Landtag,
31. Sitzung vom 29.06.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 39 von 93
gegen eine Bewilligungen derartige Handlungen setzen, werden nicht nur beträchtliche Geldstrafen zu gewärtigen haben, sondern sind dann auch verhalten, mittels Aufträgen die ursprünglichen Zustände wieder herzustellen.
Ein verstärktes Netz von Kontrollen und Überwachungen
durch die Behörden vor Ort und die Anlegung eines penibel geführten und alle
Daten erfassenden Wiener Gentechnik-Buches runden nunmehr dieses Maßnahmenpaket
gegen unzulässiges Ausbringen von GVOs im Sinne der Gentechnik-Vorsorge ab.
Das Modifizierungsverfahren der EU bezüglich des
nunmehr vorliegenden Gesetzes und eine dann ausgesprochene dreimonatige
Stillhaltefrist wurden nunmehr erfolgreich durchlaufen.
Wir können daher resümieren: Frau StRin Mag Ulli
Sima hat den Verzicht auf Einsatz der Gentechnik vom ersten Arbeitstag in ihrem
zentralen Schwerpunkt Umweltpolitik zu einem ganz, ganz wesentlichen und mit
Emotionen und mit Zielgerichtetheit vorgetragenen Anliegen gemacht. Kaum ein
Jahr danach liegt nunmehr dem Wiener Landtag ein mustergültiges Gesetz zur
bestmöglichen Abwehr der Gentechnik in der Landwirtschaft vor, ein Gesetz, das
mit Bundes- und EU-Recht kompatibel und daher so gut wie anfechtungssicher ist.
Darüber hinaus hat unsere Umweltstadträtin mit der
Wiener Landwirtschaftkammer und der Verkaufsgenossenschaft LGV Frischgemüse
eine Wiener Deklaration zur Gründung der Interessensgemeinschaft
"Freiwillig ohne Gentechnik" vereinbart, der sich zwischenzeitig die
große Mehrzahl der rund tausend landwirtschaftlichen Betriebe und Gärtnereien
in Wien angeschlossen hat.
Für diese zielgerichteten und vorsorglichen
Initiativen, unbeschadet der offensichtlichen Vorwahlzeit, in der wir uns
befinden, soll der Stadträtin, aber auch den verantwortungsvollen Funktionären
der Landwirtschaftskammer wie der LGV Frischgemüse nicht nur der Dank des
Landtages, sondern, was in der Wirklichkeit noch viel mehr zählt, die
Zufriedenheit der Wiener Konsumentinnen und Konsumenten mit der Versorgung mit
naturbelassenem Obst und Gemüse sicher sein. Ich glaube, dafür können wir
symbolisch sagen: Bitte vor den Vorhang dieses Wiener Landtages! (Beifall bei der SPÖ.)
Meine Damen und Herren!
Liebe Abgeordnete! Gegen die Lobbyisten in der mächtigen Gentechnologiebranche
und gegen die Agrarindustrie ist es wichtig, dass wir Bündnisse der Vernunft,
Bündnisse gegen die Gentechnik in der Landwirtschaft bilden und dass diese
wichtige Entwicklung auch von Wien offensiv forciert wird.
Daher bringe ich zusammen mit meinem
Fraktionskollegen Erich Valentin
und Kollegen von drei weiteren Fraktionen dieses Hauses, Kollegin Reinberger,
Kollege Klucsarits und Kollege Blind, einen Beschluss- und Resolutionsantrag
betreffend das Europäische Netzwerk "Gentechnikfreie Regionen“ ein und
begründe diesen Antrag wie folgt:
„Die überwiegende Mehrheit der Wiener Bäuerinnen und
Bauern sowie Konsumentinnen und Konsumenten lehnen den Einsatz von Gentechnik
in der Landwirtschaft ab." – Denken wir in dem Zusammenhang nur an die
klaren Äußerungen der Bürgerinnen und Bürger im Zusammenhang mit dem
Gentechnik-Volksbegehren. „Wien kommt mit zwei Initiativen der
Umweltstadträtin, nämlich dem Gentechnik-Vorsorgegesetz und der Plattform
'Freiwillig ohne Gentechnik' dem Wunsch der Bevölkerung nach Sicherheit vor
gentechnisch veränderten landwirtschaftlichen Produkten nach.
Der nächste Schritt ist die Vernetzung auf
europäischer Ebene mit anderen gentechnischkritischen Regionen. Das
existierende Netzwerk "Gentechnikfreie Regionen" bietet dazu einen
günstigen Rahmen. Dieses Netzwerk wurde von der Toskana und Oberösterreich
begründet und umfasst in der Zwischenzeit mehr als 20 Regionen Europas,
die auf Grund ihrer kleinstrukturierten Landwirtschaft ähnliche Probleme
hinsichtlich Koexistenz haben wie Wien. Das Netzwerk versteht sich als
Zusammenschluss, um auf europäischer Ebene die Anliegen von Koexistenz, also
die unbeeinflussten nebeneinander wirkenden Anbauformen von konventionellem
Landbau, aber auch ökologischem Landbau und solchem mit gentechnisch
veränderten Organismen, entsprechend zu sichern. Dabei ist eine Charta
abzuschließen, deren Unterzeichnung bedeutet: Die Teilnehmer verpflichten sich
zur bestmöglichen Unterstützung der Ziele einer gentechnikfreien
Landwirtschaft.
Dieses Netzwerk würde Wien einerseits in seinem
Bemühen um eben diese Gentechnikfreiheit unterstützen und andererseits von den
Erfahrungen und vom Beitritt Wiens profitieren. Nach fünf Jahren erfolgt eine
Evaluierung.
Die unterzeichneten Landtagsabgeordneten stellen
daher gemäß § 27 Abs 4 der Geschäftsordnung des Landtages den
folgenden Beschlussantrag:
Das Land Wien tritt ehestmöglich dem Europäischen Netzwerk
'Gentechnikfreie Regionen' bei."
In formeller Hinsicht werden wir sodann gleich die
Abstimmung vornehmen.
Meine Damen und Herren! Apropos Europa und
Europäische Union: Bedenklich ist und bleibt, dass Entwicklungen in der
Europäischen Union in den letzten Tagen uns einerseits Grund zur Freude gegeben
haben, aber auf der anderen Seite auch Sorge Berechtigung hat. Am vergangenen
Freitag hat eine qualifizierte Mehrheit von Umweltministern gegen die von der
Kommission begehrte Aufhebung des in sechs Ländern, darunter auch in
Österreich, gültigen Importverbots dreier Genmaissorten gestimmt. Ich stehe
nicht an, hier dem Bundesminister Dr Pröll für seinen diesbezüglichen
Einsatz zu danken, freue mich aber besonders, dass die sozialdemokratisch
regierten Länder Portugal, Spanien und Tschechien durch ihr
Abstimmungsverhalten schlussendlich den Umschwung herbeigeführt haben und damit
auch die Interessen Wiens berücksichtigt werden konnten.
Bedenklich ist und bleibt – und
das ist die Schattenseite in Blickrichtung auf die Europäische Union –, dass
die Kommission jederzeit einen neuerlichen Versuch setzen kann, Importverbote
dieser Art aufzuheben. Bedenklich ist weiters, dass in diesen letzten Monaten
vier neue Getreidesorten, die gentechnisch verändert sind,
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