Landtag,
3. Sitzung vom 04.10.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 5 von 130
(Beginn um 9.01 Uhr.)
Präsident
Johann Hatzl: Ich darf die
Damen und Herren des Wiener Landtags recht herzlich willkommen heißen.
Die
3. Sitzung des Wiener Landtags ist eröffnet.
Meine sehr geehrten Damen
und Herren Abgeordnete! Gestatten Sie mir, bevor wir zur Fragestunde kommen,
zum Beginn der heutigen Landtagssitzung eines festlichen Ereignisses zu
gedenken, das kürzlich in einem uns sehr nahe stehenden und verbundenen
Bundesland in würdiger Form gefeiert wurde. Ich meine damit die 80-jährige
Zugehörigkeit des Bundeslandes Burgenland zu Österreich. Wie wir alle wissen,
wurde das ehemalige Deutsch-Westungarn 1921 ein Teil der Republik Österreich.
Mit dem
Friedensvertrag von Saint Germain vom 10.9.1919 wurden Österreich die
westlichen Teile der ungarischen Komitate zugesprochen und im so genannten
Venediger Protokoll des Jahres 1921 verpflichtete sich Ungarn zur Abtretung des
Burgenlandes. Im Gegenzug stimmte Österreich einer Volksabstimmung in Ödenburg
und acht benachbarten Landgemeinden zu. Es soll nicht verschwiegen werden, dass
im November 1921 das damalige österreichische Bundesheer auf Grund der Verträge
im Burgenland eingezogen war und den Anschluss offiziell vollzog.
Bei der ersten
Landtagswahl im Burgenland im Jahr 1922 wurden die Sozialdemokraten mit
13 Mandaten die stärkste Partei vor den Christlich-Sozialen mit 10, der Bauernpartei
mit 6 und den Großdeutschen mit 4 Mandaten. Man muss offen gestehen, dass
viele Österreicher - im Burgenland im Besonderen, aber auch im übrigen Österreich
- in der Ersten Republik wenig Zukunft sahen und auswanderten beziehungsweise
ihr Glück in den größeren Städten und besonders in Wien suchten.
Es kam noch
ärger: Während der faschistischen Epoche wurde das Burgenland aufgelöst. Ein
Teil kam zu Niederdonau, der andere zum Reichsgau Steiermark. Vom Burgenland
als einem eigenen Teil existierte, so wie auch von Österreich, nichts mehr auf
der Landkarte.
Mit der
Zweiten Republik wurde das Bundesland Burgenland wiedererrichtet. Nach der
Besatzungszeit und den wirtschaftlich schwierigen Jahren als Grenz-Bundesland
gelang es vor allem in den letzten Jahrzehnten, einen gigantischen sozialen,
kulturellen und bildungspolitischen, aber auch wirtschaftlichen Aufschwung in
Gang zu setzen. Heute ist das Burgenland eine gute Heimat für seine
Mitbürgerinnen und Mitbürger. Nicht wenige Wienerinnen und Wiener, die ihre
Wurzeln im Burgenland haben, sind stolz auf diese persönliche Vergangenheit
oder auf die Heimat ihrer Großeltern und Eltern.
Das Burgenland
ist wie wahrscheinlich kein anderes Bundesland, aber sehr im Wettbewerb mit
Wien von einer ethnischen und konfessionellen Vielfalt geprägt. Kroaten,
Ungarn, Slowenen, Roma, Juden, Katholiken, Protestanten haben zum Beispiel
gemeinsam mit Nichtgläubigen oder Deutschsprachigen zu einem Miteinander in Toleranz
geführt, aber auch ihre Opfer gebracht. Ich denke hier ganz besonders an die
Volksgruppe der Roma.
Als Wiener
sind wir stolz darauf - in der Vergangenheit wie auch heute -, viele frühere
Burgenländer als Wienerinnen und Wiener, als überzeugte Wienerinnen und Wiener
in unserer Stadt zu wissen und für andere eine berufliche Heimat zu sein. Wir
freuen uns auch, dass viele Wienerinnen und Wiener diese Nähe nutzen, um die
Erholungslandschaft des Burgenlandes mit einem Zweitwohnsitz - hier hoffen wir
natürlich, dass das nur ein Zweitwohnsitz ist - in Anspruch zu nehmen und die
Freizeit für die Schönheiten und die Produkte der Natur zu nützen.
Wir freuen uns
ganz besonders darüber, dass es viele wichtige und große Themen gibt, die wir
in der Ostregion Österreichs gemeinsam mit den Burgenländern ansprechen,
entwickeln und lösen können.
So möchte ich
namens des Wiener Landtags den Burgenländern zu dieser Erfolgsgeschichte
gratulieren, ihnen aber auch für diese starke Zuneigung und Freundschaft zur Bundeshauptstadt
Wien danken. Es ist in der Tat so: Je größer der Erfolg des Burgenlandes ist,
desto besser ist auch die Entwicklung für uns selbst. Daher namens des Wiener
Landtags: Alles Gute zu diesem Geburtstag den Burgenländerinnen und
Burgenländern! (Allgemeiner Beifall.)
Meine Damen
und Herren! Damit kommen wir zur eigentlichen Sitzung. Damit es kein
Missverständnis gibt, möchte ich feststellen, dass diese Einleitung natürlich
nicht auf Kosten der Zeit für die Fragestunde gegangen ist. Allerdings spielt
ja die Zeit jetzt weniger eine Rolle, weil klargestellt ist, wie viele Fragen
zwingend aufgerufen werden müssen.
Ich darf Sie
informieren, dass die Abgen Waltraud Cecile Cordon, Mag Helmut Kowarik, Mag
Alexander Neuhuber und Heike Zheden für diese Sitzung entschuldigt sind, und
bitte, das zur Kenntnis zu nehmen.
Wir gelangen
nun zur Fragestunde.
Die
1. Anfrage (PrZ 0007/LM/01-KSP)
wurde von Herrn Abg Karlheinz Hora gestellt und ist an die amtsführende
Stadträtin der Geschäftsgruppe Umwelt gerichtet: Österreich ist Mitglied der Europäischen Union und hat die beiden
EU-Naturschutzrichtlinien (Vogelschutzrichtlinie und die
Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie), in denen die Schaffung eines europaweiten
ökologischen Netzwerks "Natura 2000" vorgesehen ist, umzusetzen. Was
ist der aktuelle Stand der Umsetzung dieser Richtlinien in Wien?
Ich bitte um
die Beantwortung.
Amtsf StR Dipl
Ing Isabella Kossina: Sehr
geehrter Herr Bürgermeister! Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen
und Herren Abgeordnete!
Zum aktuellen
Stand der Umsetzung der Vogelschutzrichtlinie und der
Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie in Wien möchte ich Ihnen Folgendes mitteilen.
Wichtiges Ziel dieser
EU-Richtlinien ist die Schaffung eines europaweiten ökologischen Netzwerks von
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
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