Gemeinderat,
34. Sitzung vom 04.11.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 12 von 99
Zum Zweiten: Ich habe großes Verständnis dafür, dass Sie
natürlich aus dieser Mikrozensuserhebung – die ich mir selbstverständlich auch
besorgt habe – jene Zahlen herausnehmen, die für Ihre Politik am günstigsten
sind, nennen wir aber bitte auch eine andere Zahl, die ebenfalls in dieser
Mikrozensuserhebung zitiert wird, und zwar ist das die Frage der
Betreuungskosten. In dieser Erhebung wird ausgeführt, dass Wien mit durchschnittlich
150 EUR pro Monat am teuersten rangiert. Dies auch deshalb – das sei
durchaus zugegeben –, weil die Betreuungsdichte sehr groß ist, also das Angebot
ein sehr großes ist, aber die Kosten sind sehr hoch. Nachgefragt, was denn das
auch bedeutet, hat man mir zur Auskunft gegeben, das, was man bei all diesen
Kosten schon auch sehen müsse, sei der Verwaltungs-Overhead, und hier hat die
Stadt Wien doch einen deutlichen Handlungsbedarf.
Daher meine Frage an Sie, Frau Stadträtin: Was werden
Sie tun, um den Verwaltungskostenanteil im Bereich der städtischen Kindergärten
weiter zu reduzieren?
Vorsitzender GR Günther Reiter: Frau
Stadträtin, bitte.
VBgmin Grete Laska: Zwei Dinge. Das
eine ist: Sie wissen, dass ich immer sehr optimistisch bin im Hinblick darauf,
dass, ganz egal, von welcher Fraktion Politikerinnen und Politiker kommen, sie
irgendwann dann doch ein Problem erkennen und sich dessen annehmen. Dass sich
eine Bundesregierung mit der Frage von Kinderbetreuung beschäftigt, ist für
mich nichts Neues, denn es war unter einer sozialdemokratischen Regierung
damals eine Selbstverständlichkeit, die Kindergartenmilliarde einzuführen,
womit sehr wohl auch in den Bundesländern, wenn auch noch von einem ganz
anderen Level ausgehend, innovativ versucht wurde, in Kinderbetreuung zu
intensivieren, vor allem so zu intensivieren, dass sie tatsächlich
familienpolitisch, frauenpolitisch und damit auch volkswirtschaftlichen Sinn
macht und trotzdem noch immer auf pädagogischen Grundsätzen beruht.
Dass man auf Grund dieser Mikrozensusuntersuchung
nahezu gezwungen war, mit den Bundesländern in einen Dialog einzutreten,
verwundert mich nicht. Ich bin aber ein bisschen skeptisch, was die Ergebnisse
betrifft, denn gerade bei den Null- bis Sechsjährigen wurde eigentlich von
Seiten der anderen Bundesländer die Meinung vertreten, dass sie ausreichend
versorgt wären und dass es keinen Bedarf gebe, was sowohl eine qualitative als
auch eine quantitative Steigerung betrifft.
Grundsätzlich bin ich daher froh darüber, dass die
Diskussion nicht damit beendet war, dass einerseits die Untersuchung,
andererseits die Meinung der Bundesländer und die Meinung der drei
Regierungsmitglieder im Raum gestanden ist, sondern dass man sich entschieden
hat, diesen Dialog fortzusetzen. Wenn hier die Erfahrungen Wiens mit einfließen
können und dazu führen, dass es an der einen oder anderen Stelle zu einem
Umdenken kommt, dann versichere ich: Gerne geben wir unsere Erfahrungen weiter,
gerne werden wir beobachten, dass entlang der Wiener Erfahrungen auch in den
anderen Bundesländern für Familien, für Frauen Infrastruktur geschaffen wird,
die tatsächlich vieles erleichtern würde.
Was die Kostenfrage betrifft, so ist auch klar
geworden – und gerade dafür ist im Zusammenhang mit dem, was Sie gesagt haben,
die Tabelle, die ich zitiert habe, eine sehr deutliche –, dass bei den Kosten
immer unterschiedliche Situationen verglichen werden, nämlich unterschiedliche
Öffnungszeiten, unterschiedliche Angebote und unterschiedliche Dauer der
Inanspruchnahme. Selbst in jenen Bundesländern, in denen die Gemeinden am
Vormittag kostengünstig bis kostenlose Unterbringungsformen anbieten, kostet
das, was in Wien angeboten wird, nämlich jede Stunde mehr, sehr viel Geld. Wenn
man diesen Vergleich anstellt, dann schaut die Gesamtsituation wieder anders
aus.
Das Verhältnis unserer Verwaltungskosten und der
Kosten, die für die Kinderbetreuung eingesetzt werden, ist eines, das aus
meiner Sicht grundsätzlich – wie in allen Bereichen – immer zu hinterfragen
ist, aber keines, das Besorgnis erregend ist. Ganz im Gegenteil! Wir haben eine
sehr, sehr straffe Verwaltung im Kinderbetreuungsbereich.
Vorsitzender GR Günther Reiter: Vierte
Zusatzfrage: Herr Mag Schieder.
GR Mag Andreas Schieder (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats): Themenschwerpunkt in der
Diskussion hier waren die Null- bis Sechsjährigen. Ich würde den Fragenkreis
gerne etwas erweitern, auch angesichts dessen, dass die Erfahrungsweitergabe
angesprochen wurde. Die dürfte ja teilweise schon gefruchtet haben, da sich die
ÖVP in der Steiermark auch zu weitgehenden Reformvorschlägen durchgerungen hat
und die Ganztagsschule inzwischen als durchaus vernünftiges Modell ansieht.
Ich würde also gerne von Ihnen wissen, ob es bei dem
Termin im Bundesministerium auch Thema war, über Angebote für ganztägige
Betreuungsformen der Sechs- bis Vierzehnjährigen zu sprechen, weil ja auch hier
in Wien nicht nur ein hoher Bedarf besteht, sondern es auch ein hohes Angebot
an ganztägigen Betreuungsformen für die Schülerinnen und Schüler gibt, und zwar
auch an den Nichtschultagen. Daher wäre das, denke ich mir, ein Thema, das
endlich einmal auch bundesweit diskutiert gehörte.
Vorsitzender GR Günther Reiter: Die
Frage? (GR Andreas Schieder: Die Frage
war in der Mitte!) Sie wird von
der Frau Stadträtin beantwortet. – Bitte schön.
VBgmin Grete Laska: Ich habe die Frage
schon verstanden. Es wurde diskutiert, es wurde jedoch deutlich unterschieden:
Der erste Termin hat sich definitiv nur mit den Null- bis Sechsjährigen
beschäftigt, weil man einen zweiten Termin in Aussicht gestellt hat, zu dem in
der Zwischenzeit auch eingeladen wurde. Bei einem Runden Tisch wird man sich
mit den Sechs- bis Vierzehnjährigen beschäftigen.
Dazu gab es von den Bundesländern einheitlich die
Auffassung, dass es einen dringenden Bedarf gebe. Da ist man sich auch ziemlich
einig darüber, wie die
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