Gemeinderat,
34. Sitzung vom 04.11.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 9 von 99
werden.
Vorsitzender
GR Günther Reiter: Dankeschön.
Die zweite
Zusatzfrage, Herr GR Ellensohn.
GR David Ellensohn (Grüner Klub im Rathaus): Herr Stadtrat!
Ich
glaube, dass die meisten Leute, die auf der Tribüne sitzen, kaum wissen, worum
es geht, weil jetzt so formalisiert wurde über die Bauordnung. Deswegen möchte
ich erinnern, worum es bei dieser Fragestellung insgesamt geht:
Am 1. Mai
1999 ist Markus Omofuma gestorben, qualvoll gestorben in einem
Abschiebeflugzeug mit einem verpickten Mund, erstickt. Und das ist der
Hintergrund dieser Fragestellung, und darauf möchte ich mich jetzt beziehen.
Für Omofuma wird jetzt ein Mahnmal errichtet, es wurde errichtet in der Stadt
Wien, und eigentlich ist die Frage nur, wo darf dieses Mahnmal stehen. Da gab
es ein langes Kompetenzwirrwarr zwischen mehreren Magistratsstellen, Sie haben
das ausgeführt. Thomas Blimlinger, der Bezirksvorsteher im 7. Bezirk, von der
Grünen Fraktion, hat dem Mahnmal Asyl angeboten. Es wird in der unteren
Mariahilfer Straße vor dem ehemaligen Tabakmuseum seine Stätte, seinen Platz
finden. Ich freue mich darüber, dass Thomas Blimlinger das Problem, oder die
Frage schnell lösen konnte, dass das Mahnmal jetzt einen fixen Platz bekommen
wird, dass Ulrike Trugers Arbeit auch gewürdigt wird und ich habe mich für
Thomas Blimlinger dafür bedankt.
Und um
meine Frage zu stellen und nicht nur ein Statement zu machen: Finden Sie die
Vorgangsweise von Thomas Blimlinger auch so geglückt wie ich?
Vorsitzender
GR Günther Reiter: Herr
Stadtrat!
Amtsf StR
Werner Faymann: (erheitert)
Die Propagandarede für Thomas Blimlinger steht Ihnen zu. Sie werden
verzeihen, dass ich nicht in der selben Euphorie für Thomas Blimlinger bin wie
Sie. Wenn das Bauwerk entfernt wird, wie es der Bescheid vorsieht, ein anderer
Platz gefunden wird, dort die baubehördlichen Vorschriften eingehalten werden,
die Verhandlungen und die Baubescheide positiv abgewickelt werden, dann ist
jemandem, nämlich dem für die Bauordnung in Wien Zuständigen etwas leichter,
weil damit ein Problem, nämlich die Frage wo stellt man das auf, wo ist das
überhaupt zulässig, gelöst ist.
Vorsitzender
GR Günther Reiter: Dritte
Zusatzfrage, Herr GR Fuchs.
GR Georg Fuchs (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Herr
Stadtrat!
Es ist
ganz klar, dass die Einhaltung von Vorschriften für jeden Bürger gelten muss. Es
hat aber doch den Anschein, dass hier eine gewisse Tolerierung und Akzeptierung
mit schwebt, das kommt ganz deutlich zum Ausdruck und der Bürger sieht
eigentlich irgendwo schon eine gewisse Ungleichbehandlung. Stellen Sie sich
vor, Herr Stadtrat, am Rathausplatz ein Podest, ein Auto wird draufgestellt, es
ist sicher, es behindert niemanden und ich bin überzeugt, dass sofort
unverzüglich reagiert wird und dass die Stadtverwaltung dieses Auto mit dem
Podest weg bringen lässt.
Ich frage
Sie, Herr Stadtrat, diese Ungleichbehandlung einerseits am Rathausplatz, wie
Sie agieren würden oder hier bei der Oper. Ich glaube einfach, das ist nicht in
Ordnung. Warum haben Sie nicht auch veranlasst, dass das sofort auf Kosten des
Aufstellers abgeschleppt wird, deponiert wird, und danach die gesetzlichen
Konsequenzen eingeleitet werden.
Vorsitzender
GR Günther Reiter: Herr
Stadtrat!
Amtsf StR
Werner Faymann: Wenn der
Grundstückseigentümer, und um den geht es und nicht um die Bauordnung und meine
Bauabteilungen, wenn also der Grundstückseigentümer der Meinung ist, dass ein
Auto auf einem Sockel am Rathausplatz irgendeine Besonderheit darstellt oder
gar ein Kunstwerk, dann würde die Bauverhandlung und die Baubehörde so
vorgehen, wie sie in diesem Fall vorgegangen ist. (GR Mag Helmut Kowarik: Aber das gibt es doch nicht!)
Vorsitzender
GR Günther Reiter: Vierte
Zusatzfrage, von den Freiheitlichen gestellt, Herr GR Josef Wagner. Bitte
schön.
GR Josef Wagner (Klub der Wiener Freiheitlichen): Herr Stadtrat!
Sie
versuchen, ein bisschen Nebel zu werfen, so wie Sie es ja in den vergangenen
Wochen getan haben. Sie selber haben dazu geschwiegen und man hat so den
Eindruck gehabt, der Stadtrat Schicker hat auch Ihr Ressort übernommen, weil
der Stadtrat Schicker hat bezeichnender Weise in den Medien am 23. Oktober
verlautet, dass die Baupolizei definitiv keine Bewilligung dafür erteilen wird.
Da ist also jetzt der Stadtrat Schicker für die Baupolizei wahrscheinlich
zuständig und Sie für nichts mehr, denn es hat ja auch zwischen der Kultur,
zwischen der Integration und zwischen Planung und Wohnbau heftige Telefonate
gegeben, weil man sich nicht klar war, wer zuständig war oder sei und Sie
verweisen jetzt immer auf die MA 28 und den Grundeigentümer Stadt Wien.
Dem ist nicht so, Herr Stadtrat, das wissen Sie genau.
Und ich
muss Ihnen, obwohl hier vielleicht nicht alle die Vorschriften so gut kennen
wie Sie, trotzdem die Bauordnung zitieren. Im Paragraph 129 heißt es, ich
zitiere: “Jede Abweichung von den Bauvorschriften ist zu beheben. Ein
vorschriftswidriger Bau ist zu beseitigen.“ Ich glaube, das ist eindeutig und
klar.
Sie haben
aber bewiesen, dass Sie dieser Bestimmung der Bauordnung im Falle der
“Wächterin“ vor dem Burgtheater dreienhalb Jahre nicht nachgekommen sind. Das
ist Ihre Kompetenz, Ihre Zuständigkeit, Herr Stadtrat, und ich denke, dass ohne
dass in den Medien darüber berichtet worden wäre, ohne dass hier die
Freiheitlichen und Bürger gegen diese Provokation aufschreien, wahrscheinlich
auch das “Denkmal“ vor der Oper auch dreienhalb Jahre stehen würde. Daher
glaube ich, dass es notwendig ist, das zu thematisieren. Und ich habe trotzdem
den Eindruck und daher meine Abschlussfrage:
Gab es
Ihrerseits Weisungen oder Beeinflussungen an die Behörden, dass es möglich war,
dass hier dreienhalb Jahre ein Bauwerk unbewilligt in Wien steht?
Vorsitzender
GR Günther Reiter: Herr
Stadtrat!
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