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Gemeinderat, 16. Sitzung vom 30.11.2021, Wörtliches Protokoll  -  Seite 100 von 110

 

Es freut mich sehr, dass der Regionale Strukturplan Gesundheit für Wien bis zum Jahr 2025 die Schaffung von insgesamt 36 Primärversorgungseinheiten vorsieht. Weitere Standorte sollen noch bis Ende 2021 durch die Österreichische Gesundheitskasse ausgeschrieben werden, und dabei sollen insbesondere Regionen mit erhöhtem Versorgungsbedarf berücksichtigt werden. Mit diesem Doppelbudget setzen wir in Wien auf Kontinuität und Weiterentwicklung mit innovativen Konzepten für die Medizin der Zukunft.

 

Wenn ich schon bei der Zukunft bin, möchte ich einen Sprung zu einem weiteren Zukunftsthema machen, das viel zu wenig Platz in unserer Gesellschaft findet, und das, obwohl es mehr als die Hälfte der Bevölkerung betrifft. Ich spreche von Frauengesundheit. Sowohl im Medizinstudium als auch in der Praxis fällt mir immer wieder auf, wie wichtig gendersensible Medizin ist beziehungsweise zu welch fatalen Folgen es führt, wenn auf Grund verschiedener Aspekte, wie etwa Gender, Migrationserfahrung, sozioökonomischer Status, Bildung und Einkommen, falsche Diagnosen gestellt werden. Der Mann galt lange in der Medizin als der Prototyp des Menschen. Selbst heute werden zur Erforschung von Medikamenten bei Tierversuchen nach wie vor männliche Tiere bevorzugt. Dass Frauen nicht einfach kleinere Männer sind und es daher Unterschiede bei der Diagnose, beim Verlauf und bei der Therapie von Krankheiten gibt, findet, Gott sei Dank, immer mehr Einzug in unsere Gedankenmuster. Frauen und Männer zeigen unterschiedliche Reaktionen und unterschiedliche Symptome und können auf Therapien ganz unterschiedlich reagieren. Das 1989 beschlossene Wiener Programm für Frauengesundheit setzt sich seit Beginn für gesundheitliche Chancengerechtigkeit von Frauen und Männern ein.

 

Mit zahlreichen Projekten wurden die Grundlagen für gendersensible Medizin und Frauengesundheit in die Wiener Gesundheitslandschaft eingebracht. Es wurden zahlreiche Initiativen gestartet, um auf die Bedürfnisse von Frauen aufmerksam zu machen und sie insgesamt in ihrer Gesundheitskompetenz zu stärken. Damit hört die Stadt Wien aber nicht auf. Mit dem Pilotprojekt „Rote Box“, worüber wir heute schon einige Male gehört haben, werden weitere Tabus gebrochen. Mädchen und Frauen wird endlich ein niederschwelliger, kostenloser Zugang zu Monatshygieneartikeln angeboten. Menstruieren ist nämlich teuer, sehr, sehr teuer. Zwischen 10.000 und 17.000 Tampons oder Binden verbraucht eine menstruierende Person in ihrem Leben. Je nachdem, ob es sich um Billig- oder Markenprodukte handelt, geben wir in Österreich im Laufe unseres Lebens mindestens zwischen 2.500 und 4.500 EUR dafür aus. Und viele können sich das gar nicht leisten. Die „Roten Boxen“ in der Brigittenau sollen das Thema sichtbar machen, es enttabuisieren und einen unkomplizierten Umgang damit fördern.

 

So wird die Menstruation enttabuisiert und werden junge Mädchen und Frauen entlastet. An vier Standorten im 20. Bezirk gibt es seit einigen Wochen kostenlose Binden und Tampons zur freien Entnahme. Ziel ist es, Periodenarmut zu bekämpfen.

 

Bevor ich zum Schluss komme, möchte ich noch kurz auf den Antrag der ÖVP betreffend Erinnerungsbrief zur Brustkrebsvorsorge ab 70 Jahren eingehen. Ich finde den Antrag generell super. Ich halte auch dieses Früherkennungsprogramm für sehr wichtig, weil es sehr präventiv und wirklich gut ist. Ich verstehe allerdings nicht ganz, warum Sie es jetzt hier einbringen. Es sollte doch eigentlich mindestens zwei der EinbringerInnen bekannt sein, dass das Brustkrebsfrüherkennungsprogramm von der Österreichischen Sozialversicherung angeboten wird und nicht von der Stadt Wien. Der Brief, der an die Frauen ausgeschickt wird, kommt von der Österreichischen Sozialversicherung, und daher sollten Sie diesen Antrag an die Österreichische Sozialversicherung adressieren.

 

Wir setzen als Stadt Wien ganz gezielte Maßnahmen im Bereich der Gesundheitsförderung, in der Ausbildung für Gesundheitsberufe und in der Prävention. Die Wichtigkeit des Gesundheitssektors ist uns bewusst. Unsere Verantwortung gerade während dieser Pandemie ist uns auch sehr bewusst, und genau das spiegelt unser Doppelbudget wider. - Vielen Dank.

 

Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Eppinger. Die fraktionelle Restredezeit beträgt sechs Minuten, die ich auch einstellen werde. Bitte.

 

20.36.11

GR Peter L. Eppinger (ÖVP)|: Ich bin der Letzte, wie ich gelesen habe. - Der Vorletzte? Ja, selbstverständlich, dann spricht noch der Herr Stadtrat, ich bin aber der Letzte aus dem Gemeinderat.

 

Liebe Bürger und -innen! Geschätzte Steuerzahler und -innen! Werter Gemeinderat!

 

Am Schluss hat also der Sport bei mir das Wort. Mit Blick auf die Uhrzeit und die Restredezeit werde ich anders vorgehen, als ich vorhatte. - Ich möchte mich an dieser Stelle nach zwei Tagen der Budgetverhandlungen aufrichtig und ehrlich bei den vielen Referenten und den Damen und Herren in den Büros, gleichgültig, welcher Fraktion, bedanken, denn ohne Sie und ohne euch hätten wir in den letzten zwei Tagen nicht so viel zu reden gehabt. - Danke vielmals.

 

Ja. Ich könnte vieles kritisieren und es, wie viele Wienerinnen und Wiener auch, schade finden, dass Sport oft den Kürzeren zieht hier im Gemeinderat und dass die Sporthalle in Wien 19 gegen den Gemeindebau verliert. Ich könnte beklagen, dass Wiener Kinder während der Pandemie und auch danach nicht schwimmen lernen konnten, weil wir einfach zu wenig Platz haben in Wien.

 

Ich sage Ihnen jetzt aber etwas: Wir, die Politiker beziehungsweise die Menschen, die sich in der Politik engagieren, sind ja immer ganz gut im Kritisieren, im Einander-Ausrichten, beim Sagen, wie man etwa besser machen könnte: Wir finden immer irgendetwas. Deswegen möchte ich jetzt nach den zwei Tagen Budget etwas sehr deutlich aussprechen, was mich unter anderem in die Politik gebracht hat, und ich weiß auch von manchen hier, etwa von dir, Peko, und von vielen meiner Fraktion, warum sie hier sind: Weil wir es lieben, einander respektvoll auszutauschen. Wir haben es in den letzten zwei Tagen ganz oft geschafft, einander die Meinung zu sa

 

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