Gemeinderat,
34. Sitzung vom 04.11.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 16 von 99
– mittlerweile ist die blaue Partie auch damit zugange –
diese Republik aufgeteilt haben. Ich bin in Vorarlberg aufgewachsen. Dort läuft
es genau umgekehrt wie in Wien. Ohne ÖVP-Parteibuch war es immer sehr
schwierig, in Wien ist es halt umgekehrt. Sie gehen da ganz offensiv hinein: Haltet
den Dieb! Schuld ist derjenige, der es vorbringt.
Sie können sich erinnern, dass ich hier herinnen
einen Fall referiert habe – das Problem ist mittlerweile gelöst worden –, wo
ein SPÖ-Mitglied, Hausvertrauensmann et cetera eine Gemeindewohnung jahrzehntelang
hortet, nicht benützt, nicht zurücklegen will, anschließend das Doppelte dessen
verlangt, was er gesetzlich für die Ablöse der Gemeindewohnung verlangen darf
und so weiter. Ein Einzelbeispiel. Jetzt wieder ein Einzelbeispiel. Aber diese
Beispiele summieren sich natürlich.
Zur ÖVP nur ganz kurz: Die Abgeordnete
Baumgartner-Gabitzer – das ist von mir auch vor kurzem in die Zeitung gekommen
– hat eine Wohnung mit 142 Quadratmetern im Botschafterviertel im
3. Bezirk um 90 000 EUR gekauft. Kein Wunder! Sie ist eine
Schüssel-Vertraute, da geht es halt auch leichter. Die ÖVP tut sich leicht, die
Wohnungen irgendwie zu verkaufen und herzugeben. Sie hat übrigens vorher auch
eine Miete von 2 000 S bezahlt. Nur dass das die Herren und Damen auf
der Tribüne auch wissen. 2 000 S Miete für 142 Quadratmeter im
Botschafterviertel im 3. Bezirk. Ich glaube, Sie bekommen das nicht und
ich auch nicht. Ich bin auch froh darum, ich frage auch nicht darum. (GR Dr
Matthias Tschirf: Frage!)
Also das mit "Haltet den Dieb!", Herr
Stadtrat, funktioniert nicht. Da müssten Sie zuerst einmal einem Antrag
zustimmen, den die Grünen schon mehrfach gestellt haben, einem Antrag auf
transparente Vergabe aller geförderten Wohnungen. Sie wissen, warum Sie diesen
Antrag, den wir schon öfter gestellt haben, ablehnen. (GR Dr Matthias
Tschirf: Ist das eine Frage?) Sie wissen, warum. Weil eine transparente Vergabe
genau das unmöglich macht, dass Sie jemandem binnen drei Wochen – binnen drei
Wochen! – nach Antragstellung ein Reihenhaus zuschanzen können. Ich glaube das
schon, dass der das saniert hat und so weiter und sofort, aber gleichzeitig
werden, während das drei Wochen gedauert hat, in der Wohnungskommission, wo
wirklich Härtefälle vorkommen, wo Familien sind, die ...
Vorsitzender GR Günther Reiter (unterbrechend):
Ich bitte zur Frage zu kommen. Sie haben 2 Minuten, Herr Kollege.
GR David Ellensohn
(fortsetzend): Ich war zuerst
kürzer, das geht sich aus, wenn ich jetzt drei Minuten rede.
Vorsitzender GR Günther Reiter: Die sind schon erschöpft. Bitte zur Frage zu kommen.
GR David Ellensohn
(fortsetzend): Bei der
Wohnungskommission dauert es. Nachdem die Wohnungskommission gute Gründe
gefunden hat, jemandem eine Wohnung zu geben, zum Beispiel
gesundheitsschädliche Wohnung, dauert es anschließend Monate, viele Monate (GR Georg Fuchs: Das ist keine Frage, Herr
Kollege! Stellen Sie die Frage!), länger als ein halbes Jahr, bis der
Wohnungswerber, die Wohnungswerberin, die Familie, die überbelegt, die
gesundheitsschädigend wohnt, eine Wohnung bekommt, aber in dem Fall hat es drei
Wochen gedauert, dass jemand ein Reihenhaus bekommt. Und Sie stehen draußen und
sagen, ich habe einen Fehler gemacht, ich appelliere an den Neidkomplex?
Ich appelliere an Sie und frage abschließend: Können
Sie dem Vorschlag der Grünen, den
wir mehrfach unterbreitet haben – wir werden das auch noch einmal machen –,
eine transparente Vergabe aller geförderten Wohnungen in Wien durchzuführen,
zustimmen oder nicht?
Vorsitzender GR Günter Reiter: Herr Stadtrat.
Amtsf StR Werner Faymann:
Es gibt eine nachvollziehbare Vergabe, nur was Sie verwechseln, ist Folgendes:
Wenn jemand einen Wohnungswechsel durchführt, bekommen wir ja eine Wohnung
zurück, in dem Fall eine größere, die sofort vergeben wurde. Das heißt – das
ist ja der wesentliche Unterschied, sonst würden wir einen Wohnungswechsel nie
bevorzugen – hier hat man die Vormerkliste, jemand hat keine Wohnung, braucht
eine Wohnung, wir haben eine weniger. Macht jemand aber einen Wohnungswechsel,
gibt er eine bessere Wohnung – für uns zur Vergabe gesehen – zurück. Trotzdem
prüfen wir, hat er Kinder, in so einem Fall, wo es um ein kleines Häuschen
geht, trotzdem prüfen wir immer, ob das Einkommen stimmt. Nur dann machen wir
das.
Also: Es wurde niemandem,
der auf der Vormerkliste steht, eine Wohnung weggenommen, denn sonst wäre es ja
kein Wohnungswechsel, wenn wir nicht eine Wohnung zurückbekommen würden. Auch
bei einem Wohnungstausch ist es zwar so, dass wir keine zurückbekommen, aber
wir haben, wenn zwei tauschen, keine weniger von den zu vergebenden Wohnungen
für die Fälle, die auf der Vormerkliste stehen.
Unter jenen, die auf der Vormerkliste stehen, gibt es
natürlich eine Reihe von Akutfällen, die sehr rasch eine Wohnung bekommen.
Dafür sorgt die Wohnungskommission, die "Soziale Schiene" und andere,
dort, wo es besonders rasch, besonders dringend ist.
Es ist spricht irgendwie für Ihr Gewissen, dass Sie
jetzt bei Ihrer zweiten Anfrage von anderen Fällen gesprochen haben, und ich
hoffe, dass auch Sie wissen, dass man, wenn man im Internet das Haus eines
Beamten der Stadt Wien doppelt so großes darstellt, als es ist, um ein bisschen
den Neid zu schüren, nicht auf dem richtigen Weg ist, wenn man politisch
konstruktiv sein will. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Danke,
Herr Stadtrat.
Die Fragestunde ist mit dieser Beantwortung der 5.
Anfrage beendet.
Wir kommen gleich zur Aktuellen Stunde.
Die ÖVP hat eine Aktuelle Stunde mit dem Thema "Das
Rabenhofdebakel – Fiasko der sozialistischen Kulturpolitik" verlangt. Das
Verlangen wurde gemäß § 39 Abs. 2 der Geschäftsordnung auch
ordnungsgemäß
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular