Gemeinderat,
34. Sitzung vom 04.11.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 46 von 99
weiter draußen in der Stadt 30 Prozent, eins zu drei,
Rückbau." (GR Paul Zimmermann
lacht.) Da lacht selbst der Herr Kollege Zimmermann hinter mir. In der
letzten Debatte, und zwar in Hietzing, hat mir der Herr Bezirksvorsteher
unisono mit dem Garagenkoordinator erklärt, so genau darf man die
30 Prozent nicht nehmen, weil man das noch mit dem Bezirk klären muss und
das nicht wirklich geht. In Floridsdorf waren es 25 Prozent, ein Viertel,
in Hietzing weiß man es nicht genau, im 19. Bezirk waren es genau zwei
Stellplätze, die man rückgebaut hat. Da befürchte ich leider diesen Satz, dass
Papier sehr geduldig ist und nicht wirklich etwas dabei herauskommt, weil es
einfach toll ist, wenn ich mir diesen Umweltteil anschaue, ich würde sagen,
sensationell. Endlich schreibt man es fest, aber andererseits haben viele
Menschen Recht und sagen, sobald der Masterplan Verkehr geschrieben oder
abgeschrieben ist, ist er schon überholt und zählt nicht mehr.
Ich hoffe, es wird nicht so schlimm sein, wie wir
glauben. – Danke schön. (Beifall bei den
GRÜNEN.)
Vorsitzende GRin Josefa Tomsik: Als Nächste zum Wort gemeldet ist Frau StRin
Dipl Ing Dr Herlinde Rothauer. Ich
erteile es ihr.
StRin Dipl Ing Dr Herlinde Rothauer: Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Herr
Berichterstatter! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Ich beschränke mich in meinen Ausführungen auf zwei
Teilbereiche des Masterplans und beginne mit dem ruhenden Verkehr anhand dessen
ich die Einwendungen und Bedenken der Wiener Volkspartei exemplarisch
darstellen möchte. Das Kapitel findet nicht unsere Zustimmung. Wir werden heute
noch einen komplizierten Abstimmungsvorgang haben, wo jeder sehr aufpassen
muss, dass er das richtige tut bei jedem Kapitel. Jedenfalls das, was in dem
Kapitel "ruhender Verkehr" steht, findet nicht unsere Zustimmung. Da
haben wir wohl nicht zur Überraschung aller teilweise eine Kontraposition zu
dem, was mein Vorredner gerade hinsichtlich der Parkplatzreduktion im Falle
eines Garagenbaus gesagt hat. Aber darauf werde ich noch zu sprechen kommen.
Für uns gibt es drei Säulen, die ganz wichtig sind,
um den ruhenden Verkehr in einem Ballungszentrum zu bewältigen. Das sind die
Forcierung des Garagenbaus und die Errichtung von
Park & Ride-Anlagen, die Warnung vor weiterem Parkplatzklau, also
keinen Verlust von Parkplätzen – das werde ich gleich begründen – und eine
Parkraumbewirtschaftung, die diesen Namen auch verdient, worauf ich genauer eingehen
werde, weil es einige Aspekte gibt, die im Plan einerseits interessant
dargestellt sind und andererseits auch sehr zu denken geben.
Der Garagenbau ist zu forcieren, auch im Hinblick
darauf, dass zunehmende Stellplatzbedürfnisse abgedeckt werden sollen. Es kann
nicht darum gehen, dass nur ein Stellplatzabtausch erfolgt, sondern es muss
eine Stellplatzerhöhung erfolgen. Warum? Der Grund wird im Masterplan ohnedies
sehr eingehend dargestellt. Die Zunahme der Kraftfahrzeugzulassungen in Wien –
mein Kollege Gerstl hat das heute schon sehr ausführlich behandelt – deutet
eindeutig darauf hin, dass wir mit immer mehr Stellplatzbedürfnissen
konfrontiert sind. Meine Damen und Herren, Stellplatzbedürfnisse muss man ernst
nehmen, wenn man das Ziel verfolgt, dass die Fahrleistung nicht erhöht werden
soll. Wenn ich also haben möchte, dass die angeschafften PKWs nicht für jede
Fahrt, sondern nur sparsam eingesetzt werden, dann muss ich doch die
Gelegenheit schaffen, wo diese Kraftfahrzeuge abgestellt werden können und
sollen. Es ist das im Masterplan zwar explizit nicht bestritten, aber es ist
vom forcierten Garagenbau die Rede, natürlich auch von
Park & Ride-Anlagen, bei gleichzeitiger Stellplatzreduktionen der
Straßenoberfläche.
Was wir sehr vermissen, ist ein Mengengerüst und der
absehbare Zeithorizont. Es geschieht zwar nicht ganz so willkürlich, wie der
Kollege Maresch, mein Vorredner, gesagt hat, nämlich so, dass ein
Garagenkoordinator durch die Stadt fährt und er, wo sein Auge gerade hinfällt,
entscheidet, dass dort eine Garage gebaut werden könnte, sondern
selbstverständlich wird sehr auf die Wünsche der Bezirke Rücksicht genommen.
Soweit mir bekannt ist, ist vor der Entscheidung, eine Volksgarage zu
errichten, immer ein Bezirksvertretungsbeschluss vorhanden. Aber es wäre natürlich
Aufgabe des Masterplans Verkehr gewesen, eindeutig zu deklarieren, mit welcher
Anzahl und mit welchem Zeithorizont man zur Realisierung zu schreiten gedenkt.
Ich warne auch davor, im Zuge des Garagenbaus
undifferenziert mit irgendwelchen Schlüsselzahlen, wie sie eben im Masterplan
verwendet wurden, Stellplätze an der Oberfläche zu reduzieren, je nachdem, in
welchem Stadtgebiet das ist. Ich plädiere dafür, dass man das im Einzelfall mit
Augenmaß macht, weil die Parkplatzsituation nicht nur von generellen Daten,
sondern von den ganz spezifischen lokalen Gegebenheiten abhängt. Meine Damen
und Herren, es wird, glaube ich, jedem begreiflich sein, bauliche Versäumnisse
dieser Art kann man später nicht mehr ohne weiteres aufholen. Wir haben es in
den Stadterweiterungsgebieten gesehen, wenn nicht genügend Garagenplätze
errichtet werden, dass dann die Kraftfahrzeuge auf der Straße stehen und
wertvollen Straßenraum blockieren, obwohl das sicher nicht notwendig wäre. Es
ist auch ein Anreiz für den PKW-Besitzer, das Kraftfahrzeug nur sparsam zu
verwenden, wenn er einen gesicherten Parkplatz hat.
Zu den Park & Ride-Anlagen ist folgendes zu
sagen: im Masterplan habe ich mit Sorge gelesen, dass empfohlen wird, die
Park & Ride-Anlagen mit hochwertigen Nutzungen zu kombinieren.
Das wäre an sich noch nichts Verwerfliches. Aber was heißt das? Es geht
vornehmlich um die Endpunkte der U-Bahnen, konkret ahnen oder befürchten wir es
von der künftigen U1-Endstation Rothneusiedl, wenn die U1 verlängert ist, und
von der U6-Endstation nördlich Stammersdorf, von der heute schon mehrfach die
Rede war, dass unter diesen "hochwertigen Nutzungen" Einkaufszentren
gemeint sind. Meine Damen und Herren, davor warne ich ganz ausdrücklich! Das
sind Einkaufszentren an der Peripherie, die mit ganz hoher Standortgunst
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular