Gemeinderat,
34. Sitzung vom 04.11.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 20 von 99
gibt es genau ein Theater und das
steht jetzt vor dem Sterben. Was machen wir da? Da müssen doch alle Parteien
zusammenhalten. Da muss doch jeder mittun, dass der Bezirk sein Theater behält.
Wir haben da übrigens schon jemanden, der macht das und der ist auch arriviert,
international anerkannt und was weiß ich was für Floskeln. – Welcher
Bezirkspolitiker wird da nicht mittun? Und so ist es auch geschehen. Der Bezirk
hat einen Vertrauensvorschuss gegeben, hat gesagt: Ja gut, dann schauen wir uns
das einmal an. Hauptsache, der 3. Bezirk behält sein Theater, der Rabenhof
ist uns wichtig. Und so weiter.
Dann
passiert das, was jetzt geschehen ist, und dann wird das als Argument
herangezogen, dass insbesondere im Bezirk alle Parteien dafür waren.
Und jetzt
komme ich darauf, was das Gefährliche daran ist. Es läuft zurzeit eine
Theaterreform oder der Beginn einer Theaterreform, wo alle Parteien eingebunden
sind. Wir sind gerne bereit, daran mitzuarbeiten und daher dann auch in der
Folge dazu zu stehen, dass wir daran teilgenommen haben. Wenn aber derartige
Auswüchse, wie sie hier gegeben sind, auch in Zukunft vorkommen – was nie
auszuschließen ist –, nämlich solche, die darauf zurückzuführen sind, dass ganz
eindeutige parteipolitische Einflussnahme ausgeübt wurde, dass die Situation
ausgenützt wurde, dass Druck ausgeübt wurde, dass auch am ehemaligen Stadtrat
vorbeigearbeitet wurde, dass hier zwei Augen zugedrückt wurden, nur damit das
weiterlaufen kann, wenn also solche Dinge, die eindeutig über das Normale
hinausgehen und nicht auf die Struktur zurückzuführen sind, sondern auf das
Verhalten der handelnden Personen, wenn dann immer mit dem Argument, ihr wart
ja von Anfang an auch dafür, ihr wart für diese Reform, jede Kritik abgedreht
wird und man versucht, sich damit herauszuwinden, dann werden wir auch dieser
Theaterreform nicht zustimmen können, wenn wir derartiges Misstrauen hegen
müssen. (Beifall bei der FPÖ.)
Aber vielleicht noch einmal ein kurzer Überblick, nur
damit man weiß – Sie haben es zum Teil schon gehört –, was im Rabenhof passiert
ist: Zweieinhalb Jahre, 2,5 Millionen EUR, das ist ja ganz kritisch.
Es gab eine Auslastung von wahrscheinlich 25 Prozent. Das ist schwer
nachvollziehbar, denn es hat lange Zeit keine Aufzeichnungen über Besucher
gegeben, man hat also keine Ahnung, wie viele da waren, daher auch keine
Aufzeichnungen darüber, was es an Einnahmen gab. Macht ja nichts,
Subventionsgelder vorhanden. Wenn man das hochrechnet, ist wahrscheinlich jeder
Besucher noch zusätzlich mit 150 EUR, rund 2 000 S oder sogar
mehr, subventioniert worden dafür, dass er hingegangen ist. Das muss man sich
auch vorstellen: Für jeden, der hingeht, legt die öffentliche Hand noch so viel
Geld drauf. Die Belege waren in Schuhschachteln oder Kartons verstaut, einfach
einmal abgelegt, es wird schon irgendwie gehen. Verträge wurden mündlich
abgeschlossen und sind daher nicht nachvollziehbar. Das Geld wurde dann einfach
so ausgezahlt. Wo sind Steuern bezahlt worden und so weiter? Fragen, die man
besser nicht stellt.
Es gab – wir haben es schon gehört – Schreiduelle
zwischen den Verantwortlichen, Ohrfeigen, bis zuletzt keine Konzession für den
Buffetbetrieb. Es kam zur Weitergabe einer kostenlosen Nutzung einer Turnhalle
an den Herrn Welunschek, wodurch dem Rabenhoftheater weitere Kosten entstanden
sind. Der Herr Welunschek hat sich auch Pay-TV und Zustellbett bezahlen lassen.
Er hat Geld ausbezahlt bekommen, einfach so, nicht einmal zur Verrechnung,
sondern einfach nur zur Verwendung. Er hat es auch nachher nicht belegen
können, wofür er es verwendet hat.
Und das alles mit Steuergeldern, und zwar mit enormen
Steuergeldern! 2,5 Millionen EUR. Das ist fast unvorstellbar. – Ich
werde vielleicht meinen Nachrednern auch noch ein paar Schmankerl übriglassen,
denn die Zeit ist vorbei, und es sind ja noch genug vorhanden.
Eines muss jedenfalls klar sein: Wenn so etwas wieder
vorkommt, dann ist die Theaterreform schon von Anfang an gestorben. Die Frage
ist wirklich nur: Was muss noch passieren mit unserem Steuergeld? (Beifall
bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer:
Herr GR Dr LUDWIG. – Bitte schön.
GR Dr Michael LUDWIG (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats): Sehr geehrter Herr
Vorsitzender! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Nach den verschiedensten Märchen, die wir jetzt
gehört haben (GRin Mag Heidemarie
Unterreiner: Das waren keine Märchen! Es wurde zitiert aus dem
Kontrollamtsbericht!) und die vor allem in einem Fall gezeigt haben, dass
nicht alles, was hinkt, ein Vergleich ist, möchte ich doch ein wenig auch zu
den Fakten zurückkommen. Um, Frau Kollegin Unterreiner, weil Sie das jetzt
zwischenrufen, zum Kontrollamtsbericht zurückzukommen, möchte ich schon eines
sagen: Der Kontrollamtsbericht ist vom Gemeinderat noch nicht beschlossen, das
heißt, er ist auch noch nicht öffentlich. Deshalb finde ich es eigentlich auch
nicht richtig, dass aus diesem Kontrollamtsbericht zitiert wird. (GR Günter Kenesei: Aber geh! Sie können
auch den Herrn Stadtrat fragen, wie er an die Öffentlichkeit gelangt ist! Das
sollten Sie den Stadtrat fragen!) Aber das ist ein anderes Kapitel. Ich
werde mich gerne daran halten.
Ich kann gerne auch zu den Fakten zurückkehren, die
sehr deutlich zeigen, dass im gesamten Prozess eines klar geworden ist, nämlich
dass der Stadtrat in diesem Zeitraum gehandelt hat. Das ist auch im
Kontrollamtsbericht so wiedergegeben. Ob es Ihnen gefällt oder nicht, Herr
Kenesei, Tatsache ist, dass das Kontrollamt bestätigt hat, dass ab dem
Zeitpunkt, da der Kulturstadtrat Dr Mailath-Pokorny geheißen hat, es
verschiedenste Veränderungen, und zwar alle hin zum Positiven, gegeben hat.
Ich möchte nur daran erinnern, dass bereits im April 2001
ein neuer Vorstand eingerichtet worden ist, der als erste Aufgabe und Funktion
sofort eine sehr genaue Prüfung durch eine Wirtschaftsprüfungskanzlei
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