Gemeinderat,
34. Sitzung vom 04.11.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 78 von 99
und wie allseits bekannt ist, hat Wien im internationalen
Vergleich ein sehr hohes Ranking erreicht. Und ich weiß, dass wir uns darüber
einig sind: Wien ist eine lebenswerte und eine liebenswerte Stadt, und ich
denke, dass wir stolz darauf sein können. Wir Freiheitlichen sind jedenfalls
dazu da, dass das auch so bleibt. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer:
Frau GRin Wehsely. Bitte schön.
GRin Mag Sonja Wehsely (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats): Sehr geehrter Herr
Vorsitzender! Frau Vizebürgermeisterin! Meine Damen und Herren!
Wien ist eine lebens- und liebenswerte Stadt. Dem
kann ich mich nur voll inhaltlich anschließen, und das wird jedenfalls so
bleiben, solange die Sozialdemokratie hier in Wien regiert. (Beifall bei der
SPÖ.)
Zu dieser heutigen Debatte fiel mir, als ich die
Dringliche Anfrage gesehen und gelesen habe, insbesondere auch bei Verfolgen
dieser Debatte, vor allem der Film „Und ewig grüßt das Murmeltier“ ein. Ich
weiß nicht, wer von Ihnen den kennt. Da geht es darum, dass einer so ein
Wettermensch ist und Meteorologe und der Tag fängt immer wieder von neuem an
und jeder kennt schon die Argumente des anderen. Das ist im Film so. Das
Problem ist: Wir sind hier nicht im Film, sondern wir sind hier in der Realität
und in der Wirklichkeit und es geht um die Menschen dieser Stadt. Daher ist es
leider nicht ganz so lustig, dass hier diese Dinge immer noch mit vielen
Falschheiten diskutiert werden.
Die Opposition ist sich in weiten Bereichen hier
wieder einmal einig, was – und das möchte ich schon betonen – der Skurrilität
nicht entbehrt, da ja die Grundlage für viele Probleme, die wir heute in Wien
haben, bei der Bundesregierung liegt und diese Bundesregierung, wie ja, glaube
ich, auch hinlänglich bekannt ist, von der Freiheitlichen Partei und der ÖVP
gebildet wird und noch dazu – und das kann man ja gar nicht oft genug sagen –
der Vorsitzende der Wiener ÖVP der Herr Finanzstaatssekretär Finz ist, der ganz
maßgeblich verantwortlich ist dafür, was Wien für Probleme hat. Und ich möchte
die ÖVP ersuchen, sich zu überlegen, ob das wirklich gut für Wien ist. Aber
vielleicht geht es der Wiener ÖVP auch nicht um die Frage, was gut ist für
Wien.
Was die GRÜNEN betrifft, nehme ich auch hier leider
wieder zur Kenntnis, wie auch schon in der letzten Debatte, dass die wahren
Verursacher dessen, was das Problem in dieser Stadt ist, nicht zur Kenntnis
genommen werden. Das wird jetzt sozusagen damit umschifft, indem zu Beginn der
Reden in ungefähr drei Zehntelsekunden gesagt wird, ja, ja, wir sind eh auch
der Meinung, dass der Bund schuld ist, aber jetzt sprechen wir über Wien.
Das Problem ist: So einfach ist das nicht, wenn man
wirklich an einer sinnvollen und sachlichen Debatte interessiert ist, diese
Position einzunehmen, nämlich, ja, wir finden eh, der Bund ist schuld, aber
dann muss die Stadt einspringen und dann muss die Stadt all das machen, was der
Bund nicht tut. Das ist keine Politik, die gut ist für Wien, und das ist auch
keine Politik, die die Realität zur Kenntnis nimmt. Das ist eine Politik der
Realitätsverweigerung. (Beifall bei der
SPÖ.)
Der Sozialabbau findet statt – die drei
Oppositionsparteien wollen es nicht hören, aber ich werde es trotzdem sagen –,
nämlich im Bund, und zwar dort flächendeckend, egal ob im Bereich der Bildung,
im Bereich der Flüchtlingsbetreuung, im Bereich der Kinderbetreuung, im
Sozialbereich, im Bereich der Investitionen. Hier nur ein Punkt, der schon
vielleicht von Interesse sein könnte, nämlich dass der Bund in ganz Österreich
weniger investiert als Wien in Wien pro Jahr, dass die Arbeitslosigkeit steigt.
(Zwischenruf des GR Georg Fuchs.) Und, Herr Kollege Fuchs, ich bitte
Sie, zu lauschen, weil vielleicht gelingt es Ihnen dann, ein bisschen
schwierigere Zusammenhänge hier auch zu verstehen. Der Bund hat die
Lehrlingsstiftungen abgeschafft, der Bund kürzt die Notstandshilfe, und die
Liste ließe sich lange fortsetzen. Ich werde sie jetzt nicht fortsetzen,
sondern werde mich abermals, weil ich habe das schon vor einem Monat getan,
bemühen, in zwei Bereichen darzustellen, wie der Zusammenhang zwischen dem Bund
und Wien ist. Herr Kollege Fuchs, ich werde das jetzt ganz besonders persönlich
für Sie machen, um hier sozusagen herauszuarbeiten, wie diese beiden Gefäße
zusammenhängen.
Der erste Bereich, den ich hier ansprechen möchte,
ist der Bereich der Arbeitslosigkeit. Ja, natürlich ist Wien von der
Arbeitslosigkeit ganz besonders betroffen, und zwar nicht einfach deswegen (GR
Georg Fuchs: Weil Wien nichts macht!) – danke, dass Sie es sagen –, nicht
einfach deshalb, weil, wie Sie sagen, Wien nichts macht. Wien macht sehr, sehr
viel gegen die Arbeitslosigkeit. Sie, Herr Kollege Fuchs, und die Kollegen von
der ÖVP müssen auch zur Kenntnis nehmen, dass Wien zum Beispiel 150 000
Arbeitsplätze von 800 000, die es insgesamt in dieser Stadt gibt, für Menschen
schafft, die nicht in Wien in leben und damit sehr viele Beschäftigungs- und
Arbeitslosigkeitsprobleme der Bundesländer auch mitlöst. Oder, dass von den
16 000 Lehrlingen, die wir in Wien ausbilden, 4 000 keine Wienerinnen
und Wiener sind.
Das ist die Tatsache, und die müssen Sie hier auch
zur Kenntnis nehmen. Aber dann muss man auch zur Kenntnis nehmen, ob man das
jetzt will oder nicht, auf der einen Seite die Bundesregierungsparteien, auf
der anderen Seite auch die grüne Opposition, dass dafür der Bund zuständig ist
und dass auch hier die Politik nicht die sein kann, zu sagen, ja, das wissen
wir schon, der Bund ist zuständig, aber trotzdem, ihr müsst das alles lösen.
Das ist nicht möglich und auch hier in dem Bereich nicht möglich. Denn der
Minister Bartenstein, der für Wirtschaft und Arbeit zuständig ist, ist für ganz
Österreich zuständig und nicht für ganz Österreich außer Wien.
Und wenn wir uns jetzt die Pläne des Herrn Ministers
Bartenstein anschauen, die AMS-Mittel für 2004 zu kürzen – ich habe mir die letzten
Presseaussendungen bis vor einer halben Stunde angeschaut –, dann muss ich
sagen: Mir ist diesbezüglich keine Presseaussendung
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