Landtag,
2. Sitzung vom 28.06.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 20 von 74
Debattenbeitrag
wiederum vorexerziert, wo sozusagen die Bösen gesucht werden müssen, ganz im
Unterschied zur Kollegin Frauenberger, die überraschend konstruktiv war und eine
Reihe von Vorschlägen gemacht hat, von denen wir glauben, dass sie wirklich
einer näheren Behandlung unterzogen werden müssten. (Beifall bei der FPÖ. - Abg Christian Oxonitsch: Das war eine Kollegin
von Ihnen!)
Es wäre
natürlich völlig verfehlt und würde zu kurz greifen, die Bundesregierung allein
für das Phänomen der Schwarzarbeit in Beziehung zu nehmen. Die Bekämpfung der
Schwarzarbeit ist ein gesellschaftspolitisches Anliegen, ist ein
wirtschaftspolitisches Anliegen und ist ein sozialpolitisches Anliegen. Wer
Schwarzarbeiter beschäftigt, hinterzieht Sozialversicherungsbeiträge,
hinterzieht Steuern, beutet Arbeiternehmer aus und verzerrt den Wettbewerb!
Dafür gibt es null Toleranz, meine Damen und Herren! (Beifall bei der FPÖ.)
Die Bekämpfung
der Schwarzarbeit muss daher im Zusammenwirken zwischen Bund, Länder, Gemeinden
und den Interessenvertretungen - da sind die Fantasie und das Engagement der
Arbeiterkammer, des Gewerkschaftsbunds und der Wirtschaftskammer gefragt -, im
Konzert der Kräfte dieses Landes, erfolgen.
Ich persönlich
habe den Eindruck, dass es natürlich in dem einen oder anderen Fall um das
Schließen gesetzlicher Lücken geht. Meiner Meinung nach sollte aber die
konsequente Vollziehung der bestehenden Gesetze im Vordergrund stehen. Ich
merke in meinem Beruf und realisiere das täglich, dass wir alle unter einer
furchtbaren Normenflut leiden, dass es immer weniger Leute gibt, die wirklich
das verstehen, was im Parlament beschlossen werden kann und dass es immer
weniger Leute gibt - auch im Bereich der Verwaltung -, die diese Gesetz alle
vollziehen können. Daher, glaube ich, wäre der Vollzug der bestehenden Gesetze
zunächst erforderlich. Da habe ich den Eindruck, dass sich vor allem die
Finanzverwaltung - durchaus im Einvernehmen und im Zusammenwirken mit den
Trägern der Sozialversicherung - konsequent dieses Themas annimmt.
Ich weiß aus
meiner beruflichen Praxis, dass es koordinierte Vorgangsweisen gibt. Ich
glaube, man sollte durchaus auch den Bereich des Magistrats hineinnehmen. Es
wäre notwendig, dass die Sozialversicherungsprüfer, Steuerprüfer,
Kommunalsteuer- und Getränkesteuerprüfer durchaus noch besser und stärker
koordinieren. Ich weiß, dass es im Bereich der Finanzlandesdirektion für Wien,
Niederösterreich und Burgenland bemerkenswerte Ansätze gibt, Schwarzarbeit
nicht ex post zu bekämpfen, sondern bevor sie überhaupt stattfinden kann. Ich
weiß, es werden Eingreiftruppen gebildet, die konsequent beim
Generalunternehmen ansetzen. Das heißt, in dem Moment, wo ein Bauwerk entsteht -
Schwarzarbeit ist vor allem ein Problem der Bauwirtschaft -, gibt es einen
Generalunternehmer und in dem Moment soll es in Zukunft verstärkt Kontrollen
geben. Das heißt, da wird der Finanzprüfer unangemeldet erscheinen, hoffentlich
gemeinsam mit dem Kommunalsteuerprüfer und mit dem Sozialversicherungsprüfer,
und man wird sich die Firmen anschauen, die dort als Sub-Unternehmer arbeiten.
Wenn dann entdeckt wird, dass eine Vielzahl dieser Firmen - das ist gängige
Praxis in Wien - nicht steuerlich registriert ist und daher Umsatzsteuer
hinterzieht, Ertragssteuern hinterzieht, Sozialversicherungsbeiträge
hinterzieht und Lohnsteuer hinterzieht, weil sie auch Schwarzarbeiter
beschäftigt, muss das im Keim erstickt werden. Dann muss sozusagen gleich von
Anfang an verhindert werden, dass solche Unternehmen überhaupt Aufträge
bekommen. (Beifall bei der FPÖ.)
Wir alle
wissen natürlich, dass das Problem der Schwarzarbeit naturgemäß in einem Europa
der offenen Grenzen noch größer geworden ist. Es ist daher heute stärker als
jemals zuvor ein Gebot der Stunde, Schwarzarbeit europaweit zu bekämpfen. Vor
kurzem ist dazu ein Artikel in der "Presse" erschienen, den ich jetzt
aus Zeitgründen nicht mehr wiedergeben kann.
Ich glaube -
damit möchte ich schließen -, wir alle wissen, wie ernst dieses Problem ist.
Wir alle sind bereit, dagegen etwas zu unternehmen. Wir werden, wenn der Text
des Resolutionsantrags in unserem Sinne korrigiert worden ist, diesem Antrag
zustimmen können. Ich glaube, das ist eine gute Basis für eine weitere
Zusammenarbeit! (Beifall bei der FPÖ.)
Präsidentin
Erika Stubenvoll: Als
Nächster ist Herr Abg Ekkamp zum Wort gemeldet. Ich erteile es ihm.
Abg Franz Ekkamp (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats):
Frau Präsidentin! Geschätzte Damen und Herren!
Das Wirtschaftswachstum stagniert, haben wir heute
gehört, die Schwarzbeschäftigung steigt. Das ist die derzeitige Beschreibung
der Wirtschaftssituation. Sagenhafte 10 Prozent des Bruttoinlandsprodukts
- im Jahr 2000 waren es 2 834 Milliarden S - werden durch die
Schwarzbeschäftigung erwirtschaftet. Ich denke, man sollte sich diese
Größenordnung einmal vor Augen führen. Das geht nämlich der Volkswirtschaft
verloren.
Ich freue mich darüber, dass es überparteilich doch ein gemeinsames
Interesse daran gibt, diese auswuchernde Schattenwirtschaft zu unterbinden. Die
Gewerkschaften kämpfen schon seit langem dafür, dass dies abgestellt wird. Aber
auch viele korrekt arbeitende Betriebe stehen mit ihren Interessenvertretungen
dafür ein, dass diesem Treiben ein Ende gesetzt wird. Gerade Klein- und
Mittelbetriebe - das wurde heute schon gesagt - leiden unter der organisierten
Schwarzbeschäftigung, insbesondere die Bauwirtschaft mit den vielen
Vernetzungen von Sub-Unternehmen, die nicht mehr kontrollierbar sind. Sie
leiden unter einem Wettbewerbsnachteil durch entgangene Aufträge.
Meine Damen und Herren! Nachbarschaftshilfe - wie es angeführt wird - soll
man nicht kriminalisieren. Es geht rein um die organisierte, illegale
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