Gemeinderat,
34. Sitzung vom 04.11.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 21 von 99
durchführen hat lassen. Es hat eine Reihe von Maßnahmen in
der Vereinsstruktur gegeben, und es hat als Konsequenz auch die Tatsache
gegeben, dass zusätzlich zum künstlerischen Leiter auch ein kaufmännischer
Leiter eingesetzt worden ist.
Tatsache ist weiters – weil Sie sich ja auf den
Kontrollamtsbericht berufen –, dass auch in diesem Kontrollamtsbericht drinnen
steht, dass ab 2002, insbesondere das Jahr 2002 selbst, wirtschaftlich positiv
abgeschlossen worden ist. Ob Ihnen, der vereinigten Opposition, das passt oder
nicht, Tatsache ist, dass StR Dr Mailath-Pokorny eingegriffen hat und dass sich
ab diesem Zeitpunkt eine Reihe von Veränderungen zum Positiven hin entwickelt
haben.
Das heißt, richtige Schritte wurden gesetzt, und das
nicht erst, seit es einen Kontrollamtsbericht gibt, aber seit es den
Kontrollamtsbericht gibt, hat der Herr Kulturstadtrat auch die entsprechenden
Dienststellen der Stadt Wien, vor allem die Juristen, angewiesen, zu prüfen, ob
es strafrechtliche Konsequenzen gibt in diesem Fall und ob Regressansprüche der
Stadt Wien berechtigt sind. Das bezieht sich alles auf die Zeit – auch das
findet sich im Kontrollamtsbericht – vor der Amtstätigkeit des Kulturstadtrates
Dr Mailath-Pokorny, und es bezieht sich auf die Tätigkeit des damaligen
künstlerischen Leiters.
Wenn man über finanzielle Schwierigkeiten des
Rabenhoftheaters spricht, dann muss man auch erwähnen, wo in Wirklichkeit die
großen Brocken bei den finanziellen Schwierigkeiten liegen. Die liegen vor
allem in den sehr hohen Abschlagszahlungen und Ablösesummen, die an die
Josefstadt gezahlt worden sind, und nicht zuletzt auch daran, dass in Aussicht
gestellte Förderungen von Seiten des Bundes nicht eingelangt sind.
Es hat im Kontrollausschuss, aber auch im
Kulturausschuss eine sehr sachliche Debatte gegeben – ich muss sagen,
sachlicher als sie heute auch im Gemeinderat durchgeführt wird –, und ich bin
sehr froh, dass wir gestern auch im Kulturausschuss über die Abwicklung der
Zahlungsmodalitäten gesprochen haben, denn diese Diskussion hat gezeigt, dass
von den 2 Millionen EUR, die abzurechnen sind, bereits
1,9 Millionen EUR mit Belegen abgerechnet wurden (GRin Mag Marie Ringler: Da fehlen aber immerhin noch 100 000!)
und dass sich der Differenzbetrag, der sich vor allem auf Investitionen in der
ersten Phase bezieht, in der Zeit, da es noch eine interimistische Führung
gegeben hat, derzeit in Prüfung befindet.
Ich finde es sehr richtig und in Ordnung, dass die
Beamten des Kulturamtes sehr streng prüfen und sich die Belege sehr genau
anschauen. Das finde ich richtig, und ich bin deshalb auch sehr zuversichtlich,
dass es möglich ist, diesen Betrag nach einer eingehenden Prüfung auch
entsprechend zu bewerten.
Aber wie gesagt, es soll ja auch nichts von
anstehenden Problemen unter den Tisch gekehrt werden, ganz im Gegenteil. Ich
habe ja bereits erwähnt, dass der Herr Kulturstadtrat sofort veranlasst hat,
auch rechtliche Schritte zu prüfen, falls sich das, insbesondere für die Phase
von Dezember 2000 bis April 2001, zu Recht als notwendig herausstellen sollte.
Nur eines möchte ich abschließend noch erwähnen: Man
muss schon auch sehen – weil ich das in einer Zeitung gelesen habe, dass Sie,
Herr Tschirf, 2,5 Millionen EUR vom Rabenhoftheater zurückfordern –,
dass es in dieser Zeit große künstlerische Erfolge gegeben hat. Ich denke an
die Nestroypreisverleihungen für "Tamagotchi" im Jahr 2001 oder auch
an die generelle Nominierung des Rabenhoftheaters im Jahr 2002. Das heißt, es
hat einen künstlerischen Gegenwert gegeben, das zeigt auch die internationale
Presse, das zeigt die hohe Akzeptanz der Bevölkerung.
Ich wünsche dem Rabenhoftheater mit einer neuen
Führung an diesem Standort – mittlerweile auch entschuldet und ohne Schulden –
alles Gute, viel Erfolg, so wie auch bei der letzten Premiere, die am Sonntag
vor ausverkauftem Haus stattgefunden hat. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Als
Nächster zu Wort gemeldet ist der Herr GR Kenesei.
GR Günter Kenesei (Grüner Klub im
Rathaus): Meine sehr geehrten Damen und Herren! Herr Vorsitzender!
Nur ein Wort zum Kollegen LUDWIG bezüglich
Öffentlichmachen eines Kontrollamtsberichtes.
Sie sollten vielleicht in der Pressestelle beim Herrn
Stadtrat nachfragen oder im Kontrollamt. Es kann nur diese zwei Stellen gegeben
haben. Am Montag haben sich bereits auf alle Fälle alle Journalisten, die sich
mit dieser Causa beschäftigen in Wien, ohne dass ein einziges Mitglied des
Kontrollausschusses die Unterlagen gehabt hätte, im Vollbesitz des Berichtes
befunden. Also gibt es nur zwei Möglichkeiten: Entweder es gibt eine undichte
Stelle im Kontrollamt, das glaube ich eher nicht, oder es gibt eine undichte
Stelle im Büro des Herrn StR Mailath-Pokorny und von dort sind die
Informationen an die Journalisten weitergegeben worden. Also vorsichtig sein,
wenn man im Glashaus sitzt: Nicht mit den großen Steinen schießen, weil da
werden die Scheiben kaputt.
Aber nun zum Inhaltlichen. Sie tun so, wie wenn eh alles
super gewesen wäre beim Rabenhof. Es hat alles gepasst. Ein bisschen viel Geld
ist ausgegeben worden, und jetzt schauen wir, dass wir halt irgendwie den
Schaden noch reparieren, irgendwie mit dem Tesagrau die Löcher im Glashaus
zupicken, damit es im Winter nicht hereinregnet und nicht nass hereingeht. –
Das kann es ja nicht gewesen sein.
Nur ein paar Punkte, und ich erlaube mir trotzdem aus dem
nichtöffentlichen Kontrollamtsbericht zu zitieren: "Dazu stellte das
Kontrollamt fest, dass die vertraglichen Festlegungen" – nämlich zu einem
Zeitpunkt, wo Mailath-Pokorny bereits zuständig war – "unter dem neuen
kaufmännischen Geschäftsführer zwar wesentlich professioneller erfolgten, eine
sparsamere Gebarung damit allerdings nicht verbunden war, da mit der Beschäftigung
eines eigenen Chefdramaturgen neben dem Intendanten das künftige finanzielle
Potential des Rabenhoftheaters völlig falsch eingeschätzt wurde." – Und
jetzt kommt es: "Der Dr L. erklärte diesbezüglich, dass dieses Urteil aus
heutiger Sicht richtig sei, er aber damals auf Grund
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular