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Landtag, 17. Sitzung vom 29.06.2017, Wörtliches Protokoll  -  Seite 15 von 67

 

Meine Frage an Sie, Frau Landesrätin: Was wird der Tourismusverband unternehmen, um hier die russischen Touristen doch wieder mehr nach Wien zu bekommen?

 

Präsident Prof. Harry Kopietz: Frau Stadträtin.

 

Amtsf. StRin Mag. Renate Brauner: Zuerst einmal möchte ich anmerken: Ja, es stimmt, dass in Wien sich die Tourismusströme, wenn man das so nennen kann, verteilen, und das fällt auch nicht vom Himmel. Das ist eben mit einer der Gründe, warum wir diese Untersuchung gemacht haben, um zu schauen, wie ist denn da die Sensibilität, weil es wäre natürlich theoretisch auch denkbar, dass auch in Wien alle nur in den 1. Bezirk fahren und dann sind wir nicht mehr so weit weg von Dubrovnik. Das war jetzt ein Beispiel, weil ich es zufälligerweise vor zwei Tagen im Fernsehen gesehen habe. Das, was dort in Dubrovnik die Hauptsorge des Bürgermeisters war, der das Interview gegeben hat, waren die Kreuzfahrtschiffe. Die sind in Wien nicht so zu erwarten, wiewohl die Flusskreuzfahrt bei uns auch eine hohe Entwicklung hat. Aber es ist immer noch ein Unterschied zwischen einem Flusskreuzfahrtschiff und einem 3.000 oder 4.000 Leute großen Fahrtschiff, wenn 5 oder 6 gleichzeitig, das war nämlich der Bericht, den ich da gesehen habe, vor Dubrovnik liegen und es dann wirklich schlicht und einfach mehr als eng wird. Nichtsdestotrotz, das ist mir schon wichtig. Wir haben hier schon eine ganz klare Strategie, dass wir eben versuchen, noch verschiedene andere Destinationen innerhalb der Stadt zu bewerben und eben genau diese Verteilung der Ströme zu erreichen. Das fällt nicht vom Himmel, bedarf da natürlich auch verkehrsorganisatorischer Maßnahmen. Es ist alles nicht banal. Aber grundsätzlich glaube ich, dass wir da auf einem guten Weg sind.

 

Wir haben, wie Sie ja wissen, eine sehr differenzierte Strategie der Marktbeobachtungen und der Marktaktivitäten, und WienTourismus reagiert hier auch immer auf entsprechende Entwicklungen. Wenn es stimmt, dass die von Ihnen angesprochene Gruppe zurückgegangen ist, hat das aber auch hier unterschiedliche Gründe. Stärke oder Nichtstärke des Rubels zum Beispiel hat auch immer einen ganz großen Stellenwert. Hier wird dann mit ganz spezifischen Analysen, wir haben ja Marktmanager, die zuständig sind, auch, glaube ich, mit hoher Sensibilität reagiert und da werden dann auch ganz spezifische Maßnahmen gesetzt. Die entscheide aber nicht ich, sondern die entscheiden unsere Experten und Expertinnen aus ausschließlich sachlichen Gründen.

 

Präsident Prof. Harry Kopietz: Danke schön für die Beantwortung. Die letzte Zusatzfrage stellt Herr Abg. Dr. Gerhard Schmid. Bitte, Herr Abgeordneter.

 

10.18.34

Abg. Dr. Gerhard Schmid (SPÖ): Sehr geehrte Frau Landesrätin!

 

Vielen herzlichen Dank für Ihre umfassende Beantwortung und auch die Präsentation der Studie. Der Herr Klubobmann Mag. Juraczka hat dankenswerterweise ganz aktuell die Entscheidung des Verfassungsgerichtshofes angesprochen. Ich sehe, dass das gerade in diesen Minuten auch der Öffentlichkeit kommuniziert wird. Sie haben in Ihrer Anfragebeantwortung die Umfrage vorgestellt, nach der der Wohlstand in der Stadt zu einem nicht unwesentlichen Teil auch in einer Wechselwirkung mit dem Tourismus steht.

 

Daher ist meine Frage nach all dem, was Sie jetzt berichtet haben und den Ergebnissen der Umfrage: Können Sie uns ein paar Blitzlichter davon weitergeben, in welchen Zusammenhängen die Wirtschaftsentwicklung Wiens mit der touristischen Entwicklung steht?

 

Präsident Prof. Harry Kopietz: Frau Stadträtin.

 

Amtsf. StRin Mag. Renate Brauner: Ja, vielen Dank für diese so wichtige Frage und auch für den nochmaligen Hinweis auf dieses Urteil, von dem Sie schneller informiert sind als ich, die da draußen ohne Handy steht. Ich glaube, dass diese Entscheidung zeigt, dass die massive Diskussion und Kritik an diesem Urteil jetzt da auch bestätigt wurde und sich als berechtigt herausgestellt hat. Ich hoffe auf eine sachliche Entscheidung, die eben alle Aspekte, auch die des Arbeitsplatzes, dann berücksichtigt, weil ja, Sie haben natürlich völlig recht oder du hast völlig recht, der Tourismus ist ein ganz entscheidender Wirtschaftsfaktor auch bei uns in der Stadt.

 

Wir haben, und auch das ist bekannt, es wurde vom WienTourismus auch immer wieder entsprechend öffentlich präsentiert, zum 7. Mal hintereinander ein Nächtigungsplus. Wir sind im Jahr 2016 mittlerweile bei fast 15 Millionen Nächtigungen. Das sind um 4,4 Prozent mehr und das unter schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, und haben natürlich auch einen Bestwert an Umsatz, 738,5 Millionen EUR. Das ist auch für eine Metropole wie Wien eine Summe, die nicht banal ist, und, und das ist mir persönlich wichtig, weil Sie wissen, alles, was ich tue, hat immer eine Prämisse, und das ist, die Arbeitsplätze zu sichern, Arbeitsplätze zu schaffen und zwar gute Arbeitsplätze, der Tourismus bietet hier eine breite Palette an Jobs an. Wir reden von immerhin 90.000 Menschen. 90.000 Menschen, die in dieser Branche eine berufliche Beschäftigung finden. Und innerhalb derer, ganz besonders wichtig, die Tagungsindustrie, die ebenfalls ein Rekordergebnis hat: 11 Prozent mehr Veranstaltungen, 2 Prozent mehr Nächtigungen, Wertschöpfung plus 3 Prozent, 1 Milliarde zum ersten Mal überschritten. Ich habe vor Kurzem bei dem über das Touristische hinaus wichtigen GEN-Summit, also diese Herausgeberkonferenz, die in Wien stattgefunden hat, mir einen kleinen Scherz bei der Begrüßung erlaubt, indem ich den Kongressteilnehmern und -teilnehmerinnen gesagt habe, wie ich mich freue, dass sie da sind und dass sie uns eben ganz besonders lieb und ganz besonders teuer sind, und diesen Scherz dann auch begründet habe mit der Tatsache, dass die Kongressteilnehmer pro Tag sehr viel mehr ausgeben als der durchschnittliche Tourist. Ein normaler Tourist, wenn ich das so formulieren darf, ein Freizeitgast, gibt am Tag 252 EUR in Wien aus, der Kongresstourist 538. Also ich kann nur wiederholen, vor allem die Kongresstouristen sind uns lieb, wert und ganz besonders teuer, denn sie unterstützen die Wiener Wirtschaft und damit die Wiener Arbeitsplätze ganz besonders. (Beifall bei der SPÖ.)

 

Präsident Prof. Harry Kopietz: Danke schön. Damit ist die Fragestunde beendet.

 

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