Landtag,
3. Sitzung vom 04.10.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 71 von 130
ruch in der U-Bahn zu bemerken. Es war ein beißender Geruch.
Man hat nicht gewusst, woher er gekommen ist. Danach hat es starke Überprüfungen
gegeben, und man ist draufgekommen, dass ein neues Schmieröl die Getriebe in
irgendeiner Form beschädigt hat, und dadurch ist es zu diesen Gerüchen in der U-Bahn
gekommen.
Eines ist mir nicht ganz verständlich. Ich habe mich
damals mit Dior Grois von den WIENER LINIEN unterhalten. Dior Grois hat gesagt,
es war ein umweltschonenderes Schmiermittel, das hier zum Einsatz kam, und aus
diesem Grund, also wegen der Umwelt, wurde es eingesetzt. Ich habe es nicht
ganz verstanden, dass das nicht vorher getestet wurde, dass es eingesetzt
wurde, ohne ausreichende vorherige Tests, wodurch man derartige Schwierigkeiten
bekommen hat. Denn für denjenigen, der direkt in der U-Bahn fährt, ist nicht
klar ersichtlich, was ihm jetzt passiert, wenn in der U-Bahn auf einmal
Gasgeruch auftritt, wenn die U-Bahnen auf einmal abgezogen werden, wenn er die
U-Bahn räumen muss. Er weiß nicht, wo hier die Probleme sind.
Die Feuerwehr hat damals völlig richtig reagiert,
dass sie die U-Bahn-Stationen und die U-Bahnen geräumt hat. Der Herr
Landeshauptmann hat heute bei einer Anfragebeantwortung schon auf die hohe Qualität
der Wiener Feuerwehr hingewiesen. Dem ist, glaube ich, nicht viel hinzuzufügen.
Die Feuerwehr genießt hohes Ansehen, sowohl national als auch international.
Aber mit dieser Gasgeschichte war es halt leider
nicht aus. Es sind dann, so hat es jedenfalls geheißen, diese Schmiermittel
ausgetauscht worden und damit hat man das Ganze wieder in den Griff bekommen. -
Bis zum nächsten Mal.
Über die Sommermonate war es also offiziell ruhig.
Man hat nichts vernommen, dass irgendwelche Unfälle oder Schwierigkeiten im
Bereich der U-Bahnen stattgefunden hätten bis zum 31. August. Am
31. August passierte es auf einmal, dass Rauch in einige U-Bahn-Wagen
eingedrungen ist und die Passagiere den U-Bahn-Zug räumen mussten. Weil sich
die Beleuchtung nicht eingeschaltet hat, mussten sie durch dunkle und außerdem
schmale Gänge den U-Bahn-Bereich verlassen, in dem der Wagen gestanden ist.
Wieder wurde der Wiener Branddirektor Perner interviewt
und im Zuge dieser Interviews, die einerseits in den Printmedien, zum Beispiel
in der "Presse", andererseits aber auch in Radio Wien wiedergegeben
wurden, hat er dann zugegeben, dass es im Sommer dreimal kleinere Brände
gegeben hat, die aber nicht an die Öffentlichkeit gedrungen sind. Und er hat
etwas Bemerkenswertes gesagt. Er hat am 31. August gesagt, dass Fehler in
dem Bereich passiert sind.
Jetzt frage ich mich, warum es zu derartigen Fehlern
kommt. Ich bin mir fast sicher, dass die Wiener Feuerwehr anlässlich des U-Bahn-Baus
in Kontakt steht mit den WIENER LINIEN, denn es kann nicht sein, dass Wien eine
U-Bahn plant und die Wiener Feuerwehr bei Sicherheitsfragen nicht eingebunden
ist. Also bin ich mir ziemlich sicher, dass die Wiener Feuerwehr dort
eingebunden war und auch mitgewirkt hat. Aber dann frage ich mich: Hier gab es
eine Weiterentwicklung, es sind neue Linien entstanden, es sind mehr Linien
entstanden und es ist auch der Personenzustrom gestiegen. Es gibt in jeder U-Bahn
auch Betriebsvorschriften und der Wiener Branddirektor hat gemeint, dass diese
Betriebsvorschriften zu überprüfen wären, denn einer der Fehler wäre gewesen,
dass der zuständige Fahrer in dem betreffenden U-Bahn Wagon nicht richtig
gehandelt und die Passagiere nicht richtig verständigt hätte und dass sich die
Türen geöffnet haben, weil einer der Passagiere dort auf den Knopf gedrückt hat
und dadurch alle ins Freie, also in den Tunnel, hinausgekommen sind und die
Notbeleuchtung nicht eingeschaltet werden konnte.
Jetzt frage ich mich: Warum werden derartige Betriebsvorschriften
nicht evaluiert? Warum werden sie in dem jahrelangen Ablauf nicht von den Wiener Linien gemeinsam mit der
Feuerwehr betrachtet? - Das kann doch nicht sein! Wir haben das tragische
Unglück am Kitzsteinhorn gehabt und dort war unter anderem einer der Gründe,
warum es passiert ist und warum dann vielleicht so viel passiert ist, dass sich
der Fahrer an diese Betriebsvorschriften gehalten hat. Wenn er nicht danach
vorgegangen wäre, sondern mit seinem Zug aus dem Tunnel hinausgefahren wäre,
dann wäre vielleicht weniger passiert. Rückblickend ist das alles schwer zu
sagen. Aber genau dieser schwere Unfall muss doch alle Stellen, die hier Verantwortung
tragen, aufgerufen haben, auch die Vorschriften in den U-Bahnen, in den U-Bahn-Tunnels
in Wien zu überprüfen und auch zu überprüfen, inwieweit das Personal geschult
ist, damit es weiß, was zu tun ist.
Unter anderem hat Dior Perner gesagt, man wird darauf
achten, dass man die Fahrer besser schult. Außerdem wäre es gut, in den U-Bahnen
Sicherheitsvorschriften in Form von Zetteln anzubringen. In den U-Bahnen
derartige Sicherheitsvorschriften zu montieren, wäre an sich eine
Selbstverständlichkeit, denn es ist ja auch die ganze Linienführung montiert.
Da kann der Passagier schauen, wie er von A nach B kommt und wo die einzelnen
Stationen sind. Aber es steht nichts darüber, wie er sich im Falle von Gefahr
in Verzug zu verhalten hat. Er findet irgendwo einen kleinen Hammer, den er
vielleicht dazu benützen kann, die Scheibe des U-Bahn-Wagons einzuschlagen,
aber sonst steht für seine eigene Sicherheit verhältnismäßig wenig zur
Verfügung.
Da frage ich, wieso der Kontakt zwischen den Wiener Linien mit der zuständigen
Feuerwehr nicht ein besserer ist und auch nicht dazu führt, dass Sicherheitsvorschriften
ausgearbeitet werden, die zu beachten sind.
Denn mit dem 31. August war es ja nicht vorbei. Schon
am 1. Oktober war der nächste Brand, und
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