Gemeinderat,
34. Sitzung vom 04.11.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 88 von 99
München, der beim international
besetzten Stadtplanungsbeirat, der 1993 in Wien getagt hat - unter anderem ging
es da ums Flugfeld Aspern und um andere wesentliche stadtplanerische
Entscheidungen in dieser Stadt -, gemeint hat: „Die Qualität eines Stadtteils
erkennt man am Umgang mit Kindern und Jugendlichen und deren Möglichkeiten, Freiflächen
zu nutzen.“
Damals hat es eine große
Diskussion über das wohnungsnahe Grün gegeben, über die Möglichkeiten, Spiel- und
Freiflächen in der Wohnhausanlage zu schaffen, in der näheren Umgebung zu
schaffen und wie viel Fläche jedem einzelnen Einwohner eigentlich zur Verfügung
stehen soll. Es sind zehn Jahre seit diesem bemerkenswerten Zitat ins Land
gezogen und ich habe mir eigentlich gedacht, irgendwie in den zehn Jahren hat
die Stadtplanung in Wien etwas dazu gelernt.
Ich bedaure aber, hier heute stehen und sagen zu
müssen: Die Stadtplanung hat überhaupt nichts dazu gelernt. Es ist eigentlich
ein katastrophaler Umgang mit Freiflächen, mit den Flächen, die Kindern und
Jugendlichen zur Verfügung stehen sollten und überhaupt wie mit Kindern und Jugendlichen
in diesem Stadtteil bei diesem Flächenwidmungsplan hier umgegangen wird und
deren Wünsche absolut nicht berücksichtigt werden. Es werden absolut falsche
Prioritäten gesetzt. Es wird ausschließlich darauf gesetzt, dass eine
Gewinnmaximierung für den einzelnen Bauträger, für die Errichter der frei
finanzierten und geförderten Wohnungen entsteht und es wird überhaupt nicht auf
das Wert gelegt, was ursprünglich im Konzept „Mehrwert Simmering“ angedacht
war, nämlich Geld zu lukrieren, um die Freiflächen zu errichten und zur
Verfügung zu stellen.
Es gibt jetzt einen Eingriff in eine bestehende,
gewidmete Epk-Fläche. Diese wird mehr als halbiert und interessanter Weise gibt
es trotzdem keinen Platz für die Spiel- und Freiflächen innerhalb der Wohnhausanlagen.
Es hat auch Stellungnahmen unter anderem der MA 42 gegeben, die ja mit der
Parkgestaltung betraut ist und die einen Großteil dieser Flächen dort betreut.
Bei der Stellungnahme zu diesem Flächenwidmungsplan hat sie angemerkt:
„Eine Nutzung der bereits ausgebauten öffentlichen
Grünfläche wird durch die Wohnbebauung dramatisch eingeschränkt, da die
Baukörper zu nahe an der Epk-Grenze situiert sind. Die für einigermaßen
konfliktfreie Nutzung vorgegebenen Mindestabstände von 15 Meter zwischen
Wohnungsfenster und Spielflächen wurden nicht eingehalten.“
Und 2.: „Im angrenzenden W3 gewidmeten Bauland ist
der laut Wiener Bauordnung vorgeschriebene Spielplatz mit einer Mindestgröße
von 500 Quadratmeter und Abständen von mindestens 15 Meter zu den
Wohnungsfenstern nicht mehr unterzubringen. Eine Auslagerung ins Epk ÖZ ist
somit die Folge.“
Dann geht es noch weiter, dass Grundstücke als
Epk-Fläche ausgewiesen sind, die eigentlich für einen Park überhaupt nicht zur
Verfügung stehen, weil dort eine private Nutzung drauf ist und dass auch durch
den Höhenunterschied und auch durch verschiedene Situierung von
Einbautentrassen es überhaupt nicht möglich ist, den Park ordnungsgemäß und so
auszugestalten, dass er den Kindern und Jugendlichen auch tatsächlich zur Verfügung
steht.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, von „Mehrwert
Simmering“ ist überhaupt nichts mehr zu sehen und zu hören. Wir wissen
mittlerweile, dass dieses Projekt von allen Bauträgern und ich sage jetzt
einmal mäßig geliebt wird. Ich glaube, das ist nicht im Sinne derer gewesen,
die sich damals viele Gedanken gemacht haben, wie man dieses „Mehrwert
Simmering“ positiv und realistisch umsetzen kann.
Ich kann Ihnen nur nochmals den Ausspruch des Herrn
Dipl Ing Strache aus München vor zehn Jahren in Erinnerung rufen und Sie
sollten sich das jetzt vielleicht irgendwo aufschreiben und die Stadtplaner,
die damit zu tun haben, sollten sich das auch immer wieder ins Gedächtnis
rufen: „Die Qualität eines Stadtteils erkennt man am Umgang mit den Kindern und
Jugendlichen und deren Möglichkeiten, Freiflächen zu nutzen.“
Bei diesem Plandokument ist so ziemlich alles schief
gegangen und falsch gemacht worden, was eine Stadtplanung falsch machen kann
und aus diesem Grund werden wir auch nicht zustimmen. (Beifall bei den
GRÜNEN.)
Vorsitzende GRin Mag Heidemarie Unterreiner:
Als nächster Redner ist Herr Mag Neuhuber gemeldet. Ich erteile ihm das Wort.
GR Mag Alexander Neuhuber (ÖVP-Klub
der Bundeshauptstadt Wien): Frau Vorsitzende! Herr Berichterstatter! Meine Damen
und Herren!
Ich fange dort an, wo der Herr Kollege Kenesei
aufgehört hat: „Bei diesem Flächendokument ist so ziemlich alles schief
gelaufen, was nur schief gehen konnte.“ Ich werde mich heute trotzdem etwas
kurz fassen und nicht sehr tief in die Materie eindringen, weil einerseits
unsere Geschäftsgruppe sowieso schon fast den ganzen Tag beansprucht hat und
andererseits weil mir die Thematik des Planungsgewinns und des Umgangs der
Stadt damit an sich zu wichtig ist, um sie um 19 Uhr abends abzuhandeln.
Ich werde also bei anderer Gelegenheit einmal dann auf das übergeordnete Thema
noch konkreter eingehen. Kommen wir aber jetzt zum Plandokument.
Der „Mehrwert Simmering“ wurde ja im Jänner dieses
Jahres hier im Gemeinderat von allen Parteien beschlossen. Wir haben also auch
dafür gestimmt. Das war so eine Art Vertrauensvorschuss für den Herrn Stadtrat,
weil einerseits natürlich dieses Plangebiet südlich der Gasometer, das in den
nächsten Jahren - und wir sind ja jetzt am Beginn dieses Prozesses - entwickelt
werden soll, wichtig ist und wichtig nicht nur für den 11. Bezirk und auch
für Teile des 3. Bezirks, sondern für die ganze Stadt. Es sind ja die
Gasometer schon ein Vorzeigeprojekt und dieses ganze Stadtentwicklungsgebiet
könnte wirklich eine Art Vorzeige- und Paradeprojekt werden. „Könnte“,
Konjunktiv.
Der zweite wichtige Aspekt beim „Mehrwert Simmering“ für uns
war: Wie geht die Stadt Wien mit den Widmungsgewinnen, mit dem Abschöpfen
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