Gemeinderat,
34. Sitzung vom 04.11.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 76 von 99
Pflegeeltern zu suchen, Mamas und Papas für Pflegekinder.
Die Geringfügigkeitsgrenze wird erhöht um 1 EUR, damit ein
arbeitsrechtliches Verhältnis zustande kommt. Frau Vizebürgermeisterin, auch
das ist Ihre Verantwortung.
Und zum Drüberstreuen: Auch der Kontrollamtsbericht
zeigt auf, wo politisch und fachlich Mängel in Ihrem Bereich vorhanden sind.
Sie kennen den Bericht, ich bin überzeugt. Hier geht es um geschützte
Werkstätten und Kuratorium Wiener Jugendwohnhäuser, Wohndrehscheibe, Verein
ECHO et cetera. Es kann nicht sein, sich im Schoß der absoluten sozialistischen
Mehrheit sicher zu sein, dass die aus Steuermitteln geförderten Vereine, und
sie sind gefördert, schon das Richtige tun werden. Hier fehlt es an Kontrolle,
hier fehlt es an Transparenz, hier fehlt es an Diskussion und an Information.
Wenn das nicht vorhanden ist, dann gibt es eben Parteiwillkür und
Freunderlwirtschaft.
Und jetzt komme ich zur Information. Im Feber 2003
haben Sie uns, Frau Vizebürgermeisterin, informiert, dass mit 1.1.2004 die
größte Strukturreform im Sozialbereich umgesetzt wird. Zusammensetzung breiter
Teile der MA 12, der MA 47 im Fond Soziales Wien. Der Rest ist
Schweigen. Es wurde dann noch eine Anfrage im Stadtsenat gemacht, wo Sie
gemeint haben: Wenn es notwendig ist, noch andere Formen der Konstruktion zu
führen, dann werden wir es tun. Offenbar finden Sie es aber nicht notwendig.
In 57 Tagen, Frau Vizebürgermeisterin, soll eine
Strukturreform greifen mit massiven Auswirkungen auf die Sozialpolitik dieser
Stadt. Der Fond Soziales Wien wird in der geplanten strukturellen,
organisatorischen und Inhaltlichen Reorganisation eine ganz zentrale Rolle
spielen, insbesondere was den Dienstleistungsbereich dieser Stadt betrifft.
Keine Information für die Oppositionsparteien, denn da könnte ja jeder kommen.
Von einer Mitsprache, davon will ich überhaupt nicht reden. Das ist Ihr
Demokratieverständnis, das ist die Arroganz der sozialdemokratischen Allmacht.
Und das ist schärfstens abzulehnen! (Beifall
bei der ÖVP.)
Sozialpolitik sollte das Herzstück jeder Regierung
sein. Das sagt der Herr Bürgermeister Häupl. Ihr Herzensanliegen, Frau
Vizebürgermeisterin, ist die Sozialpolitik nicht. In Ihrem Ressort fehlen Pläne,
Konzepte, Kontrollen. Und diese Konzeptlosigkeit geht zu Lasten der Ärmsten.
Diese Politik, Frau Vizebürgermeisterin, lehnen wir ganz entschieden ab. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: So.
Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau GRin Schmalenberg. Bitte.
GRin Mag Heidrun Schmalenberg (Klub der Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrter Herr Vorsitzender!
Sehr geehrte Frau Stadträtin. Sehr geehrte Damen und Herren!
Wie ich schon anlässlich der
Gemeinderatssondersitzung ausgeführt habe, erbringen die Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter der Stadt Wien eine hervorragende Leistung, und ganz besonders im
Sozialbereich. Ich denke, darüber sind wir uns einig. (Beifall bei der FPÖ.)
Man kann im Protokoll genau nachlesen, was ich gesagt
habe. Sinngemäß habe ich gemeint, dass Wien im internationalen Vergleich ein
sehr hohes Ranking hat und dass dahinter Menschen stehen, die gewissenhaft und
mit sehr viel Einsatz für die Wienerinnen und Wiener da sind.
Es hat daher nicht nur mich verwundert, wie man in
der MA 12 meine Wortmeldung interpretiert hat beziehungsweise wie man die
Mitarbeiter darüber informiert hat. Ich möchte aus einer Aussendung der
MA 12, genannt NewsFlash, zitieren, wo geschrieben wird: "Die Kritik
an der Arbeit der MitarbeiterInnen der Sozialreferate und Sozialzentren ist
besonders zynisch, denn diese geben tagtäglich ihr Bestes." Zitatende.
Sehr geehrte Damen und Herren! Ich frage mich, wer
die Mitarbeiter in den Sozialreferaten kritisiert hat beziehungsweise was ist
daran zynisch, wenn man feststellt, das die MitarbeiterInnen der Gemeinde Wien
eine hervorragende Leistung erbringen?
Es ist aber dieses Beispiel bezeichnend dafür, wie
man mit Kritik umgeht, denn was ich kritisiert habe, waren die Wartezeiten in
den Sozialreferaten, und dazu stehe ich auch. Denn wenn jemand Hilfe braucht,
dann braucht er sie sofort. Wenn ein Schuldner zur Schuldnerberatung geht und
er muss zehn Wochen warten, dann ist das keine Soforthilfe. Das Motto muss
lauten: Wer schnell hilft, hilft doppelt. Und die Wartezeiten, die es in den
Sozialreferaten gibt, sind kontraproduktiv.
Mit solchen Aussendungen wie dieses NewsFlash hier
soll aber bewusst Unruhe geschaffen werden, und es soll davon abgelenkt werden,
wer tatsächlich kritisiert wurde. Denn angesichts der bekannten desaströsen
Vorkommnisse in der Abteilung ist Kritik an der Leitungsebene in der MA 12
sehr wohl angebracht.
Frau Stadträtin, Sie haben diese Leitung installiert,
und natürlich tragen Sie auch die politische Verantwortung für die Ereignisse
in dieser Abteilung. Ich denke, darüber sind auch wir uns einig, Herr GR
Margulies.
Aber nun zum heutigen Thema der Dringlichen Anfrage
der GRÜNEN. Der Herr Bürgermeister, der Herr Finanzstadtrat und die Frau
Vizebürgermeisterin haben mehrfach versprochen, und das ist auch für Sie
nachvollziehbar, dass die erforderlichen Nachdotierungen im Sozialbereich, im
gegebenen Fall Ihrer Anfrage auf Budgetpost 4110, Allgemeine Sozialhilfe, und
4130, Behindertenhilfe, erfolgen werden.
Der Erkenntnis, dass auf diesen Budgetansätzen für
das heurige Jahr eine zu geringe Budgetierung vorliegt, bedarf es wohl keiner
Ihrer so genannten Experten. Und es ist auch Ihnen sicherlich das Instrument
der Zuschusskredite bekannt, ein Instrument, das durchaus üblich ist, und es
sind ja auch mehrere Zuschusskredite während eines Jahres möglich. Das ist eine
durchaus gängige Praxis.
Wir Freiheitlichen denken: Warten wir also ab, ob
diese erfolgen werden. Wir Freiheitlichen messen nämlich nicht nur an den
Daten, sondern an den erforderlichen Taten.
Und wenn Sie, sehr geehrte Damen und Herren von den GRÜNEN,
den Versprechungen des Herrn
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular