Landtag,
2. Sitzung vom 28.06.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 60 von 74
einmal. Ich glaube, das ist eine sehr gute Gelegenheit, sich die Sachen
noch einmal durchzuschauen.
Was die Kinderrechtskonvention betrifft, sind wir d’accord mit den
Forderungen in der Kinderrechtskonvention und auch unserem Zugang, das umsetzen
zu wollen. Nur glaube ich auch, dass es eindeutig Sache einer Bundesverfassung
sein muss, einen Grundrechtskatalog festzuschreiben. Ich lade Sie alle ein,
gemeinsam dafür zu kämpfen, dass wir dem Bund gegenüber das in die Kurzfassung
hineinbekommen. Ich halte wenig davon, dass man jetzt in jedem Bundesland ein
anderes Bild davon konstruiert, welche Rechte Kinder haben sollen. Wir haben es
schon beim Jugendschutzgesetz geschafft, regionalübergreifend Regelungen zu
finden. Es wäre schade, wenn man das im Nachhinein bei dem Punkt wieder
vernachlässigen will.
Zu Ihrem Punkt, wenn alle Sachen umgesetzt werden können, dann könnte es
endlich eine fortschrittliche und zeitgemäße Jugendförderung geben: Ich bin der
Meinung, wir haben bewiesen, dass es eine fortschrittliche und zeitgemäße
Jugendarbeit ist. Wo sonst findet man eine solche Vielzahl an Möglichkeiten für
Kinder und Jugendliche, wie das Kinderferienspiel, das jetzt beginnt,
Parkbetreuung, JungbürgerInnen-Clubbings, Leistungen in einem Jugendcenter?
Liebe Kinder- und Jugendanwaltschaft! Zeigen Sie mir eine Stadt, wo das
Budget für den Jugendbereich bei sinkendem Gesamtbudget permanent steigt!
Zeigen Sie mir eine Stadt, wo 340 Millionen S für die außerschulische
Jugendarbeit ausgegeben werden! Ich finde, das ist eine schöne Bilanz. Zeigen
Sie mir eine Stadt in Europa, die keine Jugendarbeitslosigkeit hat! Das ist die
Bilanz, die wir Sozialdemokraten ziehen können! Darauf bin ich stolz! (Beifall bei der SPÖ.)
Ich
finde auch - damit komme ich zum eingangs erwähnten Topfen -, dass es nicht
unerwähnt bleiben darf, dass unsere Bilanz im Bereich der Kinder- und
Jugendarbeit eine Grundlage hat, nämlich ein Menschenbild oder ein Bild von
Kindern und Jugendlichen, das sich offensichtlich konträr von dem von ÖVP und
FPÖ unterscheidet. Für uns sind Kinder und Jugendliche eigenständige Individuen
und nicht - ich darf das vielleicht kurz erklären - Anhängsel ihrer Eltern, in
dem Sinne, dass sie nicht deren Meinung übernehmen sollen, sondern eigene
Interessen haben. Kinder und Jugendliche müssen ernst genommen werden und
werden von uns ernst genommen. Sie sind Menschen, die eigene Anliegen haben und
deshalb Freiräume und Partizipationsmöglichkeiten brauchen, um diese Anliegen umzusetzen.
(Beifall bei der SPÖ.)
Wir
sind keine Partei, die weiß, was für junge Menschen gut ist. Wir fragen sie
selbst. Wir binden sie ein und geben ihnen Raum, selbst für ihre Interessen zu
kämpfen. Im Übrigen ist das genau das, was Herr Dr Schmid gemacht hat. Er hat
Jugendliche gefragt, was sie davon halten - unglaublicher Skandal,
ideologischer Rückschritt.
Wenn
ich vorher von den großen Zusammenhängen gesprochen habe, so haben die
Parteien, die die Bundesregierung stellen, wie ich glaube, sozusagen die
Gegenbildrolle inne, was die Kinder- und Jugendanwaltschaft betrifft. Gestern,
bei der Familiendebatte, hat es sich gezeigt, heute auch noch einmal, aber -
wie gesagt - ich habe nicht besonderes Interesse daran, auf Ihren Punkt
einzugehen. Die Tatsache, um bei Ihren Klubs als Jungmandatar zählen zu können,
kann man so alt sein wie meine Eltern, zeigt, wie viel Sie von Partizipation
halten! (Beifall bei der SPÖ.)
Die
Folgen dieses Zugangs kennen wir: Einsparungen im Bildungsbereich,
Studiengebühren, die Streichung der Lehrlingsstiftungen, nicht zuletzt - weil
wir eigentlich beim Bericht der Kinder- und Jugendanwaltschaft sind - die
Anzeigepflicht von Misshandlungen, wo die Kinder- und Jugendanwaltschaft
Großartiges geleistet hat, um irgendwie klar zu machen, was das bedeutet, was
sie macht. Das sind Dinge, über die man reden muss. Das sind die Dinge, die
großen Zusammenhänge, die Kinder- und Jugendarbeit verunmöglichen. Blau/Schwarz
stört die Zukunft von Kindern und Jugendlichen! Wir ergreifen ihre Partei! (Beifall bei der SPÖ.)
Präsidentin
Erika Stubenvoll: Als
Nächster hat sich Herr Abg Strache zum Wort gemeldet. Ich erteile es ihm.
Abg
Heinz Christian Strache (Klub der Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrte
Frau Präsidentin! Sehr geehrte Frau Stadträtin! Meine sehr geehrten Damen und
Herren!
Eingangs
möchte ich natürlich ein bisschen auf die Kollegin Jerusalem eingehen. (Abg Claudia Sommer-Smolik: Sparen Sie sich
das lieber!) Es verleitet dazu und wäre verwunderlich, wenn ich das nicht
machen würde. Das wäre wirklich etwas, was neu wäre, aber das kann man so nicht
im Raum stehen lassen! (Abg Dipl Ing
Martin Margulies: Links im Raum!) Wir haben schon gestern und vorgestern
Debattenbeiträge in dieser Richtung gehabt.
Ich sage Ihnen, Frau
Abgeordnete, mir ist schon klar, dass Sie eine andere Einstellung haben. Diese
präsentieren Sie auch auf Ihrer Internet-Seite, wo unter anderem von Ihnen
gefordert wird, sauberes Heroin vom Arzt in Zukunft durchzusetzen. Es ist mir
schon klar, welches Bild Sie zu vermitteln versuchen, aber ich meine, dass
gerade bei der Freigabe von Haschisch, die Sie immer wieder verlangen und
fordern, Sie sich doch vor Augen halten sollten, wir haben heute auch auf
unseren Autobahnen die Situation, dass sich leider Gottes sehr viele Menschen
nicht an Geschwindigkeitsbegrenzungen halten (Abg Dr Elisabeth Neck-Schaukowitsch: Auch FPÖler!), wir sagen aber deshalb nicht, dass wir
jetzt die Geschwindigkeitsbegrenzungen aufgeben, weil sich kaum jemand an diese
hält. Das wäre ein komplett verrückter Ansatz, denke ich zumindest. (Abg Harry Kopietz: Das steht ja in keinem
Zusammenhang!) Genauso verrückt wäre der gedankliche Ansatz, wenn man sagt,
leider gibt es die Situation, dass viele Jugendliche in
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