Gemeinderat,
34. Sitzung vom 04.11.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 5 von 99
ausreichende
Versorgung geben soll.
Das lässt
ja an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig und das ist ja wohl ein Experte.
Herr Dr Kaspar stimmt dem auch zu, er sagt, auch er mache sich große
Sorgen um die Versorgung der Nierenkranken, und er lehnt auch eine vierte
Schicht aus medizinischen Gründen ab. Wir sind uns ja einig, gleichwohl ist die
vierte Schicht im SMZ-Ost und im AKH Faktum und es bedeutet eine große
Belastung für die Kranken.
Wann, Frau
Stadträtin, ist damit zu rechnen, dass die vierte Schicht aus all diesen
Gründen abgeschafft wird und die Betreuung anderweitig gewährleistet wird?
Vorsitzender
GR Günther Reiter: Frau Stadträtin.
StRin
Dr Elisabeth Pittermann: Frau Gemeinderätin!
Wie
gesagt, es laufen Verhandlungen mit der Kassa, die dritte Schicht einzuführen,
was bereits eine große Erleichterung wäre. Ich habe darauf hingewiesen, dass
Niederösterreich seine Plätze erweitert. Wir haben in Wien doch einige
Patienten aus Niederösterreich und daher wird das dann zu einer massiven
Erleichterung führen. Im Wilhelminenspital sind 7 Prozent Anteil
niederösterreichischer Patienten, im Krankenhaus Lainz 15 Prozent, in der
Rudolfstiftung 10 Prozent, im SMZ-Ost 12 Prozent, im Franz-Josef-Spital,
das eine sehr starke Regionalversorgung hat, nur 2,8 Prozent und im
Allgemeinen Krankenhaus 8 bis 10 Prozent.
Es besteht
der dringende Wunsch von mir - und ich habe das beim Herrn
Generaldirektor-Stellvertreter deponiert -, dass raschest die Situation der
3. Medizinischen Abteilung in Lainz insgesamt auch baulich verbessert
werden muss und im Zuge dessen weitere Dialyseplätze auszubauen sind. Innerhalb
des AKH wird verhandelt - weil ja diese alte Einrichtung außerhalb des
Zentralkrankenhauses ist -, wie man baulich verbessern kann, um die Plätze zu
erweitern. Für die Rudolfstiftung bestehen Pläne, nur ist es auch innerhalb des
Haupthauses nicht möglich und muss nach außen getragen werden. Auch da soll
massiv vergrößert werden und, wie gesagt, das innerhalb der nächsten zwei
Jahre.
Vorsitzender
GR Günther Reiter: Danke schön.
Auch die
2. Anfrage (FSP/04654/2003/0003-KVP/GM) ist an die Frau Stadträtin
gerichtet und der Fragesteller ist Herr GR Dr Johannes Hahn: Welche Akutmaßnahmen
setzen Sie, um sicherzustellen, dass in Wien die Mortalitätsrate von Kindern
nach schweren Herzoperationen nicht massiv höher ist als in anderen
Bundesländern?
Ich bitte
um Beantwortung.
StRin
Dr Elisabeth Pittermann: Herr Gemeinderat!
Ich nehme
an, Sie beziehen sich auf dieses Buch. Es hat ein bisschen Unruhe im AKH
hervorgerufen. Es hat die Herzabteilung, die Herzchirurgie massiv dagegen
protestiert und gesagt, es würden verschiedene Zahlen miteinander verglichen.
Es liegen derzeit keine wissenschaftlich unumstrittenen Daten vor, die belegen,
dass die Wiener Kinder oder die in Wien operierten Kinder schlechter dran sind,
weil wir eine höhere Mortalität als in Restösterreich haben.
Ich habe
auch verlangt, dass man mir die Daten vorlegt, denn nur dann könnte man etwas
darüber aussagen, welcher Art die Operationen und welcher Art die Todesursachen
waren, denn Herzoperation ist nicht gleich Herzoperation. Wenn jemand eine sehr
komplizierte Fehlbildung operiert, hat er eine andere Chance als derjenige, der
leichtere Herzfehler operiert.
Es ist von
mir der Auftrag an die beteiligten Abteilungen im AKH ergangen, das ist die
Kinderabteilung und die Herzabteilung, gemeinsam mit dem ÖBIG wirklich
gesicherte Daten zu bringen. Es gehört auch ein Register aufgebaut und Sie
wissen ja, dass mir die medizinische Qualitätssicherung enorm wichtig ist, weil
alles, was wir an Qualitätsprozess, Management und Sicherung haben, betrifft
Randerscheinungen, aber niemals den medizinischen Outcome, den sie ja praktisch
immer nur auf Kongressen vergleichen. Für mich ist entscheidend - und das habe
ich schon, als ich noch im Parlament war, auch mit Staatssekretär Wanek
besprochen -, dass wir dafür Programme haben sollten, wie wir die
Überlebensqualität, die Fehlerquote und die Risken vergleichen, so wie wir es
eben bei großen Kongressen immer tun um zu wissen, wie gut sind wir.
Die
Kinderkardiologie wird derzeit interimistisch von Frau Prof
Dr Salzer-Muhar geleitet, die sich ebenfalls entschieden dagegen wehrt,
dass in Wien mehr Kinder an Herzoperationen sterben.
Ich habe eine
internationale Vergleichsziffer, in der 46 Kinderherzzentren verglichen
wurden. Das war von der Europäischen Gesellschaft für Herz-Thorax-Chirurgie und
da gibt es bei 13 939 operierten Kindern 743 Todesfälle, das
entspricht 5,3 Prozent. Im AKH Wien sind in diesem Zeitraum, das ist
Jänner 2000 bis Mai 2003, von 479 operierten Kindern
22 gestorben, das entspricht einer Todesrate von 4,6 Prozent. Also
damit hat mir die Herz-Thorax-Chirurgie gezeigt, dass sie im Vergleich nicht
schlechter als die anderen liegen.
Vorsitzender
GR Günther Reiter: Danke
schön.
Die erste
Zusatzfrage, Herr Dr Hahn.
GR
Dr Johannes Hahn (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien):
Danke, Frau Stadträtin!
Ich kenne diese aggredierten Daten. Dort sind wir im
internationalen Vergleich zumindestens im Mittelfeld, sogar leicht darüber.
Fakt ist jedoch - und das war ja der Gegenstand der Debatte im Zuge dieser
Buchpräsentation -, dass speziell bei den Herzoperationen zum Zeitpunkt gleich
nach der Geburt oder innerhalb des ersten Jahres, die auch besonders schwer
sind und wo auch Herz-Lungen-Maschinen zum Einsatz kommen - da gibt es eine
Aufschlüsselung und ich gehe aber auch davon aus, Frau Stadträtin, dass Sie
diese Zahlen auch haben -, dass es also bei diesen Neugeborenen-Operationen mit
Herz-Lungen-Maschine so ist, dass wir in Linz eine Mortalitätsrate von
12,18 Prozent haben, in Wien von 27,91 und in Graz von 30,0. Also Wien und
Graz sind etwa gleich und weit als doppelt so schlecht wie Linz, wobei die
Linzer in absoluten Zahlen in den letzten Jahren 156 Operationen gemacht haben,
die Wiener 86 und die Grazer 20. Und bei den Operationen mit
Herz-Lungen-Maschinen an Kindern unter einem Jahr ist auch hier die
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