Gemeinderat,
34. Sitzung vom 04.11.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 67 von 99
20. Auf welcher Basis (Ausschreibung, Direktvergabe und
Ähnliches) erfolgt eine Neuvergabe der bislang durch die Sozialvereine für die
Stadt Wien erbrachten Leistungen?
21. Wie gedenken Sie sicherzustellen, dass es
nicht zu temporären Leistungsausfällen der bislang durch die Sozialvereine
erbrachten Leistungen kommt?
22. Welche der bislang durch Ihre
Geschäftsgruppe abgewickelten Agenden wandern 2004 in den Fonds Soziales Wien
und welche Auswirkungen hat dies auf die MitarbeiterInnen der davon betroffenen
Abteilungen?
Gemäß § 37 der Geschäftsordnung des
Gemeinderates wird beantragt, dass die Anfrage verlesen und mündlich begründet
werden kann und hierauf eine Debatte über den Gegenstand stattfindet.
Vorsitzende Josefa Tomsik: Danke. – Für
Begründung der Dringlichen Anfrage sieht die Geschäftsordnung gemäß § 37
Abs. 1 eine Redezeit von 20 Minuten vor.
Zur Begründung der Dringlichen Anfrage erteile ich
nun Herrn GR Dipl Ing Margulies das Wort.
GR Dipl Ing Martin Margulies (Grüner
Klub im Rathaus): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Damen und
Herren!
Vorweg vielleicht eine Bemerkung: StRin Laska muss
der Opposition dankbar sein, dankbar dafür, dass es eine
Untersuchungskommission zu Lainz gibt und es auf Grund der Geschäftsordnung
nicht möglich ist, eine zweite Untersuchungskommission einzusetzen. Denn all
dies, was in den letzten Tagen, Wochen und Monaten bekannt geworden ist, würde
angesichts dessen, welcher Kompetenzwirrwarr hier herrscht, welche chaotischen
Zustände herrschen, welches budgetäre Herumgeschiebe da herrscht, eine
Untersuchungskommission des Sozialressorts mehr als rechtfertigen. All dies
noch gepaart mit einer großen Anzahl von Unwahrheiten, die in der
Öffentlichkeit und im Gemeinderat von Ihnen in den letzten Wochen und Monaten
zum Besten gegeben wurden.
Ich möchte einen Punkt voranstellen, damit es dann nicht
immer heißt, wir schonen Schwarz-Blau. In dem Sinn gestehe ich Ihnen eines zu:
Wenn Finanzminister Grasser Ihr Maßstab ist, Frau StRin Laska, dann dürften Sie
bleiben, wenn Sie höhere politische Maßstäbe an sich anlegen würden, dann
würden Sie nicht nur darauf warten, das Sozialressort abzugeben, sondern dann
würden Sie innerhalb der nächsten Wochen zurücktreten.
Ich komme jetzt im Einzelnen auf die Punkte zurück.
Sie haben in der Sondergemeinderatssitzung vom
23. September – da sind Sie mir genauso wie jetzt vis-à-vis gesessen –
mehrfach mittels Zwischenrufen deutlich kundgetan, dass ja alles vollkommen
absurd ist, was ich von dieser Stelle aus erzähle, insbesondere betreffend die
Einsparungsweisung, die durch Bereichsdirektor Podkowicz ergangen ist, wozu Sie
uns in Folge dann sicher einiges Nähere ausführen können. Da war der
Zwischenruf: "Welche Weisung?" Dann war der Zwischenruf: "Die
Weisung hätte ich gern!" Dann war der Zwischenruf: "Zeigen Sie mir
die Weisung!" Und dann war der Zwischenruf: "Es gibt keine
Weisung!" Das steht bei mir im wörtlichen Protokoll.
Frau StRin Laska! Hier ist diese Weisung (der Redner hält ein Blatt Papier in die
Höhe); gekennzeichnet mit "Streng vertraulich", eine Weisung, in
der ganz deutlich drinnen steht: "Es wird ausdrücklich angeordnet, dass
die dortige Abteilung bis spätestens 25.8. Vormittag entsprechende abändernde
Entwürfe vollständig ausarbeitet und diese mit mir an diesem Tage um
14 Uhr in meinem Sitzungszimmer bespricht."
Da geht es nicht um eine Initiative von Beamten,
insbesondere von Beamten der MA 12, die sich hingesetzt hätten, weil sie
erkannt haben, es geht sich mit dem Budget nicht aus, sondern es handelt sich
um eine eindeutige Weisung, und Sie werden heute in der Beantwortung der Anfrage
klarlegen müssen: Hat der Bereichsdirektor Podkowicz das Pouvoir – obwohl Sie
sich am Vormittag noch treffen und gemeinsam unterhalten –, ohne Rücksprache
mit Ihnen diese Weisung zu erteilen, dass ein Belastungspaket von
87 Millionen EUR erteilt wird, oder hat er dieses nicht?
Hat er dieses Pouvoir, Frau Stadträtin, dann frage
ich mich wirklich, wozu Sie Stadträtin sind, wenn der Bereichsdirektor
Podkowicz eigentlich die Politik und die Belastungspolitik in Wien macht, hat er
dieses Pouvoir nicht, Frau Stadträtin, dann haben Sie – und jetzt sage ich ganz
bewusst dieses Unwort – im Gemeinderat gelogen. Und das finde ich extremst
bedauerlich, dass man es sich als Abgeordneter in diesem Haus gefallen lassen
muss, von den StadträtInnen der Regierungsfraktion, beziehungsweise von
zumindest einer Stadträtin belogen zu werden. (Beifall bei den Grünen. – GR Christian Oxonitsch: Wie
kommen Sie denn darauf?)
Aber Sie
werden, so wie es aussieht, sowieso als Sozialabbaustadträtin in Pension gehen.
Oder haben Sie von der Weisung bezüglich der Inflationsabgeltung, die, glaube
ich, zwei Monate später ergangen ist, am 16.10., auch nichts gewusst? Darin
wurde ebenfalls festgehalten – Vorgeschichte –: Am 24.9. ersucht die MA 12
um Bekanntgabe, wie damit zu verfahren ist, dass eigentlich die Erhöhung der
Tag- und Monatssätze im Bereich der Behindertenarbeit für 2003 ansteht? So wie
in den Jahren davor.
Im Jahr 2002 gab es noch eine 2-prozentige
Erhöhung, die folgendermaßen begründet wurde: "Durch die moderaten
Anpassungen der vergangenen Jahre, die mit jeweils 2 Prozent durchwegs
unter der Realkostenerhöhung der Leistungserbringer gelegen waren, ist nach
eingehender Prüfung für den überwiegenden Teil der Leistungen eine Anpassung
der Abgeltung von 2 Prozent für das Geschäftsjahr 2002 unbedingt
erforderlich. Diese Anpassung liegt an der Untergrenze des real erforderlichen
Bedarfes."
Ja, hat sich die Situation für 2003 so entscheidend
verbessert? Wird sich die Situation für 2004 verbessern, Frau Stadträtin? Nein!
Sie wissen es, ich weiß es, dass im Bereich der Behindertenhilfe mit einem
weiteren Anstieg der KlientInnen jedenfalls zu rechnen ist, dass
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