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Gemeinderat, 35. Sitzung vom 24.11.2003, Wörtliches Protokoll  -  Seite 9 von 134

 

mehreren Jahren unter den besten Vier und boomt auch weiterhin als Tourismusstandort. Also, die Oktoberzahlen haben ja eine deutliche Sprache gesprochen.

 

Und was das für unser Wirtschaftsaufkommen bedeutet, dass wir eine so hervorragende Kongressstadt sind, möchte ich nur an einem Beispiel, nämlich an dem großen Kardiologenkongress im Sommer dieses Jahres deutlich machen. Er hat 70 Millionen EUR an zusätzlichen inlandswirksamen Ausgaben induziert und mit 80,6 Millionen EUR, allein dieser Kongress, 80,6 Millionen EUR zum Bruttoinlandsprodukt beigetragen. Die Gesamtsteuereinnahmen machen 21,8 Millionen aus, und davon profitiert ja Wien nur mit einem kleinem Teil, sondern davon profitiert ganz Österreich, alle Bundesländer, alle Gemeinden und insbesondere der Steuerzahler.

 

Wir werden, das soll auch dazu gesagt werden, im Tourismusverband das Kongressbüro ausbauen, also diesen Aspekt der Wirtschaftkomponente Tourismusdestination auch durch weitere Maßnahmen fördern und unterstützen.

 

Es ist aber in der Wirtschaftsförderung immer um zwei Aspekte gegangen, nämlich auf der einen Seite Betriebe am Standort zu halten und auf der anderen Seite Betriebsneugründungen zu fördern und internationale Betriebsansiedelungen herbeizuführen. Und es ist so, das muss man sagen, wenn man eine Bilanz zieht, dass es uns gelungen ist, einschließlich des Jahres 2003, eine Reihe besonders wichtiger Betriebe am Standort Wien zu halten. Das gilt beispielsweise für das Opel-Werk in Aspern, dessen Situation keineswegs absolut garantiert war, das gilt für Siemens, das gilt etwa für Bombardier, die vor kurzem ja auch in Zeitungsmeldungen darstellen konnten, welche enormen Leistungen im internationalen Geschäft vom Standort Wien aus erzielt worden sind.

 

Und es gibt natürlich auch Betriebe, die in diesem Jahr geschlossen wurden. Das deswegen, weil Konzerne Entscheidungen getroffen haben in die Richtung des Billigststandortes zu gehen, eine Situation, mit der auch Ungarn konfrontiert ist. Philips und IBM haben dort Betriebe geschlossen und gehen nach Asien oder Bulgarien. Oder weil Dinge passiert sind, von denen man einfach nicht glauben kann, dass sie passieren, wie etwa - man kann es schon sagen - der Skandalfall Grundig. Wenn man bedenkt, dass sich der Masseverwalter hier zu einer Strafanzeige gegen Manager des deutschen Konzerns veranlasst gesehen hat.

 

Von hausgemacht kann da keine Rede sein, das ist dieselbe Situation wie in Oberösterreich, wo der italienische Konzern einfach das Werk in Traun schließt und 400 Arbeitnehmer von heute auf morgen ihre Arbeit verlieren.

 

Das ist die Situation heute, mit der Standortpolitik in allen Bereichen Europas konfrontiert ist, und mit der man sich auseinandersetzen muss. Aber umso wichtiger ist es, dass man verlorene Betriebe durch entsprechende Neuansiedelungen kompensieren kann und dass daher die Unternehmens-Neugründungsförderung, die wir in Wien haben, und die Initiativen zur internationalen Betriebsansiedelung erfolgreich sind. Wir waren bei den Betriebsneugründungen die Nummer Eins, mit 6 530 Betriebsansiedelungen besser als das Jahr davor und wir sind auch bei den internationalen Betriebsansiedlungen österreichweit die Nummer Eins.

 

Immer wichtiger ist in diesem Zusammenhang, meine sehr geehrten Damen und Herren, die Innovations- und Technologiepolitik geworden, und hier vor allem der Biotechnologie-Life-science-Bereich. Das heißt, 1998 haben wir dafür 300 Millionen EUR eingesetzt. Also, es ist uns nicht von irgendwo in den Schoß gefallen, sondern es sind Maßnahmen, die hier Jahr für Jahr aufgebaut und realisiert worden sind. Seit 1999 sind in diesem Bereich 35 Unternehmensgründungen erfolgt, mittlerweile sind in diesem Bereich 6 000 Menschen beschäftigt. Boehringer-Ingelheim, Baxter und Novartis sind nur drei Namen internationaler Großkonzerne, die das Rückgrat in diesem Bereich bilden.

 

Ich möchte nur ein Beispiel herausgreifen: Zum Wochenende ist in der Deutschen Tageszeitung Handelsblatt über das Wiener Biotec-Unternehmen Intercell berichtet worden, das eine hervorragende Aufstockung des Eigenkapitals durch einen Werbegang in den USA erreicht hat, nämlich 43,5 Millionen mehr an Eigenkapital. Also ein Bereich - und zwar wird das dort hervorgehoben –, der im Gegensatz zur Entwicklung anderer steht und wo man sieht, es hat sich die Wiener Innovations- und Technologiepolitik bewährt. Und ich sage das deswegen, weil wir natürlich auch 2004 mit Mitteln des Budgets, aber auch darüber hinaus, diese Politik intensiv fortsetzen werden. Campus Vienna Biocenter ist nicht mehr das einzige, aber immer noch das wichtigste Zentrum in diesem Bereich. Tausend Wissenschafter aus 40 Nationen sind dort tätig, 200 Absolventen gehen jährlich von dort in die Welt. Campus Novartis, mittlerweile ein genauso wichtiger Standort, die Vienna School of Clinical Research, das AKH, wo das Zentrum für molekulare Medizin der Österreichischen Akademie der Wissenschaften entstanden ist, oder das Austrian Center für Biopharmatological Technology, das ACBT, in der Muth-gasse ist ebenfalls ein wesentlicher Faktor.

 

Ich glaube, dass es daher kein Zufall ist, dass in Wien die Forschungsquote mit 3,4 Prozent wesentlich höher, fast doppelt so hoch ist, wie die österreichweite Entwicklungs- und Forschungsquote mit nicht ganz 2 Prozent.

 

Wirtschafts- und Beschäftigungspolitik, meine sehr geehrten Damen und Herren, sind eine Einheit. Daher messen wir den Erfolg unserer Wirtschaftspolitik nicht nur daran, welche Auswirkungen es auf das Bruttourbanprodukt hat, sondern wir messen es auch nach der Beschäftigungswirksamkeit. Und für unsere standortbezogenen Maßnahmen können wir durchaus Beschäftigungsgewinne vorweisen, so zu sagen, weil das immer eine Diskussion ist, bei uns gehe die Beschäftigung zurück. In der Tat ist belegbar, dass diese Investitionspolitik im Bereich der Biotechnologie vor allem, aber auch in anderen Bereichen der Technologie, ganz

 

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