Landtag,
2. Sitzung vom 28.06.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 59 von 74
Aufgabe hätte.
Es ist unser Antrag auf Zuweisung - das heißt aber noch nicht, dass Sie da
überhaupt etwas tun werden - betreffend Familienförderung angenommen worden.
Hier könnte man vielleicht etwas dazu beitragen, dass weniger Kinder arm oder
armutsgefährdet sind. (Abg Martina
Malyar: Ich möchte aber nicht nach dem Gießkannenprinzip vorgehen!)
Ein interessanter Satz ist auf Seite 67 zu lesen. Alle, die hier
waren, wie Frau Kollegin Wehsely über das Familienbild gesprochen hat, werden
sich vielleicht noch an ihren Beitrag erinnern. Die Kinder- und Jugendanwaltschaft
berichtet oder schreibt: "Emotionelle Kälte: Kinder und Jugendliche in
allen sozialen Schichten fühlen sich immer an den Rand gedrängt, weil die
Zuwendung und Akzeptanz von den Eltern und der gesamten Gesellschaft ausbleibt.
Die Geborgenheit in der Familie ist in vielen Fällen nur mehr eine scheinbare.
Und die Akzeptanz im gesamtgesellschaftlichen Bereich reduziert sich, da
Jugendliche zwar immer früher reif werden, aber ihre Rechte und Mitsprachemöglichkeiten
weit zurückhängen." - Wie gesagt, Sie haben sicherlich noch die Aktuelle
Stunde in Erinnerung, wo wir gemeint haben, man muss alles tun, damit sich die
Schwierigkeiten der Familien verbessern, wo Frau Abg Wehsely geantwortet hat,
vielleicht hätten wir den Kinder- und Jugendanwaltschaftsbericht lesen sollen.
Ich glaube - um noch einmal auf den Alkoholausschank zurückzukommen -, dass
es zu wenig für die Kinder- und Jugendanwaltschaft ist, Presseaussendungen zu
machen, dass der gesetzwidrige Alkoholausschank an Kinder Besorgnis erregend
ist und sich dann bei den Medien zu bedanken, dass sie diese Presseaussendungen
veröffentlichen. Medien kontrollieren nicht und können das auch nicht
abstellen.
Ich denke mir, wenn man sich das Landesgesetzblatt für Wien vor Augen ruft,
was Ihre Aufgaben sind, dass Sie die Stadt und das Land auf Missstände
aufmerksam machen sollen, dass Sie hier säumig geworden sind! Hier denke ich
mir, dass das unter anderem ein Punkt ist, aber überhaupt der ganze Bericht,
wie er abgefasst ist, was es uns unmöglich macht, diesem Bericht zuzustimmen! (Beifall bei der FPÖ.)
Präsidentin Erika Stubenvoll:
Als Nächster ist Herr Abg Wutzlhofer zum Wort gemeldet. Ich erteile es ihm.
Abg Jürgen Wutzlhofer (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener
Landtags und Gemeinderats): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte
Frau Stadträtin! Sehr geehrte Anwälte! Liebe Damen und Herren!
Vorweg: Ich versuche, auf meine Vorredner einzugehen, allerdings kann ich
das nur bei den inhaltlichen Punkten, die 90 Prozent Topfen will ich
weglassen!
Ich habe mir gedacht, es ist selbstverständlich, dass ich die Rede mit
einem Dank für diesen Bericht anfange. Ich bin aber sehr verstört darüber, dass
zwei Parteien unabhängigen Anwälten gegenüber so auftreten können und werde das
deshalb ostentativer machen müssen als geplant. (StR Karin Landauer: Das finde ich gut!) - Ich danke für den
Zwischenruf.
Unser Dank gilt Monika Pinterits, Anton Schmid und ihrem Team für den
umfassenden Bericht und die vielen Hindergrundinformationen, natürlich aber vor
allem für die eigentliche Arbeit, welche die Grundlage für diesen Bericht
darstellt. (Beifall bei der SPÖ.)
Es ist wirklich Großartiges geleistet worden. Die Kinder- und
Jugendanwaltschaft bietet Kindern, die in starker Not sind, Opfer von sexuellem
Missbrauch geworden sind, Hilfe und Stütze sowohl in therapeutischer als auch
in juristischer Hinsicht an. Die Kinder- und Jugendanwaltschaft - das tut Ihnen
so weh, nehme ich an - ist aber auch eine Organisation, die ihre Rolle als
jemand definiert, der konsequent für Kinder und Jugendliche Partei ergreift.
Beispiele
dafür sind die Projektarbeit zum Jugendschutzgesetz, die Informationsplattform
"call and mail", wo Jugendliche anderen Jugendlichen Rat geben
können, auch das können sie, nicht nur ihre Eltern, aber natürlich auch das
Aufgreifen und Kommunizieren von Forderungen und Anliegen, die Kinder und
Jugendliche haben. Selbstverständlich ist die Stadt Wien oft Adressatin solcher
Forderungen. Ich bin aber sehr stolz, sagen zu können, dass diese sehr ernst
genommen und umgesetzt werden.
Das Jugendschutzgesetz ist schon in allen anderen Reden vorgekommen. Wir
haben uns am Montag getroffen, haben eine Diskussion gehabt, wo ich mir
eigentlich gedacht habe, toll, es gibt ein unglaubliches Einverständnis -
natürlich nicht in allen Punkten -, einen Respekt gegen diese jugendlichen
Projektproponenten. Dass man da nichts sagt, aber beim Landtag im Nachhinein
eigentlich den Jugendlichen ein Hackl ins Kreuz haut, finde ich besonders
ungeeignet in diesem Zusammenhang. (Beifall
bei der SPÖ.)
Ein anderes Beispiel für die Arbeit der Stadt Wien ist in dem Zusammenhang
die Wahlaltersenkung, die wir in unseren "100 Projekten für
Wien" umgesetzt haben, aber auch und nicht zuletzt der Einsatz der Stadt
Wien für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge durch eine Unzahl von
Maßnahmen, wie zum Beispiel die Flüchtlingsberatungsstellen. Wien hat nicht nur
eine Vorreiterrolle, sondern wir müssen eine Unzahl an Versäumnissen von den
meisten anderen Bundesländern ausbaden.
Das bringt mich eigentlich zu Ihren Wortmeldungen. Da muss man
grundsätzlich sagen, mit allem, was es an konkreten Vorschlägen gibt, die die
Situation für die Kinder- und Jugendarbeit verbessern, rennen Sie, glaube ich,
bei uns offene Türen ein. Wir sind gerne bereit, nach dem Sommer darüber zu
diskutieren. Natürlich sind wir auch gerne bereit, im Ausschuss noch einmal den
Bericht durchzublättern und uns zu überlegen, was wir da machen können. Ich
möchte aber schon erwähnen, der Bericht war im Ausschuss und da haben Sie sich
nicht zum Wort gemeldet. Gern machen wir jedoch das Ganze noch
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