Landtag,
4. Sitzung vom 22.11.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 41 von 60
Budgetkriterien
eingehalten werden und andererseits dennoch etwas geholfen werden kann.
Gleichzeitig wird gekürzt. Es wird gekürzt. Genau bei den Menschen, die
tagtäglich mit Elend und Armut konfrontiert sind, wird gekürzt. Bei Supervisionen
wird gekürzt, es wird gekürzt bei Coaching-Geschichten. Es wird auch der Druck
auf die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen immer mehr verschärft und erhöht.
Natürlich kommt es in so einem Umfeld auch immer wieder zu individuellen
Fehlleistungen. Doch es gilt, nicht nur diese individuellen Fehlleistungen zu
kritisieren, sondern es gilt, die strukturellen Rahmenbedingungen zu ändern.
Denn es ist tatsächlich so, und da gebe ich Ihnen Recht, und da freue ich mich
darüber, dass wir Gott sei Dank in Wien einen großen, großen, großen Teil von
engagierten SozialarbeiterInnen haben; das sind diejenigen Menschen, die die
Fehler Ihrer Politik ausbügeln. Gäbe es nicht diese engagierten SozialarbeiterInnen,
das Leben in Wien wäre gerade für die Ärmsten der Armen noch um ein Stück
härter.
Ein zweiter
Punkt: die Datenschutzpartei SPÖ. Sie stellen sich heraus und verlangen allen
Ernstes - ich freue mich übrigens darüber, dass die Sitzungen im Internet
übertragen werden -, während alles, was mit Reichtum zu tun hat, hier, wenn man
Ihrer Sozialdemokratischen Fraktion folgt, und da sind Sie nicht anders,
geschützt sein soll und nichts bekannt gegeben werden soll, Namen und Adressen
von Personen bekannt zu geben - Sie sagen es ja, ihren Namen, Adresse, legen
Sie es auf den Tisch -, der Ärmsten der Armen, die auf das Sozialamt gehen und
sich tatsächlich beschweren. Ja, ist das Ihre Vorstellung vom Datenschutz? -
Wenn Sie das tatsächlich wollen, dann kann man vielleicht nachher darüber
reden, aber doch nicht hier im Gemeinderat. Oder wollen Sie, dass wir Namen und
Daten und vielleicht auch noch Diensteinsatz von BeamtInnen am Sozialamt
nennen? Ist Ihnen das lieber, dass wir uns Einzelpersonen hier herauspicken? -
Das ist Ihr Umgang mit Datenschutz. Das ist es immer gewesen.
Nur, wenn man
umgekehrt einmal sagt - da war doch unlängst ein Antrag, ich glaube, er war von
den Freiheitlichen oder von der ÖVP, ich weiß es jetzt nicht, aber wir GRÜNE
fordern das schon lange -, dass man offen legen soll, wer überhaupt irgendwo um
eine Subvention zum Beispiel im Kulturbereich ansucht, nein, da wird die Mauer
gemacht, da wird argumentiert mit Datenschutz, man kann ja nicht. Also überlegen
Sie sich doch bitte: Es ist vollkommen klar, dass man, wenn man hier im Landtag
etwas thematisiert, doch nicht den Namen und die Adresse und vielleicht auch
noch das Geburtsdatum und das Gehalt von Einzelpersonen bekannt geben kann. Das
geht nicht, Frau Kollegin Malyar! Und bitte begreifen Sie das! (Beifall bei den GRÜNEN sowie bei
Abgeordneten der FPÖ und der ÖVP.)
Und es ist
faszinierend, wie Sie das auch heute wieder hier heraußen vorgetragen haben,
und auch da unterscheiden Sie sich nicht von der Bundesregierung, wie Sie
permanent versuchen, die Opposition zu belehren, wie die Opposition eigentlich
Politik zu machen hat. Sollen wir uns als Opposition wirklich herstellen und
immer nur sagen: Na super war’s! Aber das macht ihr ja eh schon selber. Das hat
Kollege Ellensohn gestern schon wunderbar herausgearbeitet. Der Erste, die
Erste Ihrer Fraktion geht heraus und sagt: Gut sind wir! Der Zweite, die Zweite
sagt: Super. Und der Letzte, der von euch herausgeht, sagt: Superer und danke,
mein lieber Bürgermeister, danke, meine liebe Stadträtin, so toll habt ihr für
die Wiener und Wienerinnen gearbeitet.
Also Ihr
Verständnis von Opposition, wenn es tatsächlich so ist, dann sagen Sie es Ihren
Kollegen auf Bundesebene. Ich glaube, Ihr Abgeordneter und Klubobmann
Gusenbauer würde sich an den Kopf greifen, wenn Sie ihm sagen würden: Bitte,
unser Verständnis von Opposition ist so, wir sagen das in Wien ja jeden Tag und
immer wieder, wenn eine Landtags- oder eine Gemeinderatssitzung ist.
Jetzt zurück
zu den eigentlichen zwei Minuten, die ich zum Bericht der Volksanwaltschaft
sprechen wollte. Ich glaube, man muss nicht viel loben und danke sagen. Das,
was wichtig ist, ist, dass der Bericht der Volksanwaltschaft regelmäßig für die
Notwendigkeit der Volksanwaltschaft steht. Im Bericht der Volksanwaltschaft
werden Missstände aufgezeigt, und es ist traurig, das ist nämlich wirklich
traurig, dass immer nur ein Teil der Missstände behoben wird. Zum Beispiel die
Grabstättengebühr wird jetzt in absehbarer Zeit behoben und auch anderes, was
genannt wurde, Missstände bei der Rettung etwa, aber andere
Selbstverständlichkeiten, die behoben werden müssten, werden nach wie vor mit
einer Arroganz übergangen, die unglaublich ist.
Und aus dem
heraus denke ich, dass es notwendig ist, wie auch die Volksanwaltschaft selbst
in Medienberichten und in den Diskussionen in Ausschüssen immer wieder
gefordert hat, diese Rechte der Volksanwaltschaft noch auszuweiten, und daher
bringe ich folgenden Beschlussantrag ein:
"Der
Landtag wolle beschließen:
Der Wiener
Landtag spricht sich dafür aus, der Volksanwaltschaft bei ausgegliederten
Gesellschaften der Wiener Stadtverwaltung dieselben Kontrollmöglichkeiten einzuräumen,
wie sie für das Kontrollamt bestehen."
In formeller
Hinsicht beantragen wir die sofortige Abstimmung.
Abschließend
bleibt zu sagen, dass ich mir auch bei einer noch intensiveren Tätigkeit der
Volksanwaltschaft dennoch für das kommende Jahr einen erheblich dünneren
Bericht wünsche. Denn je dünner der Bericht, umso besser funktioniert
tatsächlich die Verwaltung.
Und vielleicht, ganz
zum Schluss, sollten wir uns dann auch überlegen, ob es nicht wirklich um moderne
Verwaltung und nicht um modernes Management geht, so wie es Kollegin Malyar
wortwörtlich gesagt
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