Gemeinderat,
34. Sitzung vom 04.11.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 49 von 99
der PKW, die Anzahl der Autos in Wien saldiert um die
abgemeldeten Autos, weiterhin Jahr für Jahr um 10 000 im Schnitt steigt.
Trotz aller positiven Angebote im öffentlichen Verkehr, trotz Verbesserungen
für Fußgänger und Radfahrer ist es offensichtlich das Interesse, das Bedürfnis
der Menschen, ein eigenes Auto zu besitzen.
Das führt dazu, dass die Verkehrsleistung in der
Stadt in den vergangenen Jahren gestiegen ist. Herr Maresch - er ist zwar jetzt
nicht herinnen, aber es wird ihm sicherlich ausgerichtet werden -, das ist auch
einer der Gründe, warum der Ausstoß von CO2 weiterhin gestiegen ist,
bei allen Reduktionen - wenn Sie daran denken, was an
Verkehrsberuhigungsmaßnahmen in Wohngebieten geschaffen wurde, was an
Verkehrsreduktionen und Verkehrssicherheitsmaßnahmen in den letzten zehn Jahren
geleistet wurde und was dadurch auch an Verbesserungen in der Lebensqualität,
in der Umweltqualität und in der Verteilung der Fläche im öffentlichen Raum -
nicht nur mehr für die Autos, sondern auch für die Menschen - erreicht werden
konnte. Trotzdem ist die Verkehrsleistung gestiegen, trotzdem ist die Zahl der
Autos in dieser Stadt gestiegen. Wir verschließen davor nicht die Augen,
sondern wir sagen: Es ist nicht mehr erreichbar - wir können jetzt schon
abschätzen, dass bis 2010 der motorisierte Individualverkehr nicht so stark
zurückgehen wird, wie wir es im Modal Split benötigen würden -, daher
verschieben wir, weil wir Realisten sind, den Zielhorizont um zehn Jahre. Das
ist ein sehr langer Zeitraum. Aber ich bin nicht bereit, unrealistische Ziele
in diesem Masterplan Verkehr drinnen zu haben.
Wir werden in diesen zehn Jahren, in denen der
Masterplan Verkehr seine Gültigkeit haben soll, bevor er das nächste Mal
überarbeitet wird, weitere Maßnahmen setzen, dass die Umweltverbund-Verkehre
jedenfalls einen Großteil des Verkehrs in dieser Stadt erfüllen können, nämlich
beginnend beim zu Fuß gehen. Gerade hier wird eine Fülle von Verbesserungen vorgeschlagen.
Da können Sie, Herr Kollege Gerstl, vielleicht auch Ihren
Bezirksvorsteher-Kolleginnen und -Kollegen ausrichten, dass insbesondere die
Bezirksvorsteherinnen und Bezirksvorsteher gefragt sein werden, genau in diesen
Punkten zur Umsetzung zu kommen. Wir maßen uns nicht an - und ich hoffe, auch
niemand von Ihnen -, dass wir den Bezirksvorsteherinnen und -vorstehern und den
Bezirksvertretungen das dezentralisierte Recht auf Gestaltung des Straßenraumes
komplett absprechen - das werden Sie hoffentlich auch Herrn Dr Gerstbach und
Frau Reichard vermitteln -, und deswegen werden wir nicht vorschreiben, dass im
Straßenraum XY das oder jenes zu geschehen hat, sondern wir definieren, welche
Qualitäten wir für den Fußgängerverkehr brauchen. Diese Qualitäten sollen von
den Bezirksvorstehungen bei ihren Maßnahmen berücksichtigt werden.
Wenn die beiden Damen Bezirksvorsteherinnen und der
Herr Bezirksvorsteher der Meinung sind, dass das ein zu geringer Eingriff in
ihre Autonomie ist, dann können wir das ja im Detail noch verstärken. Ich
glaube nicht, dass die 23 Bezirksvertretungen in Wien Freude damit hätten,
dass wir ihnen sagen, was sie genau tun sollen. Dazu ist die Dezentralisierung
da, dazu ist Subsidiarität gefragt, auch auf dem Gebiet des Verkehrs in dieser
Stadt. Das halten wir auch ein.
Zweiter Punkt: Wir können im Verkehr dieser Stadt
eine Verlagerung vom motorisierten Individualverkehr hin zu den Umweltverkehren
auch im Radverkehr erreichen. Ich kann mir Ausführungen dazu ersparen, Kollege
Chorherr hat ja dieses Kapitel hier in extenso geschildert. Es ist klar, dass
das enorme Anstrengungen bedeutet und dass der Zielhorizont dafür viel kürzer
gesetzt ist als in so manchen anderen Zielsetzungen hier im Programm.
Das wesentliche Paket aber ist das Paket des Ausbaus
des öffentlichen Verkehrs, die so genannte 4. Ausbauphase U-Bahn und die
Begleitmaßnahmen. Wir haben in diesem Kapitel zusammengefasst, was finanziell
unter Beteiligung des Bundes in der gewohnten Weise leistbar und sinnvoll für
diese Stadt ist. Wir überfordern damit nicht den Bund, sondern wir verlangen
von ihm nur die Beibehaltung jenes Betrages, den er seinerzeit im
30-Milliarden-Schilling-Paket der Stadt zugestanden hat. Wir verlangen keinen
Cent mehr, im Gegenteil, es kommt in realen Werten sogar zu einer Reduzierung
gegenüber dem, was im 30-Milliarden-Paket enthalten war. Wir wissen um die
Finanzsituation des Bundes.
Wir wollen aber auf der anderen Seite auch, dass die
ÖVP-Staatssekretäre und Wiener Parteiobmänner nicht hergehen und sagen: Da
werden wir natürlich weniger zahlen!, und dann ihre Wiener Kohorten vorschicken
wie den Herrn Gerstl, der uns sagt, dass wir doppelt so viele Kilometer U-Bahn
bauen sollen. So wird es nicht gehen! Daher sind wir in diesem Masterplan
Verkehr auch im Ansatz sehr realistisch, und zwar so realistisch, dass das auch
für den Bund finanzierbar und leistbar ist, wenn man Verkehrspolitik für das
einwohnermäßig größte Bundesland dieser Republik auch auf der Bundesseite ernst
nimmt - wie das ja unter sozialdemokratischen Bundesministern immer der Fall
war!
Ein weiterer Punkt betrifft den Ausbau der
Straßenbahn. Wir haben sehr bewusst in dem Bereich, in dem die Straßenbahn sehr
leistungsfähig ist, nämlich im Bereich des 43ers, die U5 nicht in die fünfte
Ausbauphase hineingenommen. Wir haben sehr bewusst jenseits der Donau, wo die
Entwicklungsschienen in den letzten zehn Jahren so massiv waren, den Ausbau der
Straßenbahn hervorgehoben. Dort sind Tangentiallinien zwischen den beiden
Bezirken ganz dringend notwendig, dort wollen wir auch bis an die Stadtgrenze
gehen.
Herr Kollege Madejski, die Zahlen in Ehren - Sie zitieren
sie aus einer Arbeit, aber die Wissenschaftler hätten es besser wissen können,
wenn sie gefragt hätten. Wenn wir die Straßenbahn durch Eßling bis zur
Stadtgrenze und nach Groß-Enzersdorf hinaus führen, dann gehen dort nie und
nimmer 30 000 PKW durch, wie es Kollege Snizek berechnet hat, sondern
es gehen viel weniger PKW durch diesen Ortskern Eßling. Die Entlastung für den
Ortskern Eßling entsteht vor allem dadurch, dass wir dort die Straßenbahn
bauen. Genau das werden wir, weil wir den Masterplan Verkehr ernst nehmen,
schon am
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