Landtag,
31. Sitzung vom 29.06.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 70 von 93
Therapieeinrichtungen speziell für jugendliche Drogenabhängige, Maßnahmen zur Wiedereingliederung in die Arbeits- und Wohnwelt und vor allem auch eine Evaluation und eine Kontrolle der bestehenden Substitutionsprogramme.
Ich glaube, dass wir mit unserem Dringlichen Antrag
ein sehr wichtiges Thema ansprechen. Ich glaube auch, dass es notwendig sein
wird, mehr Präsenz von Polizei, aber auch mehr Präsenz von Streetworkern an
neuralgischen Punkten zu gewährleisten. Denn wenn ich mir das überlege, wird
zwar die Situation für die Sozialarbeiter am Karlsplatz jetzt ein bisschen
verbessert, aber vor diesen anderen erwähnten Plätzen - ich denke im Speziellen
an die Hauptbücherei am Urban-Loritz-Platz - gibt es noch zu wenig
Sozialarbeiter. Gerade dort müssen wir, was die Sozialarbeit betrifft, das
Angebot massiv verstärken.
Was wir nicht wollen, ist die Einrichtung von
Fixerräumen, weil wir glauben, dass das nicht der richtige Weg in der
Drogenpolitik ist.
Wir fordern Sie auf: Stimmen Sie mit unserem Antrag
für die Einrichtung und Ausweitung der Schutzzonen zum Schutz der Kinder und
Jugendlichen in Wien! (Beifall beim BZW.)
Präsidentin Erika Stubenvoll: Ich danke
der Frau Abgeordneten für die Begründung und eröffne die Debatte, wobei ich
bemerke, dass die Dauer der Diskussion maximal 180 Minuten beträgt.
Zur Besprechung des Dringlichen Antrages hat sich
Herr Abg Saßmann zum Wort gemeldet. Ich erteile es ihm, wobei ich aufmerksam
mache, dass die Redezeit mit 20 Minuten begrenzt ist.
Abg Gerold Saßmann (Bündnis Zukunft
Wien - die Stadtpartei): Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und
Herren!
Das Thema hat uns heute bereits in der Fragestunde beschäftigt.
Das Thema ist so wichtig, dass wir gesagt haben, wir bringen einen Dringlichen
Antrag ein. Es ist uns natürlich klar, dass das Drogenproblem und die Bekämpfung
der Drogenkriminalität nicht allein durch eine Maßnahme wie die Ausweitung der
Schutzzonen erledigt werden kann. Aber die Einrichtung von Schutzzonen hat sich
- und das hat vor allem die jüngste Vergangenheit gezeigt - bewährt. Programme
zur Prävention laufen ja bereits, aber der zeitliche Geltungsbereich der
Schutzzonen ist begrenzt mit 1. Juli beziehungsweise 25. Juli. Wir
denken, dass es notwendig ist, diese Maßnahme, die sich bereits gut bewährt
hat, nahtlos weiterzuführen sowie räumlich und zeitlich auszudehnen. (Beifall beim BZW.)
Die
Ermittlungstätigkeit der Polizei im Bereich der Drogenkriminalität wurde in der
letzten Zeit ausgedehnt. Das ist begrüßenswert, und das spiegelt sich auch in
den Zahlen wider. Nachdem wir von Jänner bis Mai 2004
3 873 Anzeigen in diesem Bereich hatten, haben wir von Jänner bis Mai 2005
nur noch 3 470 Anzeigen. Das ist sicher eine begrüßungswerte Senkung
von 10 Prozent, aber es bleibt noch immer bei 700 Anzeigen pro Monat,
und ich denke, das ist Grund genug, die Anstrengungen trotzdem weiterzuführen.
Die
Polizei hat darauf hingewiesen, dass sie im letzten Jahr und in den ersten
Monaten dieses Jahres einige große Coups gelandet hat. Es wurden Großmengen von
Drogen sichergestellt, zum Beispiel in einem Fall im Jahr 2004
113 Kilogramm Heroin, in einem weiteren Fall im Jahr 2005, im
heurigen Jahr, 140 Kilogramm Kokain. Das sind schöne Erfolge, aber ich
möchte darauf hinweisen, dass in Gesamt-Österreich im Jahr 2004 235 Kilogramm
Heroin und 75 Kilogramm Kokain sichergestellt wurden.
Das sind
jetzt Zahlen, unter denen man sich nicht sehr viel vorstellen kann. Aber ich
kann mich gut erinnern, ich war einmal Mitglied der Bezirksvertretung
Wien 1, und das Drogenproblem ist ja in der Inneren Stadt schon lange ein
großes. Wir hatten vor zirka 10 Jahren in der Sicherheitskommission eine
Diskussion, da waren Vertreter der Sicherheitsbehörden und der
Drogenkoordination bei uns, und wir wurden damals, vor 10 Jahren, darauf
hingewiesen, dass täglich, also dass jederzeit 1 000 Kilogramm
Heroin, das ist eine Tonne, in Wien zum Verkauf bereitstehen. Wenn man bedenkt,
dass 235 und 75, also nicht einmal 350 Kilogramm, in einem Jahr in ganz
Österreich festgestellt wurden, dann sieht man, welches Problem wir haben und
dass hier noch viel zu tun ist.
Aber wie
gesagt, die Bemühungen der Polizei sind großartig. Auch ich möchte an diesem
Punkt unseren Kriminalisten und unseren Sicherheitswachebeamten ein großes Lob
für ihre gefährliche, aufopferungsvolle und wichtige Tätigkeit aussprechen. (Beifall
beim BZW.) Insbesondere möchte ich
mich, weil ich ja aus dem politischen Bereich der Inneren Stadt komme und das
Problem dort auch genau kenne, bei den Sicherheitswachebeamten des
Wachzimmers Kärntnertorpassage/Karlsplatz bedanken - sie sind für den
Karlsplatz zuständig -, die jahrelang quasi unter Tage täglich bestehen müssen,
ohne sich zu beklagen und oft ohne Dank und Anerkennung.
Die
Schutzzone soll Minderjährige schützen, die im Schutzzonenbereich durch die
Begehung von nicht notwendigerweise unmittelbar gegen sie gerichtete strafbare
Handlungen bedroht werden. Personen, von den angenommen werden kann, dass sie
strafbare Handlungen begehen werden, können mit einem Platzverbot bedacht
werden. Bei Zuwiderhandeln gibt es Strafen bis zu 360 EUR beziehungsweise eine
Ersatzfreiheitsstrafe.
Die Polizei kann insbesondere
gegen Personen vorgehen, die schon einmal eine strafbare Handlung begangen
haben. Es ist ganz wichtig, hier darauf hinzuweisen, dass der Kreis der
Personen, die weggewiesen werden können, gegen die ein Platzverbot verhängt
werden kann und die bestraft werden können, nicht wahllos und ziellos ist. Es
kann nicht jeder, der dort spazieren geht oder Fußgänger ist, oder jeder, der,
einmal salopp ausgedrückt, nicht dem äußeren Erscheinungsbild entspricht, das
man zum Beispiel hier im Gemeinderat hat, einfach deswegen weggewiesen werden,
weil er dort ist und seine Nase dem Polizisten nicht gefällt, sondern er
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