Landtag,
3. Sitzung vom 04.10.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 59 von 130
Ing Kossina, die Verhandlung einzuleiten.
Berichterstatterin amtsf StR Dipl Ing Isabella Kossina:
Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete!
Der Wiener Naturschutzbericht, der über die Tätigkeit
im abgelaufenen Verwaltungsjahr zu erstellen war, wird vorgelegt.
Ich ersuche um zustimmende Kenntnisnahme.
Präsident Johann Hatzl: Ich danke für
die Einleitung. - Zu diesem Tagesordnungspunkt gibt es Wortmeldungen.
Herr Abg Mag Maresch ist der Erste. Ich erteile ihm
das Wort.
Abg Mag Rüdiger Maresch (Grüner Klub
im Rathaus): Sehr geehrte Damen und Herren!
Es ist dies einmalig: Wir haben bis jetzt allen Naturschutzberichten
zugestimmt, werden das aber bei diesem nicht tun. Warum werden wir so vorgehen?
- Ich würde einschätzungsweise sagen, 90 Prozent des Berichts sind
hervorragend, 10 Prozent aber nicht. Genau um diese 10 Prozent geht
es. Diese möchte ich kurz referieren - und zwar wirklich kurz. Heute haben
schon viele Damen und Herren sehr lange referiert, ich möchte es wirklich kurz
halten.
Der erste Grund dafür, dass wir nicht zustimmen, ist:
Unsere Anträge zur Novellierung - was heißt Novellierung; zur Veränderung - des
Wiener Naturschutzgesetzes wurden abgelehnt. Das Wiener Naturschutzgesetz ist
ein beträchtlicher Teil des allgemeinen Teils, das wird hier drinnen sehr
goutiert. Dem können wir aus diesem Grund nicht zustimmen.
Hier muss ich hinzufügen, dass es dabei um die
Ex-lege-Landschaftsschutzgebiete beziehungsweise die Ausnahmen zu den
Fahrverboten im Grünland geht. Um es hier noch einmal dokumentiert zu bekommen:
Wir finden es zum Beispiel sehr gut, dass hier drinnen das Thema Nachhaltigkeit
und die Charta von Aalborg vorkommen. Andererseits ist es aber so, dass man
dort, wo es relativ leicht ist, zuzustimmen, natürlich immer wieder ganz tolle
Positionen hineinbringen kann. Wo es vielleicht nicht ganz so einfach ist,
zieht sich dieser Naturschutzbericht sozusagen auf allgemeine Positionen
zurück.
Das gilt zum Beispiel in einem Punkt, in dem es darum
geht, dass gespart werden muss. Wir alle wissen, dass das Nulldefizit von
Schwarz-Blau über unsere Köpfe hinweg durchgezogen wurde. Man darf aber auch
nicht vergessen, dass unser Bürgermeister dem Nulldefizit mehr oder weniger zugestimmt
hat, indem sich das Land Wien bereit erklärt hat, 8 Milliarden S
einzusparen. Genau diese 8 Milliarden S an Einsparungen bemerkt man,
wenn man genau hinschaut, in allen möglichen Bereichen.
Hier möchte ich nun einen Bereich herausgreifen, der
in dem Bericht massiv abgefeiert wird, und zwar den Bereich der MA 45. Die
MA 45 beschäftigt sich, wie man weiß, vor allem mit den Fließgewässern
Mauerbach und Wienfluss. All die netten Dinge, die hier darüber drinstehen,
könnte ich natürlich 100-prozentig unterschreiben. Aber in einem der letzten
Umweltausschüsse wurde uns ein Antrag nahe gebracht, wonach mehr oder weniger
die Wienflussmauer repariert werden muss, aber das Geld dafür nicht vorhanden
ist, weil ja gespart werden muss.
Zuerst haben wir gehört, dass das Wiener Wasser, die
Oberflächenwässer und ganz besonders der Wienerwald wichtig sind. Nun möchte
ich Ihnen einmal vorlesen, bei welchen Bächen oder Bachregulierungen
beziehungsweise -renaturierungen im Wienerwald eingespart wird und wie hoch
diese Einsparungen sind. Bei Mauerbach werden 500 000 S eingespart,
bei der Regulierung des Rosenbachs sind es 500 000 S. Beim
Schreiberpark geht es um 400 000 S. Bei der Oberen Alten Donau, die
hier seitenweise abgefeiert wird, werden 1,5 Millionen S eingespart,
bei der Pflanzenkläranlage Laimergrube wiederum 550 000 S. So geht es
weiter, bis wir auf einige Millionen kommen.
Auf meine Rückfrage hin wird mir gesagt: Ja, es
stimmt, wir müssen sparen. Also sparen wir bei der Umwelt - das ist ganz
einfach -, und zwar deshalb, weil wir ja dem 8-Milliarden-S-Ding zustimmen mussten.
Einen weiteren wichtigen Punkt - es wird ja die ganze
Zeit von Ökologisierung und Naturschutz gesprochen - finde ich hier auf
Seite 80 unter dem Punkt 11.5, Landwirtschaftsbetrieb der Gemeinde
Wien. Darin heißt es: Integrierter Pflanzenschutz - auch in der
Vegetationsperiode 2000 wurde eine Vielzahl von Maßnahmen im Sinne des
integrierten Pflanzenschutzes gesetzt, um "Schadorganismen" - sogar
unter Anführungszeichen! - unter der wirtschaftlichen Schadschwelle zu halten
und dennoch eine nachhaltige Verbesserung der Bodengüte und eine Sicherung der
Grundwasserqualität zu erreichen.
Ich hätte der Frau Stadträtin heute am Vormittag
gerne eine zweite Frage gestellt. Ich hätte gerne gewusst, wie sie es erklärt,
dass die Einhaltung von diversen EU-Richtlinien gleichzeitig mit dem integrierten
Pflanzenschutz zusammenhängt, obwohl jeder Mensch weiß oder zumindest wissen
sollte, dass integrierter Pflanzenschutz nichts anderes ist, als die
Behübschung des Wortes des Einsatzes von Pestiziden, Bioziden, Herbiziden und
Fungiziden. Diese werden in Wien auch von der Gemeinde Wien in Teilen ihrer
Landwirtschaftsbetriebe eingesetzt.
Erstens kann das wohl nichts mit einer Ökologisierung
der Landwirtschaft zu tun haben, die sowohl in den 100 Punkten der SPÖ als
auch in den 23 Übereinkommenspunkten zwischen Rot und GRÜN drinsteht.
Trotzdem kommt es hier vor und genau aus diesen angeführten Gründen können wir
dem Bericht nicht zustimmen.
Ganz am Schluss habe ich dem Bericht noch folgende
Kleinigkeit entnommen. Es wird dort - und das finde ich toll - ein Vogel und
vor allem das Biotop, in dem er lebt, beschrieben. Dieser Vogel ist der Wendehals.
Der Wendehals wohnt nicht am Ballhausplatz,
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