Gemeinderat,
34. Sitzung vom 04.11.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 96 von 99
Das ist mehrheitlich, ohne die GRÜNEN, angenommen.
Wir stimmen ab über Postnummer 43.
Wer dafür ist, bitte ich um ein Zeichen mit der Hand.
- Das ist mehrheitlich, ohne die GRÜNEN, angenommen.
Wir kommen nun zur Postnummer 11 der
Tagesordnung. Sie betrifft eine Subvention an den Wiener Film Fonds.
Ich bitte
die Berichterstatterin, Frau GRin Dr Vitouch, die Verhandlung einzuleiten.
Berichterstatterin GRin Dr Elisabeth Vitouch: Herr Vorsitzender! Meine Damen und Herren!
Ich
bitte um Zustimmung zur Postnummer 11.
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Danke schön. - Zum Wort gemeldet ist Frau GRin
Mag Unterreiner. Frau Gemeinderätin, Sie eröffnen die Debatte - und beschließen
sie auch, wie ich annehme.
GRin Mag Heidemarie Unterreiner (Klub der
Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Frau
Berichterstatterin!
Ganz kurz, Sie kennen unseren Standpunkt - seit
vielen Jahren sagen wir immer wieder: Wie schade, dass so viel Geld ausgegeben
wird für Filme, die erfolglos sind! Wir haben Ihnen immer wieder die Zahlen
gebracht. Die eine Seite sagt, die Filme sind großartig, die Menschen sind
begeistert; wir haben immer gesagt, es ist nicht so.
Jetzt habe ich im "Falter" eine sehr
interessante Annonce gefunden, darin haben die Sozialdemokraten Folgendes
gefordert: "Was wir vom Kino fordern: Wir wollen keine verlogenen Filme.
Edle Grafen und Hausherrensöhne, fesche Offiziere und Prinzen, die
Arbeitermädchen heiraten, Millionärstöchter, die ihr Herz Proletarierjungen
schenken, gibt es nicht. Diese unwahren Geschichten ekeln uns an. Wir wollen
Filme, die, so fantastisch sie auch seien mögen, innerlich wahr und glaubhaft
sind. Wir wollen Filme, die ehrlich sind. Wir wollen keine seichten Filme, wir
wollen keine Schundfilme."
Ja, man wundert sich, und man fragt sich, wo die
Sozialdemokraten sich überhaupt diese Filme anschauen - ich kann mir nur
vorstellen, irgendwann einmal am Samstag Nachmittag im Fernsehen. Auf keine
Fall sind in den letzten Jahren Filme gefördert worden, die solche Themen zum
Inhalt gehabt hätten.
Ganz im Gegenteil: Der so hoch gelobte Haneke ist
jetzt unser großer Filmemacher, der hier von allen immer wieder erwähnt wird.
Ich bin mir gar nicht so sicher, wer von den Sozialdemokraten sich seine Filme
angeschaut hat. (Ruf bei den GRÜNEN: Ist er ja!) Dieser Haneke hat
13 Filme gemacht, 11 waren absolute Flops, kein Mensch kennt sie.
Vielleicht hat jemand "Bennys Video" gesehen, worin zwei junge
Burschen eine Familie ein Wochenende lang massakrieren; die kommen um. Das
andere war zum Beispiel ... (GR Mag Christoph Chorherr: Na, was?) Zum
Beispiel "Die Klavierspielerin", in aller Munde - da wird das ein
bisschen weiter ausgebaut. Das ist eine frustrierte Frau, ihre sexuellen
Abartigkeiten werden dort breit gezeigt, sie bearbeitet sich mit Rasierklinge
und so weiter. Also wo ... (GR Mag Christoph Chorherr: Pfui!)
Nein, Herr Chorherr, sondern: Wo ist die edle
Prinzessin? Das frage ich Sie. Wo ist denn der Offizier? Wo ist der Prinz? (Zwischenrufe bei der SPÖ und den GRÜNEN.)
Wenn also die Sozialdemokraten sagen, wir haben hier rosaroten Schund, dann
frage ich: Und was ist das andere? Wo sind diese grau-schwarzen Filme? Das sind
jetzt ja wirklich die Filme, die von den Steuergeldern gemacht werden. Was ist
das dann? Da kann ich genauso sagen, das ist auch Schund.
Kurz gesagt: Offensichtlich kein Mensch von den
Sozialdemokraten, die diese Annonce schalten, schaut sich österreichische Filme
an. (GRin Dr Elisabeth
Neck-Schaukowitsch: Wieso wissen Sie das?) Wenn Sie das machen würden, dann
würden Sie wissen, dass diese Filme nicht gedreht werden. Es ist ja fast ein
Beweis für das, was ich immer sage: Die Österreicher machen eine großen Bogen
um die Filme, die jetzt gemacht werden. Die kennen sie nicht, sie gehen nicht
hin. Das Geld ist umsonst ausgegeben - wie schade! Nachdem der Herr Stadtrat
... (Amtsf StR Dr Andreas
Mailath-Pokorny: Zwei Millionen Leute haben "Die Klavierspielerin"
gesehen!)
Zwei Millionen Leute - wissen Sie, was das ist? Das
sind nicht Österreicher, die in den Film gehen. (Amtsf StR Dr Andreas Mailath-Pokorny: Nicht nur! - GR Mag Christoph Chorherr: Ausländer! -
Weitere Zwischenrufe bei der SPÖ und den GRÜNEN.) Nein, viele
Menschen wissen gar nicht, dass das ein österreichischer Film ist! (Amtsf StR Dr Andreas Mailath-Pokorny: Ab
sofort nur noch österreichische Staatsbürger?) Denn Haneke ist ein
Deutscher, die Schauspieler waren Franzosen - es war Isabelle Huppert -, viele
Menschen glauben, es ist ein französischer Film. Und er hat seine Zuschauer
meistens in Frankreich gehabt. (GR Mag Christoph Chorherr: Pfui, Franzosen!)
Ich spreche jetzt von den Filmen, die auch Österreicher hier in Österreich
gerne anschauen würden.
Herr Stadtrat! Sie sind doch eigentlich ein großer
Reformer, das ist ja etwas, was ich an Ihnen immer wieder lobe. Es wäre doch
fein, wenn Sie sich diese ganze Film-Geschichte wirklich einmal näher ansähen.
Denn wenn Sie genau beobachten, wie jetzt die Diskussion läuft, was die
DIAGONALE und Gegen-DIAGONALE angeht, wie man jetzt über Morak herfällt, wenn
man sagt: "Dead Man Walking" - diese Gehässigkeit ist ja etwas, was
eigentlich zeigt, dass da etwas nicht stimmt. Wenn Sie sich das einmal genauer
anschauen, Herr Stadtrat, dann werden Sie merken, dass wahrscheinlich nur die
so genannten Filmemacher jetzt so gehässig reagieren; die Produzenten sind schon
ein bisschen zurückhaltender geworden. Wenn Sie einmal mit Mrkwicka und
vielleicht mit Heiduschka reden - die nehmen die Argumente, dass Filme
erfolgreich sind, wenn Leute hineingehen, durchaus ernst.
Es wäre schön, wenn wir auch eine Filmreform angehen
könnten. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Zum Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte
ist geschlossen.
Die Frau Berichterstatterin hat das Schlusswort.
Berichterstatterin GRin
Dr Elisabeth Vitouch: Ich freue mich, dass zu so später Stunde
Film noch solche Emotionen hervorruft. Ich möchte jetzt nicht Haneke
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