Gemeinderat,
35. Sitzung vom 24.11.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 7 von 134
370 Millionen EUR. Damit korrespondiert auch die
Fremdmittelaufnahme. Das heißt, wir müssen auch weniger Fremdmittel aufnehmen
und wir nehmen weniger Fremdmittel auf als wir dafür verwenden, um im
Schuldendienst zu tilgen und Zinsen zu bezahlen. Also eine fette, ruhige
Finanzverwaltung.
Übrigens ist diese Entwicklung in der
Finanzwirtschaft auch parallel mit einer sonst schwer erklärlichen Absenkung
des Ausgabenrahmens gegenüber dem Voranschlag 2003 um 320 Millionen EUR zu
sehen. Weil wir eben in der Finanzwirtschaft diesen Bereich absenken können,
können wir insgesamt den Ausgabenrahmen senken. Das korrespondiert auch mit der
Einnahmenseite und führt letztlich dazu, dass wir überhaupt nicht in der
Darstellung des Überschusses – dazu komme ich erst später noch – Schiffbruch
erleiden.
Es soll aber auch klar sein, meine sehr geehrten
Damen und Herren, dass vor dem Hintergrund der Gesamtentwicklung der
öffentlichen Haushalte zur herkömmlichen Finanzierung öffentlicher Aufgaben,
die im Prinzip aus Steuern und Gebühren erfolgt, Alternativen immer mehr an
Bedeutung gewinnen. Wir müssen zu neuen Alternativen zu den bisherigen
traditionellen Formen der Steuern und Abgaben kommen.
Zunächst einmal gilt es auch für 2004, vielleicht
mehr noch als bisher, die Förderungsmöglichkeiten der Europäischen Union zu
nützen. Gerade im Zusammenhang mit der Erweiterung der Europäischen Union und
den Interreg-Mitteln muss es doch
möglich sein, hier zusätzliche Maßnahmen, die wir sonst alleine nicht
finanzieren könnten, unter Heranziehung der EU-Mittel abzudecken.
Wobei ich persönlich davon ausgehe, dass es nicht
darum geht, meine sehr geehrten Damen und Herren, sich jetzt nur deswegen
irgendeine Aufgabe auszudenken, weil man dafür auch EU-Mittel bekommt -
letztlich muss das auch aus Steuermitteln mitfinanziert werden -, sondern es
geht darum, darüber nachzudenken, welche notwendigen Aufgabenbewältigungen mit
Hilfe von EU-Mitteln besser und ohne massive Heranziehung des Steuerzahlers
finanziert werden können.
Es gibt noch einen zweiten Punkt: Mittlerweile gibt
es in Österreich genug Erfahrungen, positive Erfahrungen, mit dem
Crossborder-Lease-Geschäft, so dass man wahrscheinlich nicht wirklich von einer
neuen Alternative sprechen kann, aber jedenfalls – auch das sei klar gesagt –
werden wir im Jahr 2004 diese Möglichkeit, uns für die Bewältigung der Aufgaben
zusätzliche Mitteln zu verschaffen, verstärkt nützen.
Dritter Punkt: Anders als die Bundesregierung und der
ÖIAG-Abverkauf werden wir unsere Wirtschaftsunternehmen nicht zu Geld machen,
um damit unser Budget aufzubessern. Im Gegenteil, wir werden den Ausbau der
Wiener Holding und die Neustrukturierung der Stadtwerke-Holding AG im Jahr 2004
fortsetzen. Wir verbinden damit das Ziel, kommunale Aufgaben, in denen
gemeinwirtschaftliche Ansätze mit privatwirtschaftlicher Orientierung auf einen
Nenner gebracht werden können, mit einer immer geringeren Inanspruchnahme des
Steuerzahlers zu erfüllen.
Ich hoffe, dass der Grundgedanke klar ist. Wir setzen
eine Kombination von kommunaler Aufgabe, gemeinwirtschaftlichem Ansatz, in
Verbindung mit privatwirtschaftlicher Orientierung und können so die Mittel,
die sonst der Steuerzahler für diesen Bereich zuschießen müsste, Schritt für
Schritt reduzieren.
Wir orientieren uns dabei am Begriff der
marktbestimmten Unternehmen, die sich ja im Maastrichtabkommen finden und ich
glaube, dass ich das hier nicht erklären brauche. Ich verkenne nicht – und das
ist jetzt an die Adresse aktueller Diskussionen aus der Reihe der Opposition
gerichtet -, dass mit dieser Entwicklung auch demokratiepolitische Aspekte
verbunden sind, weil von Seiten der Opposition die Kritik kommt, wenn solche
Aufgaben aus dem Budget herausgenommen werden und aus der Magistratsstruktur
ausgegliedert werden, dass dann Kontrollrechte - nicht die des Kontrollamtes,
nicht die des Rechnungshofes, aber die der Opposition - eingeschränkt werden.
Ich biete einmal mehr an, dass wir die Möglichkeiten
darüber zu sprechen, zu informieren, auch spontan von uns aus – also nicht erst
wenn der Stadtrat einen Ausschusstermin festsetzt – nützen, und die
Informationen zu diesem Thema aufrecht halten.
Es nicht mein Interesse, dadurch Informationen
abzukappen, ich glaube nur, dass es das Interesse des Steuerzahlers ist und das
hier Vorrang hat.
Ein weiterer Punkt: Wir werden kommunale Aufgaben,
mehr noch als bisher, in Partnerschaftsmodellen mit privaten und öffentlichen
Einrichtungen erfüllen. Das gilt sowohl in der vertikalen Linie - also mit
Einrichtungen des Bundes -, als auch in der horizontalen Linie, in Form der
Verbindung mit anderen Gebietskörperschaften oder mit privaten Unternehmungen.
Man nennt das im Allgemeinen, wenn sich Private daran beteiligen, PPP-Modelle
und das geht bis hin in die gesellschaftsrechtlichen Verschränkungen.
Im Bereich des Wirtschaftsförderungsfonds und der
Technologiepolitik sind wir diesen Weg ja schon gegangen, und einige markante
Beispiele ergeben sich auch aus jüngerer Zeit. So ist etwa das gemeinsame
Projekt mit Raiffeisen, nämlich die Einrichtung einer
Zentraleuropa-Donauraum-Entwicklungsgesellschaft ein markantes Beispiel, wie
man Aufgaben, die sonst die Stadt allein bewältigen müsste, unter Einbindung
privatwirtschaftlicher Interessen für den Steuerzahler - jetzt würde ich fast
sagen unentgeltlich oder kostenlos - zustande bringen kann.
Gestatten Sie mir, meine sehr geehrten Damen und
Herren, gleich anschließend einige Bemerkungen zur Wirtschaftspolitik der
Stadt, wobei ich glaube, dass es uns allen klar ist, dass die
Wirtschaftspolitik sich nicht in dem erschöpft, was im Kapitel
Wirtschaftsförderung in der Gruppe VII des Budgets enthalten ist.
Eine generelle Bemerkung dazu: Ich glaube, wir müssen davon
ausgehen, dass es im Gegensatz zu den Krisen in vergangenen Jahrzehnten diesmal
nicht gelungen ist, die österreichische Wirtschaft vom europäischen
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