Gemeinderat,
34. Sitzung vom 04.11.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 48 von 99
Wiener Linien sowohl
Erweiterungsvorhaben als auch höhere Qualitätsanforderungen formuliert. Ich
gehe einmal davon aus, dass Maßnahmen, soweit sie im Wirkungs- und
Zuständigkeitsbereich des Verkehrsstadtrates liegen, wirklich umgesetzt werden
und auch umgesetzt werden können. Soweit es allerdings Maßnahmen sind, die von
den Wiener Linien umgesetzt werden können oder müssen, wird es mühsam werden.
Es können nämlich die Erweiterung des Liniennetzes, die Intervallverdichtungen,
Betriebszeitenverbesserungen, Qualitätsverbesserungen für mobilitätsbehinderte
Personen und dergleichen nur von den Wiener Linien umgesetzt werden.
Meine
Damen und Herren! Ich erinnere auch daran, dass wir einen so genannten
ÖPNV-Vertrag haben, also den Finanzierungsvertrag, der zwischen der Stadt Wien
und dem Unternehmen Wiener Linien abgeschlossen wurde und der auf dem Status
quo basiert. Entgegen den Warnungen ernst zu nehmender Kritiker ist es
verabsäumt worden, bei den Zuwendungen auch hineinzuschreiben, dass im Laufe
dieses Vertrages durchaus eine Leistungssteigerung anzupeilen ist. Daher habe
ich es im Masterplan zwar gerne gelesen, aber mir fehlt irgendwo der Glaube
daran, dass im Qualitätssicherungskapitel zum ÖV darauf abgestellt wird, dass
die vereinbarten Verkehrsqualitäten weiterzuentwickeln und durch ein geeignetes
Controlling sicherzustellen sind. Meine Damen und Herren, vielleicht erinnern
sich manche daran, dass wir lange um diesen Vertrag gerungen haben. Es waren zu
schwerwiegende Einwendungen, um dem zuzustimmen.
Wir haben
als ÖVP immer verlangt, dass es eine begleitende Kontrolle gibt - die wurde
nicht eingerichtet - und dass es zumindest im Sinne eines Partizipationsmodells
einen Beirat geben soll - das wurde zwar nicht grundsätzlich bestritten oder
bekämpft, aber geschehen ist es eben nicht -, das heißt, einen Beirat, der die
Qualitäts- und Angebotsprüfung im öffentlichen Verkehr in Abstimmung mit dem
Finanzierungsvertrag übernehmen kann, einen Beirat, der diese Kontrollfunktion
auch möglichst unabhängig ausfüllen kann. Wir erheben hier noch einmal die
Forderung, einen solchen Beirat einzurichten. Ich stelle mir vor, dass in dem
Beirat vertreten sind: die Verkehrsanbieter - wir haben ja nicht nur die Wiener
Linien, sondern zum Beispiel auch Dr Richard, der für die Wiener Linien fährt,
die ÖBB und weitere -, die Eigentümervertreter der Wiener Linien, sprich der
Finanzbereich dieser Stadt, VOR-Vertreter, Vertreter der Stadt Wien aus dem
Planungs- und Verkehrsbereich, die ja diese Kontrolle auch im Masterplan sehr
engagiert verlangt haben, Vertreter der Bezirke, unabhängige Fachleute, externe
Verkehrsplaner, Fahrgast-Interessenvertretungen und die Kunden selbst.
Meine Damen und Herren! Das ist auch etwas, was die
ÖVP immer reklamiert hat: Dieser Verkehrsdienstevertrag geht auf vieles, auf
fast alles ein, nur nicht auf die Kunden. Aber die Kunden, die Bürger, sind uns
das Wichtigste! Daher soll dieser Beirat auch zu zwei Dritteln aus Unabhängigen
zusammengesetzt werden. Als Unabhängige sind solche zu bezeichnen, die nicht
selbst die Verkehrsdienste zu erbringen haben, sodass dieser Beirat auch als Ombudsstelle
fungieren kann für jene, die nicht im Beirat vertreten sind, aber Interessenten
oder Beschwerdeführer sind. Die Kunden sollen in der entsprechenden Zahl im
Beirat vertreten sein. Da kann ich mir vorstellen, dass man kreativ ist und
entsprechende Methoden entwickelt, wie zum Beispiel, dass man eine gewisse
Anzahl unter den Netzkartenbesitzern verlost - da ist man ja in der Lage, die
Adressen festzustellen - und freiwillig gemeldete Fahrgäste einbezieht, die die
Wiener Linien nicht als Netzkartenbenützer frequentieren, aber ebenfalls sehr
daran interessiert sind, dass der öffentliche Verkehr in Wien ordentlich
funktioniert.
Meine Damen und Herren! Ich habe die Bedenken gegen
den ruhenden Verkehr und den öffentlichen Verkehr vorgebracht. Das sind zwei
Kapitel, denen wir nicht zustimmen
werden. Das andere wird sich bei der Abstimmung erweisen. - Danke. (Beifall
bei der ÖVP.)
Vorsitzende GRin Josefa Tomsik: Ich
danke. - Zum Wort gemeldet hat sich Herr StR Dipl Ing Rudolf Schicker. Ich
erteile es ihm.
Amtsf StR Dipl Ing Rudolf Schicker:
Sehr geehrte Damen und Herren! Frau Vorsitzende!
Ich bin
sehr froh, dass wir diese Diskussionsphase über den Masterplan Verkehr heute zu
einem Ende bringen, und möchte mich vorweg einmal bei den Beamtinnen und Beamten
der Stadt Wien und bei den Bearbeiterinnen und Bearbeitern aus dem externen
Bereich für die hervorragende Leistung bedanken, die bei der Erstellung dieses
Konzeptes erbracht wurde.
An die Adresse von Kollegen Gerstl: Auch ich habe
Brecht gelesen, ich kenne das Zitat ebenfalls, und dieses Zitat begleitet mich,
seit ich mit dem Studium der Raumplanung begonnen habe. So ist das nun einmal:
Man macht einen Plan, und sehr vieles davon wird verwirklicht; man macht den
nächsten Plan, und wieder wird sehr vieles davon verwirklicht. Manches davon
lässt sich nicht umsetzen, damit haben Planerinnen und Planer zu leben gelernt,
und das ist nichts Negatives. Denn im Zeitablauf ergeben sich immer neue
Erkenntnisse.
Diese neuen Erkenntnisse haben auch dazu geführt, dass wir
eine der Zielsetzungen des Verkehrskonzeptes 1994 hier im Masterplan 2003
übernommen, aber in der Zeitachse versetzt haben. Schon das Verkehrskonzept
1994 hatte festgelegt, dass bis zum Jahr 2010 eine Reduktion im motorisierten
Individualverkehr auf 25 Prozent stattfinden soll, einen Anteil von
25 Prozent am Modal Split, um korrekt zu sein. Wir haben erkennen müssen,
dass in der Zeitphase jener neun Jahre, die seit der Beschlussfassung des
Verkehrskonzeptes 1994 vergangen sind, zwar ein Trend funktioniert hat, nämlich
der Trend hin zum öffentlichen Verkehr - dass das mit dem U-Bahnbau sehr wohl
erreicht werden konnte, dass das mit den Verbesserungsmaßnahmen im öffentlichen
Verkehr gerade durch die Wiener Linien erreicht werden konnte -, wir haben aber
auch zur Kenntnis nehmen müssen, dass ohne dirigistische Maßnahmen die Anzahl
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