Landtag,
3. Sitzung vom 04.10.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 28 von 130
führt. Das Kuratorium wird Sorge dafür tragen müssen, dass
das Museum kein Bank-Austria-Museum der Stadt Wien wird. Es wird dafür Sorge
tragen müssen, dass Menschen, die das Museum besuchen wollen, nicht 140 S
Eintritt zahlen müssen. Es wird dafür Sorge tragen müssen, dass die Budgets
nicht gekürzt werden. Und nicht zuletzt wird es dafür Sorge tragen müssen, dass
sich das Museum in genau diese Richtung entwickeln kann, die ich vorhin
skizziert habe: in die Zukunft.
Ein anderes Problem, das wir mit dieser Ausgliederung
haben, ist die Personalfrage. Es wundert uns, dass die Sozialdemokratie, die
sich die Gleichbehandlung der Geschlechter oft auf die Fahnen schreibt, unserem
Antrag nicht stattgeben wird, dass auch in diesem Museum ganz explizit das
Wiener Gleichbehandlungsgesetz zu gelten hat. (Amtsf StR Mag Renate Brauner: Das gilt jetzt schon!) Das
verwundert uns. (Amtsf StR Mag Renate
Brauner: Es gilt!) Sie wissen aber, dass es da auf Bundesebene große
Rechtsunsicherheit gibt, und wir wünschen natürlich, dass die Menschen, die in
diesem Museum arbeiten, die bestmögliche Absicherung bekommen. (Amtsf StR Mag Renate Brauner: Sie sind
abgesichert!) Aber dazu wird Ihnen meine Kollegin später noch mehr erzählen.
Wir glauben also, dass es hier durchaus auch Probleme gibt.
In diesem Gesetz wird ein angemessenes Entgelt für
die Vermietung der Immobilien der Stadt Wien angesprochen. Dieses angemessene
Entgelt ist aber nicht klar definiert und wir erwarten uns, dass das
Finanzübereinkommen, in dem dieses angemessene Entgelt festgehalten wird, auch
einer transparenten Verhandlung unter Einbindung der Opposition zugeführt wird.
Wir hoffen, dass die Folgekosten, die durch Ausgliederungen
fast immer entstehen und die wir jetzt vielleicht noch gar nicht abschätzen
können, nicht zu einer faktischen Kürzung des Budgets des Museums führen
werden.
Was wir aber positiv vermerken wollen - und wir
freuen uns, dass hier auch Positionen von unserer Seite eingearbeitet worden
sind -, ist, dass es korrekte Ausschreibungsmodalitäten für die
Leitungsfunktionen gibt, dass es durch die Ausgliederung tatsächlich erweiterte
Kontrollrechte für die Opposition gibt - ich hoffe, Sie sind sich dessen
bewusst - und dass die Reorganisation größere Spielräume geben wird für das,
was so wichtig ist zu verändern, neue Zielgruppen anzusprechen, neue
Vermittlungsformen zu finden, neue Medien einzubeziehen und sich der Stadt zu
öffnen.
Diese und nur diese positiven Entwicklungen sehen wir
als Teil des Auftrags, den ich heute mit meiner Zustimmung zu diesem Gesetz
gebe. Wir sind bereit, in einen Dialog darüber einzutreten, was dieses Museum
können soll, wie es sich verändern soll, weil uns Teilhabe und Diskussion nicht
nur ein schönes Wort im Munde sind, sondern weil wir es ernst nehmen.
Deshalb bringen wir heute auch einen Resolutionsantrag
zur Abhaltung einer Enquete im nächsten Jahr ein, in der genau diese Fragen von
Expertinnen und Experten weiter diskutiert werden sollen.
In diesem Sinne möge der Landtag über folgenden
Antrag abstimmen:
"Der
Kulturstadtrat möge in Zusammenarbeit mit den Museen der Stadt Wien bis Juli
2003 eine Enquete zum Thema 'Aufgaben und Ziele städtischer Museen im
21. Jahrhundert' veranstalten, an der neben MuseumsexpertInnen auch
ZeithistorikerInnen, AusstellungskuratorInnen und KulturwissenschaftlerInnen
(auch zu Alltagskultur) teilnehmen sollen."
In formeller Hinsicht beantragen wir die sofortige
Abstimmung dieses Antrags.
Wir glauben also, dass der Dialog, die Diskussion,
die Auseinandersetzung mit dem, was in dieser Stadt passiert, ganz zentrale
Leitlinien sein müssen für das, was mit diesem Museum passieren wird. Wir
wollen, dass diese Neuordnung in der Wiener Museumslandschaft das
Veränderungspotenzial positiv freisetzt, und wir hoffen, dass sich kein
gläserner Sarg über das Museum senkt, denn Sie wissen, es gibt wenige Prinzen,
die die Schönen wach küssen.
In diesem Sinne wünsche ich auch den Angestellten und
Herrn Dior Düriegl viel Erfolg und möchte mich für die langjährige Arbeit noch
einmal bedanken. - Danke. (Beifall bei
den GRÜNEN.)
Präsidentin Erika Stubenvoll: Als Nächster ist Herr StR Dr Marboe zum Wort
gemeldet. Ich erteile es ihm.
StR Dr Peter Marboe: Frau Präsidentin!
Herr Kulturstadtrat! Meine Damen und Herren!
Es ist ein guter Tag für Wien, es ist ein guter Tag
für die Kultur in Wien, es ist ein guter Tag für die Museen in Wien, weil ich
glaube, dass mit der Ausgliederung etwas längst Fälliges, etwas sehr Vernünftiges
geschieht. Ich freue mich natürlich - das sage ich auch gerne -, einen großen
Teil Ihrer Aussagen, Frau Ringler, teilen zu können, was die Funktion der Museen
betrifft, was die Budgetsicherheit betrifft. Ich freue mich auch, dass Sie ein
bisserl zum Paulus geworden sind, denn ich glaube, Sie haben ursprünglich die
Absicht gehabt, dagegen zu stimmen, und ich glaube, Sie haben auch im Bund dagegen
gestimmt. Diese Emanzipation soll uns freuen, weil sie wirklich den Nachweis
erbringt, dass man mit Überzeugungsarbeit und mit guten Argumenten auch solche
zu einer Entscheidung bringen kann, die ursprünglich, wie ich weiß, diesem
Gesetzesentwurf äußerst skeptisch - Sie haben das selbst gesagt -
gegenübergestanden sind.
Wenn ich sage, es ist ein guter Tag für Wien, es ist
ein guter Tag für die Kultur in Wien, dann bietet es sich an, gleich einmal
denen zu danken, die es uns durch ihre unglaublich intensive Vorarbeit
ermöglicht haben, hier stehen und sagen zu können: Lasst uns ein solches Gesetz
beschließen!
Das ist gleich einmal Dior Düriegl, der mit seinen
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern - zum Inhaltlichen komme ich dann noch - in
dieser schwierigen Phase
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