Landtag,
31. Sitzung vom 29.06.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 84 von 93
nämlich die Verpflichtung zu einer regelmäßigen Berichterstattung im zuständigen Gemeinderatsausschuss, das ist schon ein wichtiger Schritt auch in Richtung demokratiepolitischer Diskussionskultur zu diesem Thema, das ja die Medien sonst immer sehr bewegt.
Heute geht es um die
Ausweitung des Pratergebietes, und wir werden uns da in einem gemeinsamen
Beschluss- und Resolutionsantrag – ich werde ihn dann kurz darstellen –
bemühen, jene Ängste, Sorgen und Unsicherheiten und auch wesentliche offenen
Fragen, die es da im Erweiterungsbereich gibt, auszuräumen und klarzustellen.
Ich darf kurz erwähnen,
was in diesem Antrag enthalten ist. Es geht darum, dass der zuständige Stadtrat
oder die zuständige Stadträtin regelmäßig über die Umsetzung berichten werden
und dass es eine internationale Ausschreibung geben wird, dass es eine Jury
geben wird. Dieser Jury werden auch Vertreter der hier im Gemeinderat
beziehungsweise im Landtag vertretenen Parteien angehören, und es wird keine
weitere Konkurrenz zum bestehenden Wiener Volksprater geben. Damit haben wir
sichergestellt, dass viele Fragen, die zuletzt noch vor allem auch die
verschiedenen Praterunternehmen bewegt haben, ausgeräumt werden konnten.
Nachdem der Antrag allen
Fraktionen zugegangen ist, darf ich mich auf diese Darstellung beschränken und
darf Sie ersuchen, diesem Beschluss- und Resolutionsantrag Ihre Zustimmung zu
geben. (Beifall bei der ÖVP.)
Präsidentin Mag Heidemarie
Unterreiner: Als nächster
Redner ist Herr Dr Madejski gemeldet. Ich erteile ihm das Wort.
Abg Dr Herbert Madejski (Klub der Wiener
Freiheitlichen): Sehr geehrte Herr Stadtrat! Sehr geehrte Frau
Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
In Wirklichkeit geht es in diesem Akt um das
Glücksspiel, das genauso süchtig macht wie Drogen, genauso süchtig macht wie
Alkohol, das Abhängigkeiten schafft, Verelendung und persönliche Schicksale
hinterlässt. Wir reden vom Glücksspiel – in dem Fall vom Automatenglücksspiel
im Großen und Ganzen – nur deswegen nicht so oft in der Öffentlichkeit, weil
der Staat gut verdient, die Gemeinde gut verdient, das Land gut verdient. Das
wird mir bewusst, wenn ich mir die Masse der Wettbüros in Wien anschaue, wenn ich
mir den Prater anschaue und verschiedene große Casinos und Spielhallen.
Deswegen, meine Damen und Herren, reden wir nicht darüber, und daher ist das
heute einmal ein guter Anlassfall, auch über das Glücksspiel zu reden.
Das Schmuddlige der Glücksspielhallen im Prater oder
sonst wo ist in den letzten Jahren ein bisschen verschwunden. Das hat man ganz
geschickt gemacht. Es sind Hallen errichtet worden, Paläste errichtet worden,
kleine Casinos errichtet worden. Diese Hallen erwecken den Anschein von Seriosität.
Diese Imageverbesserung hat ein Unternehmen geschafft – wirtschaftlich durchaus
meine Gratulation dazu –, das Unternehmen Novomatic hat es geschafft, hier in
diese Lücke hineinzustoßen. Aber es geht noch immer um Glücksspiel, es geht
noch immer um Abhängigkeiten, es geht noch immer um Sucht, um Spielsucht. Sehr
clever. Ich gratuliere natürlich den Wirtschaftsmanagern dieser Firma, die das
Richtige gemacht haben, nämlich das Richtige erkannt haben zum richtigen
Zeitpunkt, das Schmuddelimage der Spielhallen, der Glücksspielautomaten zu
beseitigen und ihnen ein neues Image zu verpassen. Das ist durchaus ein Erfolg,
und es ist zu gratulieren.
Wenn man davon absieht, dass die Glücksspielbranche
trotzdem noch immer nicht den besten Ruf hat – es gibt dort genug Strizzis,
Glücksritter und sonstige Gestalten –, dann kann man den Managern und
Geschäftsführern nur gratulieren zu diesem herrlichen wirtschaftlichen Erfolg
der Firma Novomatic.
Das Glücksspiel ist auch eine der ganz wenigen
Branchen, die es geschafft haben, in den Zeitungen und den Medien auf mehr als
einer Seite vorzukommen. Die Branche kommt vor im Wirtschaftsteil. Dort stehen
die Macher, die Manager, die Leute, die Geld machen. In Ordnung, freut mich für
sie. Dann gibt es den Chronikteil. Dort steht auch was übers Glücksspiel, dort
wird von tragischen Schicksalen, gescheiterten Spielerehen, Kindern und
Sonstigem berichtet. Und dann gibt es noch die Gerichtsseite. Dort stehen die
Konkursler, Gauner und Glücksritter.
Die Branche des Glücksspiels hat es geschafft, in den
Medien gleich dreimal vorzukommen. In Zukunft wird sie noch auf einer vierten
Seite vorkommen, nämlich auf der Politikseite. Und das hat einen Namen. Denn
einer der cleveren Geschäftsführer, der durchaus akzeptiert wird im Wirtschaftsleben,
der das durchaus gut gemacht hat, überhaupt keine Frage, der das seriös gemacht
hat, wird in Zukunft auch auf den politischen Seiten stehen oder steht schon
auf den politischen Seiten, nämlich der ÖVP-Obmann Dr Hahn. Der war dort
bekanntlich einer der größten Macher.
Es spricht ihm niemand den Erfolg im wirtschaftlichen
Bereich ab, die Frage darf aber gestellt werden, ob es auch moralisch
vertretbar ist, wenn man in einer solchen Branche so einen Erfolg hat und dann
gleichzeitig in die Politik, in eine leitende Position geht. (Abg Walter Strobl: Er ist beurlaubt!)
Ob er nun beurlaubt ist oder freigestellt ist oder selbst gekündigt hat oder
was auch immer, das tut ja nichts zur Sache, meine sehr geehrten Damen und
Herren, die Frage muss aber erlaubt sein: Wie ist er heute noch der Branche
verbunden? Wie ist er in der Branche noch drinnen? Die Frage muss erlaubt sein,
vor allem deswegen, Herr Dr Hahn, denn bis vor kurzem ist, wenn man Sie
angemailt hat – wir alle können das nachvollziehen, wenn man die Akten
ausschickt an die einzelnen Abgeordneten –, bei Ihnen als Einzigem im Klub als
E-Mail-Adresse angegeben worden: Hahn, Novomatic. Bei allen anderen
Abgeordneten stand FPÖ, SPÖ und so weiter.
Also jetzt frage ich mich
ernsthaft: Sind Sie noch immer dort dabei? Agieren Sie noch immer in der
Glückspielsbranche – wir reden von Sucht, Abhängigkeiten, Elend –, oder sind
Sie dort nicht mehr? Diese Frage muss gestattet sein, wenn Sie als
E-Mail-Adresse im Klub noch immer Novomatic haben. Was wirtschaftlich
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