Landtag,
2. Sitzung vom 28.06.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 19 von 74
ihm.
Abg Walter Strobl (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrte Frau
Präsidentin! Meine Damen und Herren!
Dass zumindest
einige der GRÜNEN eine gewisse Governmentphobie haben, haben wir in den letzten
Wochen und Tagen hier ganz deutlich bemerkt. Aber das wächst sich schön langsam
zu einem Verfolgungswahn aus! Ich werde Ihnen dann an Hand einiger Beispiel
zeigen, dass wir uns durchaus in manchen Punkten sogar verstehen, aber in
manchen kann ich Sie überhaupt nicht verstehen! (Abg Günter Kenesei: Sollen wir Ihnen das erklären?) - Ja, darauf
bin ich sehr gespannt!
Die Frage der
Schattenwirtschaft ist ein weltweites Phänomen. Wir können davon ausgehen, dass
das zwar von allen Seiten bearbeitet wird, aber dass es keine generellen
Lösungsansätze gibt. Österreich zählt laut der letzten OECD-Studie allerdings
zu den Musterschülern. Wir haben mit 9,8 Prozent einen Mittelwert, der
ganz knapp unter dem des OECD-Durchschnitts liegt.
Das heißt,
wenn wir das genau anschauen, haben wir bei 21 OECD-Staaten derzeit eine
Quote von durchschnittlich 16,7 Prozent, nur damit man diese Zahlen ins
rechte Licht rückt. Wir haben bei einer sozialdemokratisch regierten
Bundesrepublik Deutschland 16 Prozent. In südeuropäischen Ländern liegt
die Quote bei 25 bis 30 Prozent. Selbst in Skandinavien liegt sie bei 17
bis 19 Prozent.
Das ist alles
kein Anlass zur Freude. Wir sollen uns natürlich Überlegungen machen, in
welcher Form man das Pfuschertum in den Griff bekommt. Es lässt sich allgemein
feststellen, neben der Steuerquote der Belastung, grundsätzlich dem
Schlepperwesen, bildet auch die Einwanderung zusätzlich ein Potenzial, vor
allem das Abgleiten in die Illegalität.
Daher war es
schon immer die Meinung und die Auffassung der Wiener ÖVP, dass Aufenthaltsgenehmigung
und Arbeitsbewilligung in einem relativ engen und raschen Verhältnis angeboten
und gewährt werden sollten. (Beifall bei
der ÖVP.)
Bezüglich
diverser Maßnahmen und Kontrollen hat sich die ÖVP immer klar positioniert,
effizientere und durchschlagskräftigere Kontrollen, nämlich der bestehenden
Gesetze, verlangt, aber sich sicher nie zur Schikanierung im privaten Bereich
bekannt, ganz einfach, weil wir im privaten Bereich - ich sage jetzt einmal
klassisch die Nachbarschaftshilfe - kein Spitzelwesen wollen. Es geht nämlich
um die organisierte Schwarzarbeit.
Da hat die ÖVP
einige Vorschläge gemacht, wie zum Beispiel das Luxemburger Modell, wo es darum
geht, wenn zum Beispiel Arbeiten beim Hausbau anstehen, Sanierungen et cetera,
und diese von befugten Gewerbetreibenden durchgeführt werden, dass ein Teil der
Mehrwertsteuer an den Kunden refundiert wird. Das würde laut WIFO-Studie den
Pfusch in Österreich um ein Drittel eindämmen, wäre also eine Maßnahme, die
durchaus sinnvoll zu überlegen wäre.
Eine zweite
Frage - das geht mehr in den Dienstleistungsbereich hinein - ist die Frage der
Legalisierung. Ich denke zum Beispiel an Arbeiten, die im Haushalt gemacht
werden. Hier gibt es Ideen von Dienstleistungsgutscheinen, wie es sie zum
Beispiel in Frankreich und Belgien gibt, welche diese begünstigt inklusive
Sozialversicherung anbieten, aber auch zum Beispiel wie in Deutschland die
Haushilfe grundsätzlich steuerlich abschreibbar machen. Was wir brauchen, sind
positive Akzente und sicher keine zusätzliche Kriminalisierung! (Beifall bei der ÖVP.)
Damit wir aber
das Thema auch dorthin bringen, wo es jetzt aktuell von der Bundesregierung
behandelt wird, darf ich Ihnen mitteilen, dass Ihnen wahrscheinlich bekannt
sein wird, dass es ab Herbst einen parlamentarischen Untersuchungsausschuss
geben wird, der bereits beschlossen ist und sich mit diesem Thema befassen
wird. Es wurden ihm bereits einige Anträge, auch von SPÖ-Abgeordneten - ich
habe sie sogar da -, zur Behandlung zugewiesen. Die österreichische Bundesregierung
wird sich diesem Thema - unter anderem diesem von der SPÖ eingebrachten Antrag
- ab Herbst widmen und hat sich vorgenommen, bis zum Dezember entsprechende
Maßnahmen zu setzen. (Abg Franz Ekkamp:
Von wann war das?) - Das ist vom 1.6.
Abschließend
möchte ich noch darauf hinweisen, dass die Linzer Studie, die hier zitiert
wurde, komplett zitiert werden sollte. Damit bin ich dann auch schon fertig.
Es soll das
Problem zweifelsohne nicht verniedlicht werden. Aber wir müssen auch sehen,
dass es insgesamt 70 Prozent sind, die wieder in die Wirtschaft
zurückfließen. Das heißt, 70 Prozent des schwarz verdienten Geldes werden
wieder inländisch wirksam. Ich sage noch einmal, das soll keine Verniedlichung
des Problems sein, es soll aber doch auch deutlich auf die wirtschaftlichen
Maßnahmen und auf die wirtschaftliche Situation in diesem Zusammenhang hingewiesen
werden. (Beifall bei der ÖVP.)
Präsidentin
Erika Stubenvoll: Als
Nächster ist Herr Abg Dr Serles zum Wort gemeldet. Ich erteile ihm das Wort.
Abg Dr
Wilfried Serles (Klub der Wiener Freiheitlichen): Frau
Präsidentin! Meine Damen und Herren!
Es hat auch in
den letzten Tagen in diesem Haus bereits eine Tendenz gegeben, die deutlich
merkbar war, nämlich die Tendenz, die Bundesregierung für alles verantwortlich
zu machen. Die Kollegin von mir hat es auf den Punkt gebracht. Wenn Sie die
Chance hätten, die Bundesregierung auch für das schlechte Wetter verantwortlich
zu machen, meine Damen und Herren von den Grünen,
dann würden Sie das tun! Weil es heute so schön ist, könnte man sagen, die
Bundesregierung leistet ganz ausgezeichnete Arbeit, aber das wäre natürlich
genauso unzulässig. (Abg Christian
Oxonitsch: Ich will Sie nicht berichtigen, aber das war eine Kollegin von
Ihnen!)
Die Kollegin Vana von
den Grünen hat heute im
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