Landtag,
4. Sitzung vom 22.11.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 12 von 60
Es ist kein Zufall,
dass wir für die Novelle des Prostitutionsgesetzes so viele Aspekte,
frauenpolitische, ordnungspolitische, gesundheitspolitische, berücksichtigen
müssen. Wir haben auch eine Reihe von Projekten, die wir unterstützen. Wir
versuchen, unsere Sozialarbeiterinnen in der STD-Ambulanz zu unterstützen und
auch immer mehr von ihnen zu haben, weil ich glaube, dass sie ausgezeichnete
Arbeit leisten. Das heißt, ich denke, dass wir diesen Weg weiter fortsetzen
müssen.
Die von Ihnen angesprochene Möglichkeit ist im Moment
im Rahmen der Legalität nicht denkbar.
Präsident
Johann Hatzl: Herr Abg Dr Ulm hat die nächste
Zusatzfrage.
Abg Dr
Wolfgang Ulm (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Sehr
geehrte Frau Stadträtin!
Die Wohnbevölkerung
leidet darunter, wenn Rotlichtlokale in der Umgebung besonders grell und
schrill gestaltet sind. Ich kenne Bespiele, wo in Gegenden von
Einfamilienhäusern ein mitten drinnen stehendes Einfamilienhaus derartig
verändert wird, dass es ganz rot angestrichen wird oder Fenster geschlossen werden
und grelle rote Beleuchtung angebracht wird. Es gibt nach der derzeitigen
Rechtslage nur sehr schwer Möglichkeiten für die betroffene Wohnbevölkerung,
daran etwas zu ändern.
Treffen Sie Überlegungen in die Richtung, der
Wohnbevölkerung diesbezüglich zu helfen und welche Maßnahmen könnten das Ihrer
Meinung nach sein?
Präsident
Johann Hatzl: Frau Stadträtin.
Amtsf StRin
Mag Renate Brauner: Ich glaube, dass das so ein Beispiel ist, wo
man sehr gut überlegen muss, welche Maßnahmen man setzen kann, denn so
verständlich die Situation, wie Sie sie jetzt darstellen, belästigend für
Anrainer ist, wenn es sich um ein im wahrsten Sinne des Wortes offensichtlich
in diesem Fall Rotlichtlokal handelt, so sehr müssen wir auch darauf achten,
dass wir nicht generelle Regelungen machen, wo dann Tausende von unbescholtenen
Bürgern sagen: Sind die Bürokraten im Rathaus jetzt endgültig wahnsinnig
geworden? Jetzt verbieten sie uns schon, dass wir unser Haus rot anstreichen!
Was ich damit
sagen möchte, ist, dass ich nicht glaube, dass man Maßnahmen setzen kann, wo
man generell jetzt das Anstreichen oder das Beleuchten von Häusern verbietet.
Ich denke, dass man hier versuchen muss, im Einzelfall zu Lösungen zu kommen,
bestreite aber in keinster Weise, dass das oft sehr, sehr schwierig ist und
dass sich Anrainer oft belästigt fühlen und das Gefühl haben, dass die
Möglichkeiten, die wir haben, hier zu eng sind.
Ich bin gerne bereit auch mit meinen Kollegen, die für
bauliche Maßnahmen zuständig sind, da auch noch einmal in ein Gespräch zu
treten, was es hier an Möglichkeiten gibt, würde Sie aber bitten, mir auch
diesen einen konkreten Fall, den Sie offensichtlich genau kennen, zur Verfügung
zu stellen, weil ich denke, dass man solche Sachen im konkreten immer besser beantworten
kann als allgemein.
Präsident
Johann Hatzl: Herr Abg Wagner, die vierte
Zusatzfrage.
Abg Josef Wagner (Klub der Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrte Frau Stadträtin!
Sie haben zu Recht auch die Verantwortung der Hauseigentümer
angesprochen und hier offensichtlich verschärfte Maßnahmen angekündigt. Es gibt
ein Beispiel: Stuwerstraße 26, Molkereistraße 3, ein Haus, das mit
Wohnbauförderungsmitteln der Stadt Wien um 7,5 Millionen S renoviert
und saniert wurde und wo entgegen den Maßnahmen, die versprochen wurden, auch
von sozialistischen Politikern, in diesem Haus vor wenigen Tagen wieder ein
Rotlichtlokal entstanden ist.
Ich sage Ihnen
dazu, wer der Hauseigentümer ist. Der Hauseigentümer ist die Landesinnung Wien
der Schuhmacher mit einem Landesinnungsmeister, der Ihrer Fraktion zumindest
nahe steht. Er ist Mitglied des Freien Wirtschaftsverbands.
Halten Sie diese Vorgangsweise des Hauseigentümers
Landesinnung Wiener Schuhmacher für in Ordnung oder nicht?
Präsident
Johann Hatzl: Frau Stadträtin.
Amtsf StRin
Mag Renate Brauner: Bitte um Verständnis, dass ich nicht im
Detail über den Hausbesitz sämtlicher Landesinnungsangelegenheiten informiert
bin, inklusive deren Meister und Meisterin, welcher Fraktion sie immer
angehören.
Ich darf
darauf aufmerksam machen, dass das In-Verantwortung-nehmen der Hauseigentümer
sich dann manifestiert, zumindest so wie wir das vorgesehen haben, wenn hier
illegaler Geheimprostitution nachgegangen wird. Wenn das dort der Fall ist,
dann würde ich meinen, dass man die entsprechenden Maßnahmen einleiten soll.
Die Tatsache alleine, dass es ein Lokal ist, das jetzt mit dem juristisch ja
nicht fassbaren, aber im Wienerischen üblichen Rotlichtlokal bezeichnet wird,
wird auch in Zukunft nichts Strafbares sein, weil das weder möglich noch
durchführbar ist.
Um was es
geht, ist, hier Illegalität zu verhindern. Um was es geht, ist, extreme
Belästigungen zu verhindern. Das ist durch die Tatsache eines Lokals sicher
noch nicht gegeben. Dass die Bevölkerung dort nicht erfreut ist, wenn wieder
ein Lokal entsteht, kann ich verstehen, kann ich persönlich auch aus frauenpolitischer
Sicht nachvollziehen. Sie können mir glauben, aus frauenpolitischer Sicht wäre
es mir am liebsten, wenn es überhaupt keine Prostitution mehr in diesem Land
oder in dieser Stadt gäbe. Aber wir wissen, aus der Geschichte und aus
internationalen Vergleichen ist das nicht möglich und wir können nur versuchen,
die Rahmenbedingungen möglichst gut zu setzen.
Für diese Rahmenbedingungen fühle ich mich zuständig,
soweit ich hier gesetzliche Kompetenzen habe - die Möglichkeiten des Landes
sind ja auch da recht eingeschränkt -, für die Vermietungen einzelner Landesinnungsmeister
ehrlich gesagt nicht.
Präsident Johann Hatzl: Die 5. Anfrage (PrZ 0014/LM/01-KGR)
wurde von Frau Abg Marie
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
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