Gemeinderat,
34. Sitzung vom 04.11.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 15 von 99
mit sehr geringer Missbrauchsmöglichkeit
–, würde ich sagen, dass die Regeln, die wir heute haben, ausreichen. Aber ich
stehe nicht an zu sagen, dass ich, wenn wir in irgendeiner ernsthaften
politischen Diskussion andere Regeln suchen und finden, immer dabei bin. Gegen
das Verfolgen von Leuten, indem man ihr Haus fotografiert und den Neid erweckt,
werde ich mich immer zur Wehr setzen. (Beifall
bei der SPÖ.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zweite Zusatzfrage: Herr GR Fuchs.
GR Georg Fuchs
(ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien):
Herr Stadtrat, eine Vorgangsweise, wie sie Kollege Ellensohn ausübt, ist
ganz klar abzulehnen. Auch als Oppositionspartei muss man sagen, dass eine Hatz
gegen einen Beamten, der gegen die Regeln überhaupt nicht verstoßen hat,
verwerflich ist.
Ich möchte sagen, es gibt ganz andere Probleme, auf
die sich der Herr Kollege Ellensohn konzentrieren sollte, und zwar geht es um
die Qualität der Wohnungen, um eine wirkliche Qualität. Es geht darum, dass
Leute einen Wohnungswechsel machen und in eine Wohnung einziehen, in die man
viel, viel Geld hineinstecken muss – so wie da in dieses Häuschen, in das man
damals Hunderttausende Schilling hineinstecken musste –, um überhaupt etwas
Brauchbares daraus zu machen.
Herr Stadtrat! Haben Sie vor, vor allem im Bereich
der "Sozialen Schiene", den Qualitätsstandard der Wohnungen in
Zukunft zu verbessern? Es werden nämlich viele, viele Wohnungen nicht
angenommen, viele, viele solche Häuser nicht angenommen, weil eben für diese
Leute das Geld für Investitionen nicht vorhanden ist. Es geht ja darum, dass
diese Objekte verwertet werden. Ich frage Sie noch: Werden Sie in Zukunft
betreffend die Qualitätshebung etwas tun?
Vorsitzender GR Günther Reiter: Herr Stadtrat.
Amtsf StR Werner Faymann:
Sehr geehrter Herr Kollege! Es ist tatsächlich unser Vorhaben, und aus tiefer
Überzeugung möchte ich das auch angehen, die C-Kategorie-Wohnungen in der
Wiedervermietung auf A anzuheben. Wir haben uns das durchgerechnet. Das würde
wirtschaftlich ein schöner Impuls in der Stadt sein, vor allem für kleinere und
mittlere Gewerbe. Das wäre also auch wirtschaftspolitisch eine sehr sinnvolle
Maßnahme. Wir könnten uns durchaus auch vorstellen, dass wir von der Förderung
her mit gewissen Hilfen in leistbare Höhen kommen.
Warum wir noch nicht ganz fertig sind – aber ich lade
jeden, der ernsthaft interessiert ist, gerne ein, in dieser Richtung
mitzuarbeiten –, ist, weil natürlich die Kosten der Sanierungen von C auf A,
die selbstverständlich über Ausschreibungen stattzufinden haben, in Summe so
viel ausmachen, dass wir bei den Preisen, die hereinkommen, wahrscheinlich noch
das eine oder andere Pilotprojekt vorlagern müssen. Weil ich ja aufpassen muss,
das sich diese dann auf Kategorie A angehobenen Wohnungen – wie insgesamt die
Kategorie-A-Wohnungen, die wir vermieten – noch in Preisen bewegen, die sich
die Menschen leisten können, wenn es geht, auch ohne Wohnbeihilfe; mit
Wohnbeihilfe wäre es ja sowieso möglich.
Also wir kämpfen hier um jeden Euro bei diesen
Durchrechnungen. Wir wollen auch durchaus großflächiger mit Pilotprojekten
beginnen, und ich lade jeden ein, daran mitzuarbeiten. Es ist tatsächlich so,
das wir einer allein erziehenden Mutter mit zwei Kindern meist keine Freude
machen, wenn wir ihr eine günstige C-Wohnung geben, weil sie nicht weiß, wie
sie das selbst mit Krediten, mit Wohnungsverbesserungskrediten und allem, was
wir zur Verfügung stellen, bewerkstelligen soll. Ein größeres Verdienst wäre
es, wenn es gelänge, praktisch nur A-Wohnungen in unserer Stadt zu vermieten.
Vorsitzender GR Günter Reiter: Dritte Zusatzfrage: Herr Ing Wolfram.
GR Ing Gunther Wolfram
(Klub der Wiener Freiheitlichen): Auch
ich habe etwas gegen Neidkampagnen. Da bin ich bei Ihnen, Herr Stadtrat. Seit
der Einführung von Vormerkrichtlinien und der Wohnungskommissionen sind die
Vergaben von Gemeindewohnungen für viele in Vergleich zu früheren Jahrzehnten
transparenter geworden. Leider ist diese Transparenz bei Direktvergaben, bei
Vergaben über die "Soziale Schiene" und bei so genannten Notfallswohnungen
nicht gegeben. Viele Vormerkscheinbesitzer, die schon jahrelang auf ein
Wohnungsangebot warten, sind verärgert. Sie sind nicht nur verärgert, sie
fühlen sich ungerecht behandelt und auch benachteiligt. Eine Kontrolle dieser
ohne Vormerkschein vergebenen Wohnungen ist daher dringend notwendig.
Herr Stadtrat! Ich frage Sie daher: Sind Sie bereit,
dass in Zukunft ein jährlicher Bericht über die ohne Vormerkscheine vergebenen
Gemeindewohnungen an eine Kontrollinstanz, zum Beispiel Wohnungskommissionen
oder Wohnbauausschuss, vorgelegt wird?
Vorsitzender GR Günter Reiter: Herr Stadtrat.
Amtsf StR Werner Faymann:
Das würde ich unterstützen, dazu bin ich bereit. Aus tiefer Überzeugung habe
ich diese Bereiche zusammengeführt, die der Wohnungskommissionen und der "Sozialen
Schiene", indem die Frau Mörk, die bisher schon in einem Bereich tätig
war, nun auch für den anderen Bereich verantwortlich ist, weil ich auch glaube,
dass das zusammengeführt gehört.
Wir sollten noch besprechen, ob dieser Bericht der
Wohnungskommission oder dem Ausschuss vorgelegt werden soll, aber gerade, wenn
es um Sozialpolitik geht, bin ich dafür, dass man alles unternimmt, um
möglichst transparent zu sein, damit niemand das Gefühl hat, es wird etwas
verheimlicht.
Vorsitzender GR Günther Reiter: Vierte Zusatzfrage: Herr GR Ellensohn.
GR David Ellensohn
(Grüner Klub im Rathaus): Herr
Stadtrat! Es wundert mich nicht, dass Sie heftig geantwortet haben, und es
wundert mich auch nicht, dass die ÖVP Ihnen sekundiert in dieser Frage. Der
Neidkomplex in dieser Republik hat natürlich eine Basis. Das kommt ja von
irgendwo her, denn man könnte ihn nicht schüren, man könnte auch nicht daran
appellieren, wenn er nicht da wäre. Und das hat einen Grund. Das hängt damit
zusammen, das sich Rot und Schwarz seit Jahrzehnten
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