Gemeinderat,
34. Sitzung vom 04.11.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 50 von 99
1. und 2. Dezember in einer Ausstellung im
22. Bezirk präsentieren, damit niemand - Kollege Chorherr oder Kollege Maresch,
wer immer das gesagt hat - behaupten kann, wir würden den Masterplan Verkehr
nicht ernst nehmen. Das Erste, das wir hier präsentieren, wird der Ausbau der
Straßenbahn in einem sehr sensiblen Bereich der Stadterweiterung der letzten
zehn Jahre sein.
Wir haben für den ruhenden Verkehr natürlich - no na!
- die Bewältigung der Parkplatz-Problematik im Vordergrund. Diese
Parkplatz-Problematik kann man auf zwei verschiedenen Wegen lösen. Man lässt
entweder, wie wir es anlässlich der Ausschussreise in vielen Städten gesehen
haben, schlicht und einfach auf dem Gehsteig parken - Beograd, Athen, da können
wir alle die Fotos herzeigen, die wir in diesen Städten schießen konnten. Oder
wir bekennen uns dazu, dass der Straßenraum, der öffentliche Raum viel zu wertvoll
ist, als dass wir ihn für das Abstellen von PKW opfern, sondern eine Vielzahl
von Funktionen zu erfüllen hat.
Wenn wir das tun, dann müssen wir auch B sagen. Das B
ist der Garagenbau, gerade in den Gebieten, in denen - worauf Frau StRin
Rothauer richtigerweise hingewiesen hat - das subjektive Empfinden der
Menschen, die in parkraumbewirtschafteten Bezirken leben, dorthin geht: Na, der
Effekt lässt doch schon nach! - Wir müssen daher gerade dort, wo die Menschen
über ihren finanziellen Beitrag zur Parkraumbewirtschaftung ja die
Garagenfinanzierung betreiben, auch die Garagen bauen, und nicht nur in den
Bezirken, die außerhalb des Gürtels sind. Dabei wird es weiterhin ausreichend
Spielraum für die Beschleunigung des öffentlichen Verkehrs aus diesen Mitteln
geben, für Verkehrssicherheitsmaßnahmen und - das auch in Ergänzung zu der
Diskussion über den "Kurier" - auch für die Schaffung sozusagen von
Stellplätzen für die Radfahrer. Das Primäre ist aber die Erfüllung der
Notwendigkeiten hinsichtlich der Anforderungen, die die Autofahrer, die auch
für die Parkraumbewirtschaftung bezahlt haben, für das Abstellen ihrer PKW in
den Garagen haben.
Wir werden uns auch überlegen müssen, Frau StRin
Rothauer, wie wir dem Wirtschaftsverkehr besonderen Vorrang einräumen können.
Deswegen beschäftigen wir uns ja im Masterplan Verkehr ausführlich mit dem
Wirtschaftsverkehr: Er ist etwas, das die Lebhaftigkeit, das Leben, die
wirtschaftlichen Aktivitäten in der Stadt hält. Genau darum wird er auch im
Masterplan Verkehr so ausführlich betont und hervorgehoben. Wir müssen hier zu
unkonventionellen Lösungen finden, die verhindern, dass innerstädtische
Einkaufsmöglichkeiten gegenüber jenen mit den großen Parkplätzen auf der grünen
Wiese benachteiligt sind. Das wird möglicherweise auch Blocken und Einschränken
auf bestimmte Stundenbereiche bedeuten. Wir werden das mit der
Wirtschaftskammer, mit den Geschäftsleuten aus den einzelnen Einkaufsstraßen
intensiv diskutieren, und dann wird es Lösungen geben, die aus meiner Sicht die
Zulieferung von Gütern und auch das Liefern an die Konsumenten besser und
schneller ermöglichen.
Ein weiterer Punkt, der mir sehr wichtig ist, ist die
Verkehrssicherheit. Zu diesem Thema ist relativ wenig gesagt worden, aber mir
ist jeder Tote im Verkehr in dieser Stadt einer zu viel! Wir haben hier ein
sehr engagiertes Ziel drinnen, und dieses engagiertes Ziel ist: zero, null -
null Verkehrstote! Wir wissen, dass wir uns diesem Ziel nur asymptotisch werden
annähern können. Wir werden alles daransetzen, dass die Verkehrssicherheit
sowohl bei den Schülern, bei den Jugendlichen, bei den Einspurigen, bei den
nicht motorisierten und den motorisierten Einspurigen, aber auch bei den
älteren Mitbewohnern deutlich erhöht werden kann. Es geht nicht an, dass gerade
die PensionistInnen in letzter Zeit besonders stark von Verkehrsunfällen
betroffen sind. Wir werden daher ein starkes Schulungsprogramm auf dieser
Ebene, herauskommend aus dem Masterplan Verkehr, unternehmen, wir werden
versuchen, auf diesem Feld sehr viel an Bewusstseins- und Bildungsarbeit zu
machen und in die Pensionistenklubs hineinzugehen. Wir haben da ja mit dem
ÖAMTC Vereinbarungen getroffen.
Lassen Sie mich in diesem Zusammenhang auch die Frage
der Überwachung ansprechen. Wir haben nicht nur das Problem der Überwachung des
ruhenden Verkehrs, wir haben mittlerweile auch ein großes Problem in der
Überwachung des fließenden Verkehrs. Dies ist immer Aufgabe der
Verkehrspolizei, nur haben wir leider in Wien das Problem, dass wir zu wenig
Polizisten haben. (In Richtung StRin Dipl Ing Dr Herlinde Rothauer:) Da
bitte ich Sie, Frau Stadträtin, uns Hilfestellung gegenüber Bundesminister
Strasser zu leisten, dass wir in Wien wieder die Polizisten bekommen, die wir
auch benötigen. Denn sonst können wir das Hineinfahren bei Rot in den
Ampelbereich, das Zu-schnell-Fahren, das unmotivierte Überholen, die anderen
Vergehen, die passieren, auch das Alkoholisiert-Fahren, nicht wirklich
wegbringen. Dort liegt dann auch der Überhang an Toten, und deren Anzahl gehört
eben so weit wie möglich zurückgedrängt.
Ich lade Sie alle ein, dass Sie in der
Planungswerkstatt die Ausstellung "barriere frei!" besuchen und sich
dort eine weitere Gruppe von Menschen, die eine hohe Benachteiligung im
Verkehrswesen haben, nämlich die behinderten Menschen - Menschen, die einfach
oder mehrfach behindert sind - einmal anschauen, um selbst zu erfühlen, wie das
denn ist, wenn man behindert ist. Wir versuchen, in diesen Masterplan Verkehr
auch das Thema Gender Mainstreaming einzubeziehen, das nach EU-Definition ja
nicht nur die Geschlechterfrage, sondern auch die Frage der Behinderten
betrifft. Versuchen Sie in der Ausstellung, dies einmal selbst zu erfahren und
zu erfühlen, und empfehlen Sie auch Ihren Kolleginnen und Kollegen in den
Bezirksvertretungen, sich diese Ausstellung anzuschauen, um beim Setzen der
Maßnahmen in den Bezirken darauf Bezug zu nehmen und genau diese Stolpersteine,
Hindernispunkte und Erschwernisse, die immer noch gebaut werden, nicht
zuzulassen, sondern mitzuhelfen, diese zu verhindern.
Wir haben in diesen Masterplan Verkehr auch die
Erfolgskontrolle und die Wirkungsmaßstäbe hineingenommen. Ich halte es für ganz
entscheidend, dass wir
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