Gemeinderat,
34. Sitzung vom 04.11.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 41 von 99
Eisenbahnergewerkschaft, zu streiken, weil die Zerschlagung
der Bahn, wie es der Staatssekretär Kukacka will, nicht funktionieren kann, das
brutale Drüberfahren auch nicht. So meine ich, dass wir hier im Konkreten zum
Masterplan Stellung nehmen sollten.
Vorsitzende GRin Mag Heidemarie Unterreiner (unterbrechend):
Ich bitte die Herrschaften, dieses Transparent jetzt zu entfernen. Ich habe
genau beobachtet, es gelingt anscheinend nicht. Sie wissen, dass Ihnen das
nicht erlaubt ist. Ich bitte Sie, das wirklich rasch zu tun. (GR Günther
Barnet: Die Kollegin Ringler muss das erst fotografieren!)
Herr
Kollege Reiter, ich werde Ihnen natürlich die Zeit anrechnen.
Wenn Sie auf der Galerie schon Aktionen starten, dann
sollten Sie wenigstens auch fähig sein, das wieder wegzutragen. Kann ich
irgendjemanden vom Rathaus bitten, dass er vielleicht hilft? Oder vielleicht
die Freunde? Es kam Applaus von einer Ecke dieses Saals, also muss ich
annehmen, dass die Freunde auf einer Seite sitzen. (GR Mag Rüdiger Maresch: Wir wollen keine zerstörte Au!) Vielleicht
können die hinaufgehen.
Jetzt bitte
ich die Herrschaften oben, sich wieder ruhig hinzusetzen. Das ist das einzige
Recht, das Ihnen zusteht. Ich habe gehört, die Rathauswache ist schon
informiert. Entweder Sie setzen sich jetzt ruhig hin – das ist das einzige
Recht, das Sie haben – oder Sie verlassen den Saal. (GR Kurth-Bodo Blind:
Wieder einmal Linksradikale von der Galerie! – GR Dr Alois Mayer: Die
Rechtsradikalen hätten es sich nicht wegnehmen lassen! So schaut es aus!) Ich
bitte Sie, sich entweder hinzusetzen oder wegzugehen. – Danke schön.
Herr Kollege Reiter, ich bitte Sie, fortzusetzen.
GR Günther Reiter (fortsetzend): Nur einen Beisatz zu den
Herrschaften auf der Galerie: Ich meine, gelebte Demokratie sollte nicht in
Handgreiflichkeiten ausarten. Wir nehmen demokratisch alles zur Kenntnis, aber
das kann es bitte nicht sein!
Der Kollege Madejski hat sich in seinem Referat
relativ lang und breit über getrennte Abstimmungen geäußert. Mit wechselnden
Mehrheiten wird dieser Masterplan Verkehr, der wirklich innovativ, konkret ist,
auch klare Prioritäten setzt und der ein urbanes Verkehrskonzept für die
nächsten Jahrzehnte darstellen soll, heute, wie gesagt, beschlossen werden.
Dann geht auch ein sehr breiter Dialog mit den Fachexperten, mit der
Bevölkerung und vor allem mit den Bezirken zu Ende, der zu einem, wie ich
meine, exzellenten Ergebnis geführt hat, das in den Gremien – das wurde hier
schon erwähnt – Stadtentwicklungskommission, Arbeitsausschuss,
Planungsausschuss und heute im Gemeinderat diskutiert wurde und wird.
An die Adresse der Österreichischen Volkspartei und
vor allem des Kollegen Gerstl, den ich momentan nicht sehe (GR Mag Wolfgang Gerstl, hinter den Sitzreihen hervorkommend: Doch,
hier!) – da ist er, sehr fein –: Wenn, Kollege Gerstl, unter dem Motto
"Mobil in Wien" 26 Großveranstaltungen in den Bezirken
durchgeführt wurden, wenn es 174 Arbeitsgruppensitzungen gegeben hat, wenn
an die 2 000 Anregungen und Vorschläge von den Bürgern eingebracht
wurden, die größtenteils mit den Zielen und Grundsätzen des Masterplans
vereinbart und darin integriert wurden – das waren über 80 Prozent –, sich
dann hinzustellen, heute und letzte Woche bei einer Pressekonferenz gemeinsam
mit zwei ÖVP-Bezirksvorstehern, wehleidig zu lamentieren, ist das wirklich
billig und banal! Kollege Gerstl, nehmen Sie zur Kenntnis, die Wiener
Stadtplanung und der amtsf StR Schicker haben eines der größten
Bürgerbeteiligungsverfahren durchgeführt! Das können wir Sozialdemokraten nur
unterstützen! (Beifall bei der SPÖ.)
Ausgehend
von der Leitlinienverkehrskonzeptdiskussion war es ein klar definiertes Ziel,
den Anteil des Modal Splits zu Gunsten des öffentlichen Verkehrs zu verbessern.
Das ist keine Frage. Das ist auch geschehen, von
1993 bis 2001 immerhin um 5 Prozent. Das ist immer noch zu
wenig, das gebe ich durchaus selbstkritisch schon zu, aber die Richtung stimmt.
Das Ziel, 75 Prozent im Umweltverbund zu bekommen, also öffentlicher
Verkehr, Fußgänger- und Radverkehr, wird in etwa 2020 erreichbar werden. In den
nächsten Tagen, Monaten und Jahren wird sich der IV-Anteil sicher auf
25 Prozent reduzieren, werden die Straßeninfrastrukturmaßnahmen auch
wichtig im Hinblick auf die Umlandgemeinden zu sehen sein und wird Wien zu
einem transeuropäischen Netzknoten mit attraktiver Erreichbarkeit ausgebaut
werden, weil die Schiene, die Straße, der Flugverkehr und die Schifffahrt sind
wichtige Punkte.
Ein
wichtiger Punkt ist auch, dass die Agglomeration Wiens, dieser Motor der
wirtschaftlichen Entwicklung Österreichs, stattfindet. In etwa die Hälfte des Bruttoinlandsprodukts
wird in dieser Ostregion erwirtschaftet. Dieser Masterplan zeigt konkret die
Entwicklungstendenzen auf, auf die man reagieren muss. Es ist schon ein
weiteres Wachstum, was den Kraftfahrzeugverkehr betrifft, die Fahrleistungen,
was die CO2-Emissionen betrifft, es ist ein Wachstum des
Straßengüterverkehrs und es ist sicher auch ein Wachstum des PKW-Bestands, in
etwa 7 500 pro Jahr. Es wird bei den Frauen und bei den älteren Menschen
eine höhere Motorisierung geben. Das ist eine Tatsache. Es werden auch das
Bevölkerungswachstum und eine Stadtrandwanderung da sein, wie heute schon
angeführt wurde.
Ich meine trotzdem, dass eine unserer Maximen sein muss,
dass eine freie Verkehrsmittelwahl, zumindest aus meiner Sicht, wichtig und
sinnvoll ist, dass man sich aber im Sinne einer intelligenten Mobilität
abstimmen muss und dass es raumordnungs- und verkehrspolitische Maßnahmen geben
muss. Diese Entwicklungstendenzen kennen wir. Ein gutes Beispiel für dieses
strategische Denken war die SUPer NOW, also die strategische Umweltprüfung für
den Nordostraum Wien. Darin wurde ein Gesamtbild einer planerischen Entwicklung
für den Nordosten hinsichtlich der Raum- und Wirtschaftlichkeitsentwicklung,
hinsichtlich der Umwelt, hinsichtlich des öffentlichen Verkehrs und natürlich
auch des Individualverkehrs sozusagen skizziert. Ziel war es auch bei dieser
Art Mediationsverfahren – so nenne ich es einmal
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular