Gemeinderat,
34. Sitzung vom 04.11.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 42 von 99
–zu Konsenspunkten zu kommen. Es
ist gelungen und ich meine, das war eine wertvolle Hilfe für den Masterplan.
Nur einige
dieser Konsenspunkte, weil sie direkt in den Masterplan hineinsteuern:
Das Erste
ist eine intakte Stadtentwicklung. Diese soll schwerpunktmäßig an den
Siedlungsachsen, den Entwicklungsräumen im 21. und 22. Bezirk,
stattfinden, also Stadlau und Flugfeld Aspern. Zum Zweiten soll sie an der
Achse Brünner Straße/Stammersdorf stattfinden, natürlich mit den dazu
notwendigen hochrangigsten öffentlichen Verkehrsmitteln die es gibt, und das
ist die U-Bahn. Also ganz klar: öffentlicher Verkehr, Individualverkehr, Schiene
vor Straße. Dem öffentlichen Personennahverkehr – da bin ich ganz bei den
Grünen, sollen alle Chancen eingeräumt werden.
Neben der Errichtung der U1 in die Großfeldsiedlung
und der U2 zum Flugfeld soll aus meiner Sicht, nicht nur aus meiner, sondern
auch aus Sicht der Experten und der Wiener Stadtregierung, weil es dort auch
beschlossen worden ist, die U6-Nord bis zum Rendezvousberg Stammersdorf
verlängert werden, mit großem Park & Ride-Platz, damit es, zum
Beispiel so wie heute, attraktiv ist, die Einpendler an den Stadtrand zu
bewegen, sich auf einen Park & Ride-Platz zu stellen und ein
attraktives öffentliches Verkehrsmittel zu benutzen. Darum verstehe ich nicht
ganz, warum der Herr Chorherr heute wieder die U6 so kritisch angemerkt hat.
Nebenbei bemerkt sollte er wissen, dass die Summen der Millionen Euro nicht
stimmen, weil der Bund 50 Prozent zahlt. Selbstverständlich sieht der
Masterplan auch die Verlängerung der U1-Süd nach Rothneusiedl und – das wurde
schon gesagt – die Einmündung der Badner Bahn in die U6, weiters die U2
Richtung Eurogate vor.
Dritter Konsenspunkt aus dem Mediationsverfahren
SUPer NOW: Das Flugfeld Aspern – auch das wurde schon erwähnt – soll möglichst
frühzeitig zu einem hochwertigen Wirtschaftsstandort entwickelt werden. Das
bedeutet aus meiner Sicht, dass man nicht nur die U2 zum Flugfeld baut, sondern
auch eine leistungsfähige Straße. In dem Zusammenhang haben auch unsere
politischen Mitbewerber Ihre Stellungnahmen abgeben. Aber weil man weiß – und
das beweist eine Studie des Instituts für Raumplanung –, dass ein U-Bahnbau,
der an den Stadträndern keinen Halt findet, zu einem Verkehrskollaps führt,
muss man doch dieses ehrgeizige Ausbauprogramm der Wiener zur Kenntnis nehmen,
natürlich mit der Verpflichtung, dass der Bund seinen 50-prozen-tigen Anteil
weiter zu bezahlen hat.
Meine Damen und Herren, in dem Zusammenhang möchte
ich, weil Kukacka heute bereits erwähnt wurde, schon sagen, da stellt sich ein
ÖVP-Staatssekretär aus Oberösterreich wirklich scheinheilig hin, um zu sagen,
man denkt über die Reduzierung der Bundesbeteiligung beim U-Bahnbau nach. Das
kann nur eine gefährliche Drohung sein. Der ganze Masterplan würde mit einem
Federstrich obsolet werden. Das kann es doch nicht sein, meine sehr geehrten
Damen und Herren! Ich richte mich an dieser Stelle an die Adresse des Wiener
ÖVP-Obmanns und der Wiener ÖVP, die momentan nur vom Kollegen Neuhuber im
Plenum vertreten wird. Ich danke Ihnen, Kollege Neuhuber, dass Sie sich die
Zeit nehmen und der Diskussion zu diesem Masterplan lauschen. Vielleicht können
Sie es dem ÖVP-Obmann trotzdem sagen. (Die
GRe Gerhard Pfeiffer, Rudolf Klucsarits und Dr Matthias Tschirf kommen hinter
den Sitzreihen hervor. – GR Dr Matthias Tschirf: Wir hören auch zu!) Aha,
sie sind wieder wach geworden, die Kollegen von der ÖVP! Ich sage von dieser
Stelle aus an die Adresse des Wiener Obmanns und des Staatssekretärs Kollegen
Finz: Herr Finz, bitte vertreten Sie auch die Wiener Interessen (GR Dr Matthias Tschirf: Immer!),
hungern Sie Wien nicht aus und weisen Sie Ihren Parteifreund Kukacka in die
Schranken! (Beifall bei der SPÖ.)
Ein kurzer Sidestep zum Zentralbahnhof, "Wien –
Europa Mitte" wie es jetzt so schön heißt. Wie gesagt, hier ist
Hoffnungsschimmer angebracht. Der frischgebackene Vizekanzler und
Infrastrukturminister hat gemeinsam mit unserem Herrn Bürgermeister und mit dem
ÖBB-Generaldirektor diesen Letter of Intent unterschrieben. Es gibt, glaube
ich, auch noch Hoffnung, dass der Bahnhof Wien konkret realisiert wird. (Beifall bei GR Günther Barnet und GR
Heinz-Christian Strache.) – Danke schön. Auch Positives zu vermerken, ist
kein Fehler.
Nach der Bevorrangung des öffentlichen Verkehrs muss
es aus meiner Sicht – jetzt hätte eigentlich von der Koordination und von der
Dramaturgie her und all dem, was ich annehme, dass es eine politische Partei so
sieht, das Transparent enthüllt werden müssen – auch wichtige Lasten der
Straßenprojekte in dieser Stadt geben. Das ist eben die Wiener Ostumfahrung.
Wichtig ist dabei eine Lösung, die der Stadt keine verkehrstechnischen, keine
ökologischen, keine ökonomischen und keine raumplanerischen Nachteile bringt.
Grundsätzlich meine ich – das ist meine Meinung, aber damit stehe ich nicht
allein da, wie auch die Diskussionsbeiträge der ÖVP und der Freiheitlichen
gezeigt haben –, geht an dem Weg des Baus des Umfahrungsrings von Wien kein Weg
vorbei.
Zu den Grünen meine ich, mit Autophobie löst man
keine Verkehrsprobleme. (GR David
Ellensohn: Keine Autophobie! – GR Mag Rüdiger Maresch: Wer hat eine Autophobie?)
Der Kollege Chorherr hat sich etwas entlarvt. Ich meine, ich mache es jetzt
vielleicht auch ein bisschen sarkastisch, das kann durchaus sein, aber er hat
es in seinem Diskussionsbeitrag so gemeint, lange Rede, kurzer Sinn. Ich gebe
dem Kollegen Chorherr in dieser Angelegenheit wirklich Recht. Von Pest und
Cholera, Kollege Maresch, zu sprechen, erzeugt nur Angst, ist abzulehnen und
sollte nicht der Stil einer politischen Partei sein! Natürlich sollte die
ökologischste Variante durch die Lobau gewählt werden. Das ist überhaupt keine
Frage.
Jetzt aber zu den Blauen, zu den Freiheitlichen und zur ÖVP,
die grundsätzlich für den Bau des Umfahrungsrings sind: Die Freiheitlichen –
der Kollege Madejski hat es erwähnt – haben nur eine andere Trassenführung. (GR Gerhard Pfeiffer: Nachdem Sie meine
Lösung machen, bin ich auch zufrieden!) Als Vertreter eines Bezirks
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