Landtag,
2. Sitzung vom 28.06.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 16 von 74
ausländische -
schwarz anzustellen. Jede Firma hätte Angst davor, die Verpflichtung
einzugehen, einen Menschen ein Jahr lang nicht kündigen zu können. Jede Firma,
die von Schwarzarbeit lebt, hätte Angst davor, alle Steuern nachzuzahlen.
Die zentrale
Forderung bei der Frage der Bekämpfung der illegalen Beschäftigung heißt daher
Rechtssicherheit für alle Beschäftigten. Jeder Beschäftigte muss es sich
leisten und trauen können, vor die Sozialversicherung hinzutreten und zu sagen:
"Ich will nicht schwarzarbeiten, aber ich muss! Helfen Sie mir!" -
Danke sehr. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Präsident
Johann Hatzl: Als Nächster
kommt Herr Abg Klucsarits zum Wort.
Abg Rudolf Klucsarits (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Herr Präsident! Meine sehr
geehrten Damen und Herren!
Einleitend
lassen Sie mich, um nicht absichtlich falsch verstanden zu werden, sagen, ich
habe überhaupt kein Verständnis dafür, wenn jemand Schwarzarbeiter beschäftigt!
Es ist nicht nur unsozial, sondern es ist menschenverachtend und beileibe kein
Kavaliersdelikt!
Lassen Sie
mich darauf hinweisen, es ist eine uralte ÖVP-Forderung - sowohl Bundeskanzler
Schüssel als auch Klubobmann Khol haben es erst vor kurzem wiederum bestätigt
-, wer bei uns eine legale Aufenthaltsgenehmigung hat, sollte damit automatisch
auch eine Arbeitsgenehmigung haben. (Beifall
bei der ÖVP.)
Aber
die Schattenwirtschaft ist halt nicht wegzudiskutieren. Pfusch und
Schwarzarbeit sind international gesehen ein allgemein bekanntes Phänomen. Hinsichtlich
der Auswirkungen der Schattenwirtschaft sind wir auf Schätzungen angewiesen,
aber seit Jahren beschäftigt sich der Linzer Univ Prof Friedrich Schneider mit
dieser Thematik. Nach seinen Berechnungen wächst der Pfusch jährlich - auch
heuer wiederum - um 6,6 Prozent. Das ergibt ein Volumen von
291 Milliarden S und entspricht bereits 10 Prozent des BIP.
Dieses Phänomen heißt, jeder zehnte Österreicher pfuscht und jeder siebente
Österreicher hat einen Pfuscher beschäftigt. Aus diesem Datenmaterial geht
bereits die ungeheure Dimension dieses Phänomens hervor.
Hauptleidtragende,
meine sehr geehrten Damen und Herren, sind die Gewerbe- und Handwerksbetriebe,
denn die Schattenwirtschaft konzentriert sich hauptsächlich auf die
Baunebenbranche, die Reparatur an Autos, an Elektrogeräten, Friseure und
Reinigungsdienste in Haushalten. Die Gewerbebetriebe beklagen seit Jahren diese
unlautere Konkurrenz, die unter völliger Missachtung sämtlicher
Rechtsvorschriften und der Hinterziehung von Steuern und Sozialabgaben eine
echte Gefahr für unser Sozialsystem darstellt, denn würden diese Sozialabgaben
abgeführt werden, hätten unsere Krankenkassen kein finanzielles Problem! (Beifall bei der ÖVP sowie bei den Abgen
Johann Driemer und Franz Ekkamp. - Abg Dipl Ing Martin Margulies: Also, ist der
Hauptverband doch gut verwaltet!)
Der
Handlungsspielraum unserer Gemeinde Wien wird damit ebenfalls eingeengt, denn,
meine sehr geehrten Damen und Herren, durch die Schattenwirtschaft entgingen
uns im Jahr 2000 8 Milliarden S. Auch heuer werden wir wiederum
diesem Betrag nachschauen können. Deshalb haben wir bereits 1998 große
Hoffnungen in das von Frau Sozialministerin Hostasch vorgelegte
Schwarzarbeitergesetz gelegt - ich habe damals auch mitverhandelt -, mussten
aber leider Gottes feststellen, dass der Pfusch nicht wirklich bekämpft wurde -
ich komme noch einmal darauf zurück -, sondern es wurde nur auf die Schwarzarbeiter
geschaut. Diese Blindheit auf einem Auge wurde verschämt
"Nachbarschaftshilfe" genannt. (Abg
Josefa Tomsik: Aber Herr Kollege, was ist denn daran falsch?)
Nachdem ich
selbst als Unternehmer und Funktionär in der Wirtschaftskammer tätig bin, darf
ich Ihnen versichern, meine sehr geehrten Damen und Herren, dass uns an einer
effektiven Bekämpfung der Schattenwirtschaft sehr gelegen ist. (Abg Josefa Tomsik: Bei den Rauchfangkehrern
wird es keine Schwarzarbeit geben!) Es kann aber nicht so sein, dass man
die seriösen Betriebe mit zusätzlichen Kontrollen schikaniert und der Pfuscher
weiterhin völlig unbehelligt seiner Tätigkeit nachgehen kann! Das kann es ganz
einfach nicht geben! (Beifall bei der
ÖVP. - Abg Godwin Schuster: Und wie erkenne ich das im Vorhinein?)
In diesem
Zusammenhang muss ich leider auch auf die durch den damaligen Finanzminister
vertane Chance, durch eine Reduzierung des Mehrwertsteuersatzes in ausgesuchten
Branchen zu einer Pfuscherbekämpfung beizutragen, hinweisen. Diese selektive
Steuersenkung war nämlich im Jahr 1999 von allen Finanzministern der EU
beschlossen und sollte unter anderem den Mehrwertsteuersatz von 20 auf
10 Prozent bei Friseuren senken. Die damit verbundene Förderung, auch von
Arbeitsplätzen, wurde vom damaligen Finanzminister Edlinger abgelehnt! (Abg Gerhard Pfeiffer: Schau', schau'! - Abg
Josefa Tomsik: Aber schon in Koalition mit der ÖVP! Was glauben Sie, wer das
gewollt hat?)
Auch fanden
Studien des IHS und des WIFO über eine Reduktion des Mehrwertsteuersatzes im
Wohnbau bei den Finanzministern - weder bei Klima noch bei Edlinger -
Interesse, was insofern bedauerlich ist, als das 11 000 neue Arbeitsplätze
gebracht hätte und 7 000 Arbeitssuchende dadurch eine Stellung hätten
finden können! (Beifall bei der ÖVP. -
Abg Godwin Schuster: Das heißt, Sie unterstützen eine Reduktion des
Mehrwertsteuersatzes im Wohnbau?)
Präsident
Johann Hatzl (unterbrechend): Herr Abgeordneter, ich
bitte, zum Schluss zu kommen.
Abg Rudolf Klucsarits (fortsetzend): Ich appelliere daher an die Mehrheitsfraktion,
Pfusch nicht länger als "Nachbarschaftshilfe" gesellschaftlich zu
verharmlosen!
Ich bin für strenge
Kontrollen, um festzustellen, ob
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