Gemeinderat,
34. Sitzung vom 04.11.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 95 von 99
neue Verkehrskonzept der Stadt
Wien, heute beschlossen, besagt ja einen Rückbau im Stadtzentrum von 1:1, an
der Peripherie von zumindest 1:3. Uns ist nicht bekannt, wo in der Nähe des
Ludo-Hartmann-Platzes zumindest ein Drittel der Stellplätze, das heißt ungefähr
60 bis 80, sagen wir einmal, rückgebaut werden. Aber im 16. Bezirk wird man
das schon finden.
Das interessantere Geschäftsstück ist die
Postnummer 43. Da geht es um einen Garagenbau in der Reichsapfelgasse im
15. Bezirk mit 109 Stellplätzen, und zwar Volksgaragenplätzen und den
Pflichtstellplätzen dazu. Die Firma Mischek baut dort ein Wohnhaus, und die
STPM, von der die Gemeinde Wien einen erklecklichen Teil hält, baut die
Volksgarage.
Bisher war es in allen Bezirken so, dass man zunächst
eine Widmungsänderung durchgeführt hat. Bei Widmungsänderungen können, wie ja
alle Leute wissen, Bürger und Bürgerinnen in ganz Wien, aber zumindest in der
Umgebung Einsprüche erheben. Es kann Bürgerinitiativen geben, dann gibt es
meistens ein bisschen Streiterei, und schließlich setzt sich mehr oder weniger
der Eigentümer oder eventuell die Gemeinde Wien durch.
Da haben wir im 15. Bezirk ein Novum. Der
15. Bezirk ist ja ein Agenda-Bezirk, mit Emrich und Haller als den großen
Zauberherren dort, Agenda 21, sozusagen ein Bezirk, in dem es vor allem um
Bürgerbeteiligung und immer wieder Bürgerbeteiligung geht. Bürgerbeteiligung
wird in der Stadt Wien großgeschrieben. Aber zu unserer Überraschung hat die
Stadt Wien bei diesem Projekt nicht auf Bürgerbeteiligung gesetzt, sondern auf
den § 69, von dem unser Herr StR Schicker immer wieder gesagt hat, dass er
nicht mehr zum Einsatz gebracht wird. Da geht es um eine unwesentliche
Abweichung und um eine Bauverhandlung, bei der nicht mehr alle Bürger des
15. Bezirks und von anderswo eingeladen sind, sondern nur noch die
Besitzer in einer Umgebung von, glaube ich, 20 Metern. Das ist nicht
Bürgerbeteiligung, das ist Bürger-Chuzpe! Das heißt, da denkt man sich dann:
Streiten wir nicht mehr herum, machen wir geschwind eine Garage! - Das ist
trickreich und grenzt an Winkelzüge.
Noch einmal: Der so genannte verteufelte 69er, mit
dem man in Wien schon einiges aufgeführt hat, wird da zum Einsatz gebracht, um
Bürgerproteste hintanzuhalten. Da denke ich mir, das Interessante ist weniger
der Beserlpark in der Nähe, der vielleicht einmal besser werden wird, sondern
uns geht es darum, dass da ein Exempel statuiert wird und mit dem § 69
eine Volksgarage ermöglich wird. Das ist sicher auch ein Grund, warum wir
dagegen stimmen werden. - Danke schön. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer:
Danke schön. - Als Nächste zum Wort gemeldet ist Frau GRin Zentner.
GRin Brigitta Zentner (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats): Sehr geehrter Herr
Vorsitzender! Sehr geehrte Frau Berichterstatterin! Meine sehr geehrten Damen
und Herren!
Ein Tagesordnungspunkt zu Volksgaragen heißt eine
Wortmeldung von den GRÜNEN beziehungsweise vom Kollegen Maresch. Ich spreche
jetzt nicht nur aus eigener Erfahrung, sondern habe mich ein bisschen im
Internet umgesehen und einige Punkte dazu herausgefunden, die in den letzten
fünf Jahren zur Diskussion gebracht wurden.
Die Garage
im 16. Bezirk wird von der dortigen Bevölkerung als äußerst positiv
empfunden, da viele Stellplätze notwendig sind. Es sind dort in der Nähe der
Stadthalle Stellplätze erforderlich. Die Garage am Hofferplatz ist vollständig
ausgelastet.
(In Richtung GRÜNE:) Einige
Punkte, die normalerweise von Ihnen zur Diskussion gebracht werden - dass
Grünflächen verloren gehen, das Spielplätze verloren gehen und sonstiges -,
sind im 16. Bezirk überhaupt nicht der Fall, da sich auf dem
Ludo-Hartmann-Platz ein so genannter Betonkäfig befindet, wo nachher
Spielplätze entstehen werden, wo Jugendliche Möglichkeiten vorfinden werden und
wo es auch eine Parkbetreuung geben wird.
Dass Stellplätze in dicht besiedelten Gebieten
benötigt werden, ist etwas, was von den Wiener GRÜNEN der Bevölkerung
anscheinend nicht gestattet wird. Im Umkreis eines betroffenen Gebietes zu
erheben, welche Autos kein Wiener Kennzeichen tragen, oder zu schauen, um
welche Besitzer es sich handelt - so wie es im 12. Bezirk stattgefunden
hat -, wird von den Betroffenen dort nicht akzeptiert. Es nützt ihnen auch
nichts, wenn sie trotzdem keine Stellplätze haben. Wenn Stellplätze vorhanden
sind, entstehen weniger Lärm- und Abgasprobleme, als wenn stundenlang im Kreis
gefahren wird oder zumindest eine halbe Stunde lang im Kreis gefahren wird.
Bei der Garage im 15. Bezirk gibt es eine
ähnliche Situation. Dass der § 69 angewendet wird, wird von der dort
betroffenen Bevölkerung in diesem Fall sicherlich zustimmend zur Kenntnis
genommen, da eben außer den Stellplätzen, die der Wohnbau dort erfordert,
zusätzlich über 60 Stellplätze entstehen. Es werden in der Umgebung die
zusätzlichen Stellplätze sicherlich positiv aufgenommen werden.
(In Richtung GRÜNE:) Hier
haben Sie wirklich eine einmalige Chance, der Garage im 15. Bezirk die
Zustimmung zu geben, obwohl dort der § 69 angewendet worden ist. Sonst
könnte vielleicht einmal die Wiener Bevölkerung - und das sind auch
60 Prozent Ihrer Wähler - den Eindruck haben, dass Sie generell gegen
Stellplätze und damit gegen alle Autobenützer in der Stadt sind.
Ich ersuche Sie daher, im Interesse der dort
wohnenden Bevölkerung den beiden Projekten die Zustimmung zu geben. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Zum Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte
ist geschlossen.
Die Frau Berichterstatterin verzichtet auf ihr
Schlusswort.
Wir kommen zu den Abstimmungen, die wir natürlich
getrennt durchführen.
Ich lasse als Erstes über Postnummer 42
abstimmen.
Wer dafür ist, bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. -
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular