Gemeinderat,
34. Sitzung vom 04.11.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 77 von 99
Bürgermeisters, des Vizebürgermeisters und Finanzstadtrates
sowie der Vizebürgermeisterin und Sozialstadträtin nicht glauben, warum stellen
Sie dann eigentlich keine Misstrauensanträge? Sie hätten diese Möglichkeit ja
schon anlässlich des Sondergemeinderates bei der Frau Vizebürgermeisterin
gehabt. Warum haben Sie also diese Gelegenheit, ganz im Gegensatz zum
Misstrauensantrag gegen Gesundheitsstadträtin Pittermann, nicht genützt?
Erklären Sie uns das bitte, Herr GR Margulies.
Und, Herr Gemeinderat, Sie sind jetzt doch schon
einige Jahre im Gemeinderat. Glauben Sie ernsthaft, dass die Frau
Vizebürgermeisterin sich dreinreden lässt? Glauben Sie ernsthaft, und Sie
kennen Sie jetzt auch schon einige Zeit, dass sie sich politisch entmündigen
lässt? Mein Eindruck ist eher, dass sie sich von niemandem etwas sagen lässt,
ausgenommen vielleicht vom Bürgermeister. Für die Ereignisse im Sozialbereich
trägt sie jedenfalls die alleinige politische Verantwortung.
Wie mit den Mitarbeitern der Stadt Wien – und das ist
an konkreten Beispielen nachvollziehbar – umgegangen wird, interessiert Sie,
Herr GR Margulies, ganz im Gegensatz zu anderen Gemeinderäten und Mitarbeitern
der Stadt Wien offensichtlich nicht.
Dass sich die Mitarbeiter der Stadt Wien bei großen
Problemen auch von gewerkschaftlicher Seite nicht gut vertreten fühlen, das
zeigt ein Schreiben, das mich nach der Gemeinderatssondersitzung erreicht hat.
Ich darf daraus zitieren. Hier steht:
"Wenn es noch eines letzten Beweises bedurft
hätte, so haben die Aussagen unseres Genossen Hundstorfer anlässlich des
Sondergemeinderates wohl allen die Augen geöffnet. Dieser Kollege vertritt
nicht unsere Interessen."
Weiter heißt es in dem Schreiben: "Nunmehr lässt
er uns durch sein Sekretariat mitteilen: Hundstorfer ist nicht Senatsrat.
Bericht in der 'Krone' völlig aus der Luft gegriffen. Voraussetzungen für die
Beförderung wären aber gegeben."
Und weiter lautet es in dem Schreiben: "Wir
wussten gar nicht, dass Kollege Hundstorfer schon bis zum Oberamtsrat befördert
wurde, da er die überwiegende Zeit seiner Tätigkeit dienstfreigestellt war. Was
wir brauchen, ist ein Gewerkschaftsboss, der in Zeiten von Reformen, Managertum
und Personaleinsparungen ausschließlich für unsere Rechte eintritt, und nicht
einen, der nur über seine eigenen Möglichkeiten, dass heißt über seine
Voraussetzungen zur Beförderung zum Senatsrat trotz Dienstfreistellung,
Bescheid weiß." Ende des Zitates.
Dass Ihre Fraktion, Herr GR Margulies, auch nicht
gerade zimperlich ist, wenn Ihnen Personen nicht genehm sind, dass zeigt eine
Rede von Frau GRin Jerusalem, wobei sie eine im Saal anwesende
Abteilungsleiterin so heftig attackiert hat, dass diese weinend den Saal
verließ.
Aber jetzt zurück zur Frau Vizebürgermeisterin. Sie
ist ja sehr bemüht, ihr Budget in den Griff zu bekommen. Sie hat vorsorglich
als einzige Stadträtin, wie man im Handbuch der Stadt Wien nachlesen kann, eine
Controllingstelle eingerichtet. Nur, leider erfüllt diese Controllingstelle
nicht ganz den Zweck, nämlich ein ordentliches Budget kann auch so nicht
erstellt werden.
Auf Budgetpost 0263 sind für die ganze
Geschäftsgruppe als Gesamteinnahmen nur 11 000 EUR vorgesehen. Das
entspringt offensichtlich der Idee, dann Mehreinnahmen und somit Erfolge
verkünden zu können.
In der Haushaltsordnung – Sie haben sie schon
zitiert, Frau Vizebürgermeisterin – steht, dass eben die zu veranschlagenden
Ausgaben und Einnahmen zu errechnen sind, weiters dass, wenn das nicht möglich
ist, diese gewissenhaft zu schätzen sind. Und vielleicht, sehr geehrte Frau
Vizebürgermeisterin, können Sie mir heute diesen Umstand erklären, warum auf
Post 0263 nur 11 000 EUR budgetiert sind.
Wie ich anlässlich des Sondergemeinderates schon
betont habe, sind wir Freiheitlichen für die Erhaltung des hohen
Sozialstandards, den Wien erreicht hat, auch wenn es Kraft kostet. Allerdings
mit der Einschränkung, dass Sozialhilfe ausschließlich nur an jene ausgegeben
werden soll, die ihrer wirklich bedürfen.
Die GRÜNEN stellen heute eine Anfrage, ich betone
Anfrage, denn es wird gleichzeitig schon festgestellt, "Sozialabbau findet
Stadt". Das heißt, die Frage wird also schon gleichzeitig beantwortet.
Ich frage Sie daher, Herr GR Margulies und
Freundinnen und Freunde, sagen Sie mir einmal, welche vertraglichen Leistungen
genau bisher nicht eingehalten wurden. Sie stellen fest, dass der Budgetvollzug
für 2003 im Bereich der Allgemeinen Sozialhilfe und der Behindertenhilfe seit
Monaten die Öffentlichkeit und den Gemeinderat beschäftigt. Ich möchte
feststellen, dass Sie mit Ihren immer wiederkehrenden Feststellungen die
Öffentlichkeit und uns beschäftigen. Sie leisten damit einen erheblichen
Beitrag zur Unruhe im Sozialbereich, und zwar nicht nur bei den Mitarbeitern,
sondern auch bei den Betroffenen.
Auch ich wurde schon gefragt, ob es wirklich so ist,
dass kein Geld mehr da ist. Die Betroffenen haben bis jetzt noch nichts davon
bemerkt.
Ich schlage daher vor: Warten wir ab, bis die
versprochenen erforderlichen Nachdotierungen erfolgen, und wenn nicht, dann
müssen wir die erforderlichen parlamentarischen Mittel ausschöpfen. (Beifall
bei der FPÖ.)
Es bleibt auch Ihrer Fraktion überlassen, die
Medienkampagne gegen Frau StRin Pittermann in dieser Weise fortzusetzen, und
das quasi in einem laufenden Verfahren. Denn sie wurde ja noch nicht einmal
einvernommen von der Untersuchungskommission. Aber Sie trommeln tagtäglich;
Pittermann soll, muss und wird schließlich; glaubt Herr GR Chorherr; gehen. Ist
das das Einzige was Sie wollen?
Wir Freiheitlichen sind gegen Vorverurteilungen. Wir
warten die Aussagen der Betroffenen und der Verantwortlichen ab. Erst dann
werden wir uns ein Urteil bilden; und erst dann werden wir dazu Stellung
nehmen.
Unser vordringliches Interesse ist es, Verbesserungen für
unsere pflegebedürftigen Wiener und für das Pflegepersonal zu erreichen. Wie
ich schon ausführte
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