Landtag,
3. Sitzung vom 04.10.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 77 von 130
Tunnel, und gerade aus der Sicht dieser Tunnelunfälle der
letzten Jahre ist es vollkommen unverständlich, dass die MA 68 in der
Person des Herrn Dipl Ing Perner dem zugestimmt hat, denn beim Kaisermühlen
Tunnel hat er ganz anders agiert. Da hat er nämlich gesagt, dass wir bei der U-Bahn
für die Rauchfreihaltung der Unfallstelle oder des Unfallbereichs selbstverständlich
ein Lüftungssystem brauchen.
Meine Damen und Herren! Lassen Sie mich jetzt kurz
zur Person des Wiener Branddirektors kommen, den ich menschlich durchaus
schätze, von dem ich aber glaube, dass er der Wiener Feuerwehr mit vielen
seiner Auftritte, vielen seiner Wortmeldungen absolut keinen guten Dienst
erweist.
Wenn man jetzt zurückkommt auf diesen 31. August,
dann hat Herr Dipl Ing Perner noch am Freitag, obwohl schon bekannt war, dass
der U-Bahn-Zug mit der Nr 2045 schon lange eingezogen war, in der
Öffentlichkeit gesagt, das ist ein Scherz, aber ein dummer Scherz, da hat
jemand irgendwelche stinkenden chemischen Mittel in ein Zigarettenschachterl
gegeben, und das stinkt eben, aber jetzt ist es nicht mehr Aufgabe der
Feuerwehr, das weiter zu betrachten, sondern Aufgabe der Polizei, den Täter
auszuforschen.
Am nächsten Tag, als intern schon lange bekannt war,
dass natürlich das Getriebeöl an dieser ganzen Geschichte schuld war, hat er
erst am Nachmittag zugegeben, dass sich das geändert hat und dass man jetzt
genau weiß, dass es dieses Schmieröl war. Aber ihm ist der Defekt ohnehin
lieber als irgendein Attentat, hat er gesagt. Natürlich ist ihm der Defekt
lieber als ein Attentat, aber solche Aussagen sind entbehrlich, denn wenn etwas
passiert wäre, wäre es vollkommen egal gewesen, ob es ein Defekt war oder ein
Attentat.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! In Erdberg hat
es vor der Eröffnung der U-Bahn auch Brandübungen gegeben und bei einer der
letzten Übungen hat es nach Aussage von Feuerwehrleuten sehr divergierende
Ergebnisse gegeben. Aber auch hier ist vom Herrn Branddirektor am nächsten Tag
in der Öffentlichkeit gesagt worden, es ist alles in Ordnung, es hat alles
bestens funktioniert. Es gibt durchaus auch Feuerwehrleute, die sagen, so ganz
optimal ist damals die Brandschutzübung auch nicht gelaufen.
Das heißt, er spielt die Sachen immer herunter, er beschönigt
die Sachen, auch wenn es einmal vielleicht wirklich einen Unfall gegeben hat.
Das ist an sich nicht schön, es wäre viel gescheiter, er würde sich für eine
bessere Ausrüstung der Wiener Feuerwehr, zu der ich noch komme, einsetzen.
Es hat zum Beispiel am Karfreitag - das ist schon
einige Zeit her, aber trotzdem sollte man das schon wissen - eine
Brandschutzübung auf der Baustelle des Lainzer Tunnels in Hadersdorf in der
Weichenhalle gegeben. Die war angekündigt, muss man dazusagen. Wenn die nicht angekündigt
gewesen wäre, hätte das an sich für die Betreiber und für den Bauherren dort
desaströs geendet, denn man hat nachweislich alle Baufahrzeuge, die den ganzen
Eingangsbereich in den Tunnel, wo die Leute arbeiten, blockiert haben, erst am
Tag, als man gewusst hat, dass die Feuerwehr kommt, so weit auf die Seite
geräumt, dass die Einsatzfahrzeuge bei der Übung in den Tunnel fahren konnten.
Zum damaligen Zeitpunkt - Sie wissen es wahrscheinlich
ohnehin; heute ist es anders, das war der Anlassfall, dass sich der Bauherr
geändert hat, aber stellen Sie sich vor, es wäre wirklich etwas passiert - hat
kein einziger Bauarbeiter in der Hauptstelle, also in den Containern, wo die
Bauarbeiter arbeiten, im Büro oder wo auch immer, auch nur eine einzige
Fluchtfiltermaske mit CO2-Filter gehabt. Es gab überhaupt keine
dort. Und was das Interessante bei der ganzen Geschichte ist: Die Wiener
Feuerwehr musste alte Geräte, die über 20 Jahre alt sind, die
Trawok 120, wieder aus den Kellern holen, weil man in den Lainzer Tunnel
wegen der eklatanten Länge, die jedes Tunnelstück darstellt, mit den neuen
Geräten BA 490, die auf einem ganz anderen System basieren und arbeiten,
wenn es wirklich zum Ernstfall kommt, gar nicht hineinfahren könnte. Also, es
wäre vielleicht gescheit, wenn man die Wiener Feuerwehr mit moderneren
BA-490-Geräten ausrüsten würde und die alten Trawoks 120, die jetzt
wirklich schon 20 oder gar 21 Jahre alt sind, wieder dorthin geben würde,
wo sie hingehören, nämlich in den Keller.
Das ist eigentlich die Aufgabe eines Branddirektors:
zu schauen, dass seine Mitarbeiter bestens, wirklich bestens ausgerüstet sind
für den Ernstfall, der hoffentlich nie eintreten wird. Ich glaube, das muss
einmal gesagt werden, bei aller Sympathie und persönlichen Wertschätzung für
den Herrn Branddirektor. Da sollte er sich vielleicht mehr einsetzen, für sich
aus dem Budget etwas herauszureißen.
Meine Damen und Herren! Empfehlungen - ich möchte gar
nicht von Forderungen sprechen - aus dieser Kurzdarstellung der
Sicherheitsmöglichkeiten des geplanten einröhrigen Lainzer Tunnels wären:
Wenn es zeitlich noch möglich ist und auch finanziell
- davon gehe ich aus -, dann sollten wir auf die zweigleisige Tunnelröhre
verzichten. Man sollte zwei Tunnelröhren planen. Geht das nicht mehr, ist unbedingt
ein parallel verlaufender Sicherheitsstollen zur Erhöhung der Sicherheit in das
Projekt aufzunehmen. Die Vertikalschächte sind ansatzlos zu streichen und eben
durch diesen Sicherheitsstollen im Parallelbereich zu ersetzen.
Die Weichenhalle muss mindestens drei neue
Schutzausgänge erhalten. So wie sich das jetzt in der Bauphase darstellt, sind,
soweit man es erkennen kann bei diesem riesigen Bauwerk - ich weiß nicht, wer
von Ihnen das kennt in Hadersdorf -, auf jeden Fall viel zu wenige Fluchtöffnungen
vorhanden.
Die Querschläge in den Sicherheitsstollen sind mit Schleusen
auszubilden, wobei dort modernste wassergekühlte Schleusen, wie es sie auch
schon in Ame
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