Gemeinderat,
34. Sitzung vom 04.11.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 47 von 99
ausgestattet sind, die selbstverständlich den
Geschäftsstraßen der Innenbezirke Kaufkraft enorm abgraben und die eine enorme
Konkurrenz und Gefährdung für die bestehende Geschäftsstraßenstruktur in Wien darstellen.
(Beifall bei der ÖVP.)
Wir haben
die Situation, dass wir heute schon ein Überangebot an Verkaufsflächen bei
stagnierender Kaufkraft und bei sinkenden Einzelhandelsausgaben der Wiener
Haushalte haben. Außerdem war es in den letzten fünf bis zehn Jahren so, dass
der große Flächenzuwachs nicht in den Einkaufsstraßen, sondern bei peripheren
Einkaufszentren erfolgt ist. Wir haben heute schon mehr Verkaufsflächen in
großen Fachmärkten und Einkaufszentren außerhalb der Stadt als in unseren
22 Hauptgeschäftsstraßen, die das Rückgrat der gewachsenen
Geschäftsstruktur in Wien bilden. Daher spreche ich diese Warnung noch einmal
ganz ernst aus. Ich glaube, dass es einer der größten Fehler wäre, wenn man die
Endstationen mit attraktiven Einkaufszentren ausstattet, schon deshalb, weil es
dem Konsumentenwunsch enorm entgegenkommt. Pendler, die ihre Autos an der
Peripherie abstellen, haben es natürlich schwer, gekaufte Waren aus
Einkaufsstraßen in der Stadt mit öffentlichen Verkehrsmitteln an die Peripherie
zu schleppen, um sie dann ins Auto zu geben. Es ist natürlich ein Riesenanreiz,
wenn sie diese Waren dort kaufen können, wo das Auto steht.
Der Kollege Chorherr hat ebenso wie ich ein
Steckenpferd. Sein Steckenpferd ist die Warnung vor peripheren Hochleistungsstraßen,
weil diese Standortgunst schaffen. Daran zweifle ich gar nicht, weil diese
sozusagen die Einkaufszentren wie die Schwammerln aus dem Boden wachsen lassen,
nur sage ich, beides, meine Warnungen oder Befürchtungen, als auch die vom
Kollegen Chorherr, sind nicht gottgegeben. Wir haben in dieser Stadt noch ein
Flächenwidmungs- und Bebauungsplaninstrument und da ist es geregelt, dass diese
Einkaufszentren einer eigenen Bestimmung bedürfen. Daher meine ich, dass es die
Planung sehr wohl in der Hand hat, hier steuernd einzugreifen und ihre
Absichten auch durchzusetzen.
Was die Parkraumbewirtschaftung betrifft – das ist
mir sehr wichtig – wurde im Zuge des Verfahrens zum Masterplan mit dem hoch
gelobten Bevölkerungsbeteiligungsmodell - der Herr Mag Gerstl hat ausführlich
berichtet, von welcher Qualität es war - zu wenig auf Betroffene und auch auf
die Bezirke gehört.
Die Parkraumbewirtschaftung, die im Masterplan als
das Erfolgsmodell schlechthin dargestellt wird, mag schon eine Erfolgsstory
sein, nur die Erfolgsstory leidet schön langsam. Dazu gibt es im Masterplan
auch ein paar Sätze, die darauf hindeuten, dass man auch glaubt, dass es unter
Umständen an Wirkung verloren hat oder noch weiter verlieren könnte. Meine
Damen und Herren, wenn Sie die Bevölkerung fragen, objektiv mag die
Parkraumbewirtschaftung durch Reduktion des Kraftfahrzeugverkehrs ein Erfolg
gewesen sein, subjektiv hat der Erfolg schon sehr gelitten, denn die Bewohner
beschweren sich zutiefst darüber, dass sie keine Parkplätze finden. Was sind
die Ursachen? Wir kennen sie. Die Ursachen sind zunehmende
Kraftfahrzeugzulassungen, das heißt, die Bewohner haben mehr Kraftfahrzeuge.
Die Disziplin hat im Laufe der Zeit natürlich nachgelassen. Es werden einige
Übertretungen begangen, die nicht geahndet werden. Dies bedeutet, die
Überwachung funktioniert nicht wirklich. Deshalb, meine Damen und Herren,
verlange ich eine Privatisierung der Parkraumüberwachung! (Beifall bei der
ÖVP.)
Ich habe mit besonderer Aufmerksamkeit im Masterplan
gelesen, dass zusätzliche Ressourcen zur Überwachung als notwendig erachtet
werden. Dazu heißt es wörtlich – ich zitiere: "Im Rahmen der Ausdehnung
der Parkraumbewirtschaftung soll auch die Zweckmäßigkeit einer Überwachung
durch Dritte geprüft werden." Was heißt das, meine Damen und Herren?
Nennen wir es doch beim Namen! Das heißt, Dritte sind Unternehmungen, denen man
die Überwachung überträgt. Ich kann das nur wärmstens empfehlen. Wien ist gut
beraten, sich damit nun ernsthaft auseinander zu setzen, und zwar den Weg von
der Absichtserklärung zur Durchführung zu beschreiten.
Wir haben schon einige sehr erfolgreiche Beispiele.
Das erfolgreichste ist meines Wissens das in Graz, aber es gibt diese private
Überwachung auch in vielen anderen Städten in Österreich. Ich nenne nur die
wichtigsten: Bregenz, Innsbruck, Salzburg, Linz, Villach, Graz,
Sankt Pölten, Eisenstadt und so weiter. Graz war damit sehr erfolgreich
und wir wissen aus den Erfahrungen auch die Vorteile, die eindeutig sind. Die
Überwachungseffizienz ist mit der Privatisierung steigerbar.
Die Erfahrungen zeigen, dass Mehreinnahmen durch
Erhöhung von Parkscheinverkauf oder Parkgebührenentrichtung und erhöhte
Strafeinnahmen die Kosten bei weitem übersteigen. Notwendig wäre allerdings
dazu letztlich der politische Wille zur Umsetzung, denn es sind natürlich
einige gesetzliche Adaptierungen notwendig. Dass das keine unüberwindbare Hürde
ist, beweist uns Graz. Dieses Beispiel wird ja allen bekannt sein, oder man
kann nachlesen, wie Graz das mit dem Parkgebührengesetz geregelt hat. Es ist
nämlich durchaus möglich, dass man die Standards für die Qualifikation des
eingesetzten Personals festsetzt. Es ist auch möglich, die beauftragten
Unternehmungen zur Übernahme des bisher eingesetzten Überwachungspersonals zu
verpflichten, und so weiter, und so fort.
Ich darf jene, die schon länger hier im Gemeinderat
tätig sind, auch daran erinnern, dass das bereits im Koalitionsübereinkommen
der letzten Regierung als Absicht formuliert war. Nur ist es eben beim Prüfen,
Prüfen und nochmaligen Prüfen geblieben, und letztlich war der Wille nicht
vorhanden, das auch wirklich umzusetzen. Ich hoffe, dass das mit dem Bekenntnis
in dem Zitat, das ich aus dem Masterplan vorgelesen habe, endlich überwunden
wird und dass wir zu dieser Vorgangsweise kommen.
Ich möchte noch einen Detailaspekt anführen, was das Kapitel
Öffentlicher Verkehr im Masterplan betrifft. Es sind ja im Masterplan
hinsichtlich des Angebotes der
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