wenn auch der Herr Kollege Rieder einmal unangemeldet
hingegangen wäre, dann wären ihm vielleicht diese Achtbettzimmer aufgefallen,
die Unterbesetzung beim Personal und und und. (Zwischenbemerkung von VBgm Dr Sepp Rieder.) Ich sage, es wäre gut
gewesen, wenn Sie dort einmal hingegangen wären. (VBgm Dr Sepp Rieder: Ich war oft genug dort!) Wenn Sie oft genug
dort waren, warum haben Sie dann nicht laut aufgeschrieen, Herr Kollege Rieder?
Warum haben Sie nicht Konsequenzen gezogen? (VBgm
Dr Sepp Rieder: Wie kommen Sie dazu zu sagen, dass nichts verändert wurde?)
Wie komme ich dazu, zu behaupten, dass nichts verändert
wurde? Weil es heute – ich habe die Unterlagen mit, ich habe das schon einmal
vorgelesen – noch immer Achtbettzimmer gibt in diesem unglaublichen Ausmaß. Der
Großteil der von der SPÖ verwalteten – ja, verwalteten! – Einrichtungen sind
Einrichtungen dieser Art.
Aber ich möchte auf Folgendes hin: Herr Dr Vogt geht
– pfui, pfui – unangemeldet hin. Was passiert im "System SPÖ"? Ein
Mail von der Führung ergeht an alle Bediensteten. Betreff:
"Kontrollen" – unter Anführungszeichen – "Dr Vogt"
"Sehr geehrte MitarbeiterInnen! Es wird mitgeteilt, dass auch Besuche von
Herrn Dr Vogt an die Interne Revision zu melden sind. Mit freundlichen Grüßen,
die Verwaltungsdirektorin" Wem wird dieses Mail zur Kenntnis gebracht? Der
Frau Pittermann? Wir wissen es nicht. Vielleicht hat das mit diesem Klima des
Maulkorbes zu tun, dass der, der dieses Mail zur Kenntnis bringt, sofort
sanktioniert wird. Es wurde uns, der Frau Dr Pilz, zur Kenntnis gebracht. (GRin Mag Sonja Wehsely: Na sehen Sie!)
Sie hat mir das in der Untersuchungskommission vorgelesen. Frau Pittermann war
zu Recht empört und hat gerufen, dieses Mail ist sofort abzustellen.
Ja, aber – "System SPÖ"! – es bedarf einer
Untersuchungskommission, dass Sie so ein Mail überhaupt mitkriegen. Was ist
denn das für eine völlige Inkompetenz einer Führung, dass Sie der Opposition
bedürfen, um überhaupt derartige Informationen zu bekommen? Wie abgehoben
schwebt die Führung der "Wien GesmbH", der "SPÖ GesmbH"
über diesen Dingen, dass so etwas einfach vorübergeht, dass Sie so etwas nicht
mitkriegen, dass die Kontrolle, der Maulkorb zum System erhoben wird?
Das ist der Punkt: Wir san super! Es war für mich eine
wirklich erschütternde Rede der Frau Dr Neck-Schaukowitsch angesichts all
dessen, was hier bekannt geworden ist, hier herauszugehen und aufzuzählen , was
nicht alles passiert ist. Entweder es ist alles super in Wien – da kann man
Ihnen alles Mögliche vorführen –, oder der Bund ist schuld. Auch nur ein Hauch
dessen, dass man etwas falsch gemacht hat und Dinge ändern muss, ist Ihnen zutiefst
fremd.
Es wäre interessant, einmal auf psychologischer Ebene
eine derartige Persönlichkeit zu schildern, die mit einem derartigen Habitus
durch die Welt geht. Da geht es eher darum, dass so jemand für Führungsaufgaben
sicherlich nicht geeignet ist.
Ein weiteres Wesentliches – ich möchte das jetzt an
diesem Maulkorb festmachen – ist das – ich sage es ganz bewusst – völlig
gestörte Verhältnis der Wiener SPÖ zu Öffentlichkeit, zu Transparenz. Und ich
möchte einen zweiten ganz zentralen Punkt nehmen: die Zukunft des Fonds
Soziales Wien.
Hier wird, meine Damen und Herren, nicht mehr und
nicht weniger als der Kernbereich dessen, was Sie auch immer als
Daseinsvorsorge absichern wollen, ausgelagert und jeglicher Kontrolle,
jeglicher demokratischer Gestaltung entzogen. Die Satzungen wurden ausgearbeitet.
Wo wurden die ausgearbeitet? Sie sind ausgearbeitet worden, und zum Glück
wurden uns die Satzungen zur Kenntnis gebracht. Nicht von der SPÖ, sondern von
Leuten, die offensichtlich diese Vorgangsweise hier im Haus auch für völlig
falsch finden. Diese Satzungen haben wir hier. All die Strukturreformen
betreffend soziale Sicherheit in Wien wurden uns zur Kenntnis gebracht. Da geht
es um nicht mehr und nicht weniger, meine Damen und Herren, als um den gesamten
Kernbereich der Sozialpolitik.
Ich möchte die Bereiche vorlesen: Behindertenhilfe,
Arbeit und Beschäftigung, Wohnungslosenhilfe, Maßnahme für SeniorInnen,
SeniorInnen-Wohnungen, Flüchtlingshilfe, ausgewählte Bereiche aus dem Vollzug
der Sozialhilfe, stationäre und ambulante Pflege sowie soziale Dienste für
Pflegebedürftige. Das ist der Kernbereich dessen, was man Sozialpolitik in Wien
nennt. Aber man sagt: Ach, da wollen wir das eigentlich nicht diskutieren. Da
könnten Fragen gestellt werden, da sitzt dann ein zuständiger Stadtrat oder
eine Stadträtin hinten. Die müssen sich Dringliche Anfragen anhören, da muss
man – wie lästig – in einen Ausschuss gehen, muss Fragen beantworten und hat
das, was dieses "System SPÖ" am meisten fürchtet: Öffentlichkeit,
Transparenz. Nein, das wollen wir nicht. Das lagern wir aus. Wir haben das
jetzt bei diesem Gesundheitsbereich gemerkt, das ist unangenehm, da gibt es
eine Untersuchungskommission, da müssen wir uns rechtfertigen. All das macht
dann ein Geschäftsführer.
Wie ist also gemäß diesen Satzungen das wichtigste Organ
zusammengesetzt, wobei man eigentlich selbstverständlich davon ausgehen müsste,
dass zumindest ein Mitglied des vom Souverän gewählten Gemeinderates drinnen
sitzt? Es sind ausschließlich Bedienstete der Stadt Wien. Und was tun die? Die
unterliegen der Amtsverschwiegenheit. Das heißt, in Zukunft machen Sie, geht
das so durch – und Sie können erwarten, da gibt es heftigsten Widerstand, und
ich glaube, nach dem System Lainz werden wir zunehmend auf offene Ohren stoßen
–, aus dem – ich trage jetzt bewusst dick auf, aber ich meine es auch so –, was
jahrhundertelang der Aufbau von Demokratie war, nämlich in der Öffentlichkeit
öffentliche Dinge, die über Steuern subventioniert werden, gerade im
Sozialbereich, zu diskutieren, die nächste "SPÖ-GesmbH". Da gibt es
einen Geschäftsführer, der sich selbstverständlich der Sozialdemokratie
verpflichtet fühlt,
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